Die alpinen Täler entstanden nicht wie bisher angenommen kontinuierlich, sondern - nach geologischen Massstäben - ruckartig in Schüben. Das konnten Geologen der Universitäten Bern und Genf nachweisen.
Vor rund 30 Millionen Jahren tauchte die europäische Kontinentalplatte unter die afrikanische und die Alpen begannen sich zu bilden. Flüsse trugen die Landschaft ab und formten nach und nach die Gebirgstäler - so die bisherige Vorstellung. Es lief jedoch wohl nicht so sanft und kontinuierlich ab, wie Fritz Schlunegger von der Uni Bern und Sébastien Castelltort von der Uni Genf im Fachjournal «Scientific Reports» berichten.
Weniger Ballast
Den Forschenden zufolge verlief dieser Prozess eher ruckartig in Schüben von wenigen Millionen Jahren, wie die Uni Bern in einer Mitteilung vom Donnerstag schrieb. Dazu kam es, weil Teile der europäischen Kontinentalplatte unterhalb der heutigen Bündner Alpen abbrachen.
Dadurch verlor die recht schwere europäische Platte an Eigengewicht, das die Alpen nach unten gezogen hatte. Das Gebirge konnte wachsen, Flüsse bildeten sich, trugen Geröll ab und formten so die alpinen Täler. Das abgetragene Material lagerte sich am Fusse des Gebirges in Form eines Deltas ab und verfestigte sich. Solche Gesteinskonglomerate bezeichnen Geologen als Nagelfluh.
Prozesse gekoppelt
Ebensolche Ablagerungen hatten die beiden Forscher bei Thun, der Rigi und im Appenzell untersucht und festgestellt, dass die Flüsse phasenweise mehr und grösseres Geröll abgetragen hatten, weil das Gebirge stärker wuchs. So kam es zu dickeren, chaotisch gelagerten Nagelfluh-Schichten, wie man sie beispielsweise an Felswänden der Rigi beobachten kann.
«Wir können anhand unserer Daten nicht sagen, ob das Gebirge kontinuierlich wuchs und nur die Erosion schubartig verlief, oder ob beides ruckartig vonstatten ging», erklärte Schlunegger auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Dafür bräuchte es weitere Untersuchungen. Klar sei jedoch, dass beide Prozesse gekoppelt seien, sehr wahrscheinlich hatten daher auch die Alpen selbst mehrere Wachstumsschübe.