105 Alpbetriebe haben beim Alpofon um Hilfe nachgefragt. In zwei Fällen wurde Unterstützung wegen Wolfsangriffen gesucht, in sieben Fällen, weil Alppersonal wegen Heimweh oder Liebeskummer abreiste.
Der Alpsommer ist für viele die schönste Zeit des Jahres. Es ist aber auch eine strenge, arbeitsreiche Zeit mit langen Arbeitstagen, Wetterumschwüngen, viel Handarbeit und oft mit Zusammenleben auf engem Raum. Gerade Neueinsteiger kommen damit nicht immer klar – und brechen den Einsatz ab. Hinzu kommen Krankheiten und Unfälle, die jedes Jahr dazu führen, dass Ersatzälpler, Ersatzhirten oder Ersatzkäser gesucht werden.
Personal für Kuhalpen
In diesem Fall hilft das Alpofon. Es wurde dieses Jahr von die IG Alp bereits zum 19. Mal angeboten. Betreut wurde es von Barbara Sulzer, Stefanie Nickel und Kati Schindler – und zwar von Anfang Juni bis Ende September. Barbara Sulzer hat die eingegangenen Anrufe ausgewertet – mit erstaunlichem Resultat.
«Rund 105 Alpbetriebe – darunter 50 Kuhalpen, 25 gemischte Alpen, 20 Jungvieh- und Mutterkuhalpen, 13 Ziegen- und 9 Schafalpen – haben nach Ersatzpersonal gefragt», bilanziert sie. «Dieses Jahr wurde auf 30 Prozent mehr Alpen Personal gesucht, nämlich auf 105 Alpen gegenüber durchschnittlich 80 Alpen in den letzten Jahren.» Die bisherige Höchstzahl von Alpen mit Personalsuche lag bei 100 im Jahr 2008.
Die 105 Alpbetriebe haben insgesamt 125 Arbeitskräfte gesucht. «Wir konnten mindestens 45 Leute vermitteln, das heisst in gut einem Drittel der Fälle helfen. Da wir nicht immer Rückmeldungen bekommen, wissen wir nicht genau, wo eine Vermittlung geklappt hat.»
Zur Verfügung standen zwar 117 Leute, die eingesprungen wären – leider waren sie nicht immer im richtigen Moment verfügbar und hatten auch nicht immer die gewünschten Kenntnisse.» 30 sogenannte Springer haben sich laut Barbara Sulzer wieder abgemeldet, von ebensovielen habe das Alpofon keine Rückmeldung bekommen, und einige hätten bei der Anfrage des Alpofons für einen Einsatz bereits auf anderen Alpen einen Job gefunden. «Und manchmal erwies sich auch die eingesprungene Person als untauglich oder war bald überfordert.»
Mangel ab Alpbeginn
Bei den Gründen zur Personalsuche in der Alpofon-Statistik fällt auf, dass auf neun Alpen schon bei Alpbeginn Leute fehlten, da niemand gefunden wurde, oder dass die Arbeitskraft schon vor dem Saisonstart wieder abgesagt hat. «Sieben Personen nannten Heimweh und Liebeskummer als Grund für den Alpabbruch, das kam bisher auch nicht in diesem Ausmass vor», sagt die Alpofon-Verantwortliche. Zweimal wurde Verstärkung auf Schafalpen gesucht wegen Wolfsangriffen. Die häufigsten Gründe für den Anruf beim Alpofon waren allerdings Krankheiten, Unfälle und Überforderung.
Personal war knapp
Heuer war das Aushilfs-Alppersonal knapp. Dies auch deshalb, weil mehrere Alpen mehrmals Personal suchten, da sie nicht mit einer Person die ganze Ausfallzeit abdecken konnten. Und weil nebst Alpbetrieben auch 15 Bergbetriebe Arbeitskräfte suchten, meistens zur Mitarbeit beim Heuen.
Von den 117 Personen, die sich ursprünglich für einen Einsatz beim Alpofon zur Verfügung gestellt hatten, waren 40 Frauen. «Dies sind nur 34 Prozent weniger als in anderen Jahren», so Barbara Sulzer. «Hingegen waren 64 Prozent Schweizer, mehr als früher.»