Der Marché Concours 2022 hat auch in diesem Jahr wieder mehrere zehntausend Pferdefans und hunderte von Pferden nach Saignelégier JU gelockt. Unter all den Equiden stach ein Tier besonders hervor: Texas Longhorn Ochse Cisco. Seine Besitzerin Alexandra Hess erklärt, was der Ochse am Marché Concours verloren hatte.
«Schweizer Bauer»: Waren Sie schon einmal am Marché Concours?
Alexandra Hess: Ja, ich war schon einmal als Besucherin da.
Wie ist es dazu gekommen, dass Sie am Marché Concours mitmachen?
Ich wollte gerne mit meinem Ochsen Cisco an den Marché Concours, weil es für uns eine super Gelegenheit ist Show- und Auftritt Situationen zu üben. Deshalb habe ich mich bei den Organisatoren des Gastauftrittes vom Kanton Aargau gemeldet. Es hat sich herausgestellt, dass diese noch Reiter gesucht haben. Da ich eine Reitschule betreibe konnte ich ihnen Reiter stellen und sie haben Cisco im Showprogramm integriert.
Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Ich habe mit Cisco verschiedene Trail Hindernisse und Situationen beispielsweise mit Plastikplanen geübt. Auf Spaziergängen sind wir über die unterschiedlichsten Untergründe und Bodenbeläge gelaufen -darauf reagieren Rindviecher nämlich am meisten. Das definitive Showprogramm haben wir aber erst bei der Hauptprobe gemacht.
Zur Person
Alexandra Hess ist als Stadtkind in Luzern aufgewachsen und führt heute den Reitstall «to be Ranch» in Langnau bei Reiden LU.
Sie ist gelernte Handarbeitslehrerin und hat verschiedene Ausbildungen im Bereich Reitlehre (SWRA Trainerin C und B, Hippolini Lehrkraft A, J&S Leiterin Westernreiten), sowie den Nebenerwerbskurs Landwirtschaft absolviert.
Ist das nicht etwas spät?
Nein, alles was man vier- bis fünfmal wiederholt wird Cisco langweilig und dann hat er keine Lust mehr. Bei den Auftritten am Marché Concours ist er zuverlässig alle Hindernisse (über ein oranges Rüebli, ein Holzbrett in A-Form, eine Welle aus Holz und über eine Brücke) gelaufen und war sehr brav. Ich staune immer wieder, wie intelligent und lernwillig Rindviecher sind. Bei der Arbeit mit Pferden ist man viel mehr am «Basteln». Eine Kuh oder ein Ochse braucht nicht so viel Arbeit wie ein Pferd.
Wie meinen Sie das?
Bei der Arbeit mit Rindvieh geht es mehr um die Beziehung Mensch-Tier. Wenn das Vertrauen da ist, machen sie fast alles für einen und Laufen überall mit. Vorausgesetzt sie wollen.
Wann will Cisco nicht?
Wenn er Übungen oft wiederholen muss oder Sachen unlogisch findet. Zum Beispiel in einen Anhänger zu steigen, wenn dort kein Futter drin ist oder mit seinen langen Hörnern vorwärts in einen Klauenstand -er hat gelernt rückwärts in den Stand zu gehen damit er seinen Kopf nicht verbiegen muss, um die Hörner einfädeln zu können.
<figure class="wp-block-image"><figcaption>«Alles was man vier- bis fünfmal wiederholt wird Cisco langweilig und dann hat er keine Lust mehr», erklärt Alexandra Hess.
Anja Tschannen</figcaption></figure>
Was muss man bei der Arbeit mit Rindviechern besonders beachten?
Man muss aufhören mit Kraft etwas erreichen oder erzwingen zu wollen – sie sind in jedem Fall stärker und man muss von der Idee abkommen, dass sie wie ein Pferd reagieren. Sie führen Befehle mit einer gewissen Zeitverzögerung. Wenn sie eine Übung nicht verstehen, ist es besser einen Schritt zurückzugehen und mit Einem Erfolgserlebnis abzuschliessen.
Wie sind Sie darauf gekommen einen Texas Longhorn Ochsen auszubilden?
Ich war für eine Reitausbildung einmal in Telas (Texas, USA) und habe dort Texas Longhorn Rinder gesehen, die geritten wurden. Das hat mich sofort fasziniert und ich wusste, das möchte ich auch einmal machen. Weil ich immer wieder gerne neue Herausforderungen habe, kaufte ich mir 2019 über mehrere Umwege Cisco als kleines Kalb und lies ihn 1,5 Jahre auf einer Landwirtschaft mit anderen Rindern aufziehen. Als seine Hörner zu gross für das Fressgitter wurden, habe ich ihn u mir auf die Ranch geholt. Hier lebt Cisco mit einer Kuh namens Stracciatella.
Was sind Ihre weiteren Ziele mit Cisco?
Im Herbst möchte ich beginnen in Einzureiten. Ausserdem möchte ich gerne vermehrt an Schauen mitmachen und ich habe die Idee ihn zum Reining-Ochsen auszubilden, das gibt es noch nicht. In der Freizeit kann er dann noch ab und zu Werbe – oder Filmochse sein? Wer weiss…
Zum Betrieb
Auf der «to be Ranch» in Langnau bei Reiden LU wird in einer Reitschule das Westernreiten nach amerikanischem Stil vermittelt. Dafür stehen 7 Reitschulpferde und Ponys zur Verfügung.
Neben dem Reitunterricht werden viele Kurse und Lager angeboten und eine Pferdepension mit sieben Plätzen betrieben.
Wie war der Marche Concours für Sie?
Es war eine mega gute Erfahrung. Der Marché Concours ist ein sehr vielseitiges Fest und man ist sehr nahe am Publikum. Manchmal zu nahe. Ich bin erschrocken darüber, wie wenig Respekt und Gefahrenbewusstsein die Leute heutzutage rund um die Tiere haben -egal ob Pferde oder eben meinen Ochsen- und sich im Stallgang von hinten durch die Tiere quetschen, ohne zu fragen die Tiere unerwartet berühren ect. Ich bin froh, dass mein Ochse mit seinen langen Hörnern aufgepasst hat, dass er die Besucher nicht touchiert, die Leute haben nämlich überhaupt nicht geschaut. Cisco hat es mega toll und cool gemacht. Und es war spannend zu sehen wie er bei so vielen Leuten und Trubel reagiert. Ich glaube er hatte auch seinen Spass und konnte den ganzen Tag ganz viele Hände ablecken und bekam Aufmerksamkeit.
Beenden Sie die Sätze:
Der Marché Concours ist...ein grosses, facettenreiches Pferdefest, das mich mit seiner Nähe zum Publikum fasziniert.
Cisco ist….«e coole Siech».
Texas Longhorns sind…eine genügsame Rinderrasse, die sich gut zur Arbeit eignet. Ihr strammer Schritt und ihr Arbeitswille taugt für mehr als nur als Steak im Teller.
Landwirtschaft ist…Leider viel zu wenig geschätzt in unserer Gesellschaft. Ich habe hohen Respekt vor den Landwirten, die so viel Einsatz zu uns aller Wohl geben. Vielen Dank!