Während im Berner Oberland und im Toggenburg SG die Bauern meist zu Fuss mit dem Vieh zur Alp ziehen, fährt im Bündnerland und in den St.Galler Gemeinschaftsalpen immer häufiger der Lastwagen vor.
In den letzten Jahren hat Pirmin Signer aus Bonaduz GR stets in den ersten Junitagen seine 14 Kühe auf die Alp Il Bot auf 1500 Metern gebracht. «Heuer ist es kalt, es gab viel Schnee. Wir werden rund eine Woche später auffahren», sagt er – und sieht Vorteile: «Dank dem Schnee wächst das Gras gestaffelt, so haben wir in diesem Jahr hoffentlich länger gutes Gras.»
Alpaufzug verzögert
Signer ist laut Töni Gujan vom Plantahof GR nicht der Einzige, der wartet: «Die Alpmeister der Bündner Alpen, die normal Ende Mai bis Anfang Juni bestossen werden, gehen von drei bis sieben Tagen Verzögerung aus.» Für den Kanton St. Gallen meint Marco Bolt: «Grundsätzlich kann man sagen, dass die Alpfahrten ein bis zwei Wochen später stattfinden als im Schnitt. Auf einem grossen Teil der Alpen sömmert erst ab der zweiten und dritten Juniwoche das Vieh.»
Im Berner Oberland seien einige Alpen bereits bestossen worden, weiss Matthias Grossmann vom Inforama Hondrich. «Die Saison wird sich aber an vielen Orten um gut zwei Wochen verzögern im Vergleich zu 2020, einem sehr frühen Jahr.»
Tradition erhalten
Bei Signer ist 2021 nicht nur der Termin neu. «Bisher habe ich die Kühe mit Traktor und Anhänger hochgefahren. Heuer gehen wir erstmals mit den vier Kindern zu Fuss. Wir möchten die Tradition erhalten und den Leuten eine Freude bereiten», erklärt er. Rund vier Stunden rechnet er für die 7km. Damit setzt er einen Gegentrend im Bündnerland.
Denn Gujan beobachtet einen Rückgang der Alpaufzüge zu Fuss: «Der Verkehr nimmt zu, die Betriebe wachsen – da ist der Verlad effizienter. Es braucht weder Helfer noch Strassenreinigung.» Alpen mit schlechter Zufahrt würden zu Fuss bestossen. «Und zunehmend werden die Tiere auf Hauptstrassen transportiert, dann folgt der Fussmarsch auf der Alpzufahrtsstrasse.»
Regionale Unterschiede
Mehr dieser Teilstrecken-Transporte beobachtet auch Grossmann. Dennoch: «Alpaufzüge finden im Berner Oberland vielerorts zu Fuss statt. Meist liegen kurze Distanzen zwischen Heim- und Sömmerungsbetrieb, und die Zufahrt ist nicht überall mit einem Lastwagen möglich.»
Im Kanton St.Gallen gibt es laut Bolt grosse regionale Unterschiede: «Die grossen Gemeinschaftsalpen werden kaum mehr zu Fuss bestossen. Ein Grossteil des Viehs ist ausserregional oder gar ausserkantonal.» Anders sei es im Toggenburg, wo die Alpen meist privat bewirtschaftet werden: «Hier ist das Öberefahre, wie die Alpauffahrt genannt wird, ein wichtiges traditionelles Ereignis.»


Den Alpaufzug mit Pirmin Signer aus Bonaduz haben meine Frau und ich mit weiteren Helfern und mit Tieren denen die Hörner belassen wurden mitgemacht und es war ein Erlebnis der besonderen Art. Mit degenerierten, gequälten und hornlosen Tieren würde ich das nicht machen.
Auf mehr Tiere mit Hörnern wie es sich gehört und freundliche Grüsse
Ferdi Projer