Die Spurensuche führt tief in den Regenwald. Drei Ärzte haben sich in einem Geländewagen auf den Weg gemacht, um die Quelle der Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo ausfindig zu machen.
Auf holprigen Pisten gelangen sie schliesslich nach Ikanamongo, ein abgelegenes Dorf in der Provinz Equateur im Nordwesten des riesigen Landes. Aus den mit Ästen gedeckten Hütten kommen Dutzende Menschen gelaufen und umringen die Besucher. Doch die Mediziner gehen auf Abstand - zu gross ist die Gefahr, sich anzustecken.
In der Demokratischen Republik Kongo brach die Seuche Ende Juli in der Region Lokolia in Equateur aus. Es ist bereits die siebte Ebola-Epidemie in dem zentralafrikanischen Staat, seit das Virus 1976 dort entdeckt wurde. Die kongolesischen Ärzte haben deshalb weit mehr Erfahrung im Umgang mit der Krankheit als ihre Kollegen in den westafrikanischen Ländern, in denen schon Tausende an dem hämorrhagischen Fieber starben.
Anderer Virusstamm
Für den Ausbruch im Kongo ist ein anderer Virusstamm verantwortlich als in Westafrika. Seine Ursache ist bislang unklar. 49 Menschen starben bisher an dem Virus, langsam aber geht die Zahl der Neuansteckungen zurück.
Eine Frau aus Ikanamongo galt zunächst als die erste Infizierte. Die schwangere Frau des Pfarrers starb kurz nachdem sie ein von ihrem Mann erlegtes Wildtier gegessen hatte. «Sie war die erste, bei der wir die Krankheit im Labor nachgewiesen haben, aber nicht das erste Todesopfer», sagt Benoît Kebela, Epidemiologe im kongolesischen Gesundheitsministerium.
Bevor die Krankheit bei ihr ausbrach, habe seine verstorbene Frau Kontakt zu zwei Frauen gehabt, die beide vermutlich ebenfalls an Ebola starben, sagt Pfarrer Doudou Bobua. «Eine starb vor ihr, die andere zwei Tage nach meiner Frau.»
Von Tieren auf Menschen übertragen?
«Bevor die Epidemie ins Dorf kam, starben alle Schweine und einige andere Tiere», erzählt Jean-Paul Iloko, ein anderer Dorfbewohner. «Wir haben die toten Tiere gegessen, wir wussten nicht, dass das nicht gut war.» Auch in anderen Berichten aus der Region ist von einem Schweinesterben die Rede. Bei den Ebola-Epidemien 2007 und 2012 seien vor dem Ausbruch der Krankheit ebenfalls massenhaft Schweine gestorben, sagt der Seuchenexperte Kebela. 2012 sei das Ebola-Virus bei den toten Tieren nachgewiesen worden.
Doch bislang sei es nur ein Verdacht, dass die Krankheit von den Tieren auf den Menschen übertragen wurde, sagt Kebela. Beweise gebe es nicht. Vorsichtshalber verboten die kongolesischen Behörden dennoch den Verzehr von Fleisch von Wild- und ebenso von Zuchttieren. «Wir essen nur noch Maniok-Blätter», beklagt sich ein Dorfbewohner.
Weitere Spuren
Die Übertragung des Virus vom Tier auf den Menschen ist eine Spur, die die drei Mediziner bei ihrer Recherche verfolgen. Als nächstes nehmen sie sich das Erdreich vor. Sie wollen Bodenproben nehmen von jenen Orten, an denen die Ebola-Toten für die Bestattung vorbereitet wurden.
2012 sei diese Methode erfolgreich gewesen, sagt Kebela. «Wir konnten genau bestimmen, von wo das Virus sich ausbreitete.» Von diesem Ziel sind die Ärzte derzeit noch weit entfernt.