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Als «Freiland-Labor» gegründet, zum Touristen-Magneten geworden

Fast hundert Jahre lang gibt es mittlerweile den Schweizer-ischen Nationalpark im Engadin. Die Geschichte seiner Entstehung und der Entwicklung bis heute zeichnet der Zürcher Historiker und ETH-Dozent Patrick Kupper in seinem soeben erschienenen Buch «Wildnis schaffen» nach.

Elisabeth Hausmann, sda |

     

    Fast hundert Jahre lang gibt es mittlerweile den Schweizer-ischen Nationalpark im Engadin. Die Geschichte seiner Entstehung und der Entwicklung bis heute zeichnet der Zürcher Historiker und ETH-Dozent Patrick Kupper in seinem soeben erschienenen Buch «Wildnis schaffen» nach.

    Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Schweizerische Nationalpark geplant und realisiert wurde, gab es in Europa noch kein derartiges Naturschutzgebiet. Weltweit waren es einige wenige - darunter der Yellowstone Park in den USA. Anders als dieser, sollte der Schweizerische Nationalpark aber nicht Erholungsgebiet oder Ausflugsziel für Touristen sein.

    Prototyp des wissenschaftlichen Nationalparks

    Zentrales Anliegen war der Schutz der Natur - und zwar ein totaler Schutz: Abgeschottet von der Aussenwelt sollte der Park als eine Art Freiland-Laboratorium der Wissenschaft dienen. Der Park sollte «vor jedem menschlichen Einflusse geschützt» und «der freien natürlichen Entwicklung» überlassen werden. So hiess im «Bundesbeschluss betreffend einen Schweizerischen Nationalpark Unterengadin», den das eidgenössische Parlament im März 1914 guthiess.

    Dieser Anspruch machte den im internationalen Vergleich kleinen schweizerischen Nationalpark zum Prototyp des wissenschaftlichen Nationalparks. Er beeinflusste die Gestaltung von Schutzgebieten weit über die Landesgrenzen hinaus.

    Die strengen Zugangsbestimmungen, welche die eidgenössische Nationalparkkommission 1914 erliess, haben teilweise bis heute ihre Gültigkeit behalten. So etwa die strikte Regel, dass Besuchende ausschliesslich die markierten Wege benutzen dürfen.

    Widersprüchliche Interessen

    Im Laufe der Jahrzehnte gaben diese Bestimmungen und Beschränkungen immer wieder Anlass zu Diskussionen. Dem Anspruch des totalen Naturschutzes standen andere Interessen gegenüber. Da ging es etwa um Wasserkraft, Forstwirtschaft, Jagd, Tourismus und dergleichen.

    Manche Abstriche an der anfänglichen strikten Schutzidee mussten hingenomm werden. Der Mensch konnte nicht aus dem Park verbannt werden. Der Nationalpark musste sich ein Stück weit dem Wandel der Zeiten anpassen, durfte aber auch die ursprünglichen Grundsätze nicht aufgeben.

    Dies war «ein schwieriger Balanceakt, der nicht immer gleich gut gelang», wie Kupper schreibt. Es hätte wohl geholfen, heisst es weiter, die Grenze zwischen Park und Umland nicht so scharf zu ziehen und den Nationalpark «als das anzuerkennen, was er im Grunde war: eine künstlich kreierte und aufrechterhaltene Wildnis».

    «Wildnis schaffen» ist ein verständlich und spannend geschriebenes Buch. Der Autor holt weit aus, macht gesellschaftliche und politische Zusammenhänge deutlich, bringt Hintergründe ans Licht. Zahlreiche Fotos und Grafiken veranschaulichen die Ausführungen. Herausgegeben wurde das sorgfältig gestaltete Werk von der Forschungskommission des Schweizerischen Nationalparks.

    «Wildnis schaffen - eine transnationale Geschichte des Schweizerischen Nationalparks», Patrick Kupper, Haupt-Verlag.

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