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Alte Entenrasse durch Nutzung erhalten

Anja Tschannen ist eigentlich Vegetarierin. Doch für ihre Abschlussarbeit an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl) hat sie ausgerechnet einen Mastversuch durchgeführt.

Samuel Krähenbühl |

 

 

Anja Tschannen ist eigentlich Vegetarierin. Doch für ihre Abschlussarbeit an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl) hat sie ausgerechnet einen Mastversuch durchgeführt.

Vornehm sehen sie aus, die schwarzen und die grauen Pommernenten mit ihrem weissen Brustlatz. Sie erinnern fast ein wenig an einen Pfarrer in seinem Talar. In der Herde sind aber auch einige weisse Enten zu sehen. «Der weisse Farbschlag kommt zwar vor, ist aber nicht anerkannt», erklärt Anja Tschannen. Die 24-jährige Agronomiestudentin aus Villaret FR hat die alte Rasse der Pommernenten in den letzten Monaten so intensiv  untersucht wie vor ihr wohl noch selten jemand.

Seit 12 Jahren vegetarisch

Seit 12 Jahren ass sie kein Fleisch mehr. Dies, weil sie Mitgefühl hat mit den Tieren. Sie ist sich aber auch bewusst, dass indirekt wegen ihr trotzdem Tiere geschlachtet werden. «Ich esse Eier und Milchprodukte. Und letztendlich wird ja zum Beispiel ein Grossteil der Kälber,  die bei der Milchproduktion geboren werden, gemästet und geschlachtet», erklärt sie.

Alte Rassen erhalten

Sie mag Tiere generell. Ganz fest ins Herz geschlossen hat sie aber alte Rassen, die vom Aussterben bedroht sind. Rassen also, die von der Organisation Pro Specie Rara als besonders bedroht eingestuft werden. Zu diesen Rassen gehören auch die Pommernenten, von Anja liebevoll «Pommis» genannt. Die Pommernente ist einer der letzten Vertreter des Landententyps in Europa. Sie ist in der Schweiz sowie in Deutschland auf der Liste der bedrohten Nutztierrassen. Aus der Erkenntnis heraus, dass sich die wirtschaftliche Nutzung von Tieren auch positiv auf deren Erhaltung auswirken kann, hat Tschannen in ihrer Abschlussarbeit die Pommernenten in einem Mastversuch mit der Hochleistungsrasse Pekingente verglichen.

Bessere Futterverwertung

Die altmodische Pommernente gegen die auf hohe Mastleistungen gezüchtete Pekingente: Auf den ersten Blick ein unfairer Vergleich, könnte man meinen. Doch die Resultate des Versuchs sprechen eine andere Sprache. Zumindest zum Teil. Die Pekingenten haben wie erwartet ein höheres Lebend- und Schlachtgewicht als die Pommernenten. Die Schlachtausbeute nimmt mit zunehmender Mastdauer zu, die Zerlegeausbeute jedoch ab.

In beiden Bereichen sind die Pekingenten besser als die Pommernenten.  Die Pommernenten mit 12 Mastwochen weisen mit 28,4% den höchsten Brustfleischanteil auf. Der Brustfleischanteil liegt ansonsten bei den Pekingenten höher als bei den Pommernenten. Der Anteil an Schenkeln, Flügeln und verwertbaren Stücken ist bei beiden Rassen ähnlich.

Für die Wirtschaftlichkeit der Pommernenten spricht jedoch auch einiges. So haben die Pommernenten namentlich die bessere Futterverwertung als die Pekingenten. Zwar ist die Mastdauer auch länger. Während die Pekingenten schon nach etwa 8 Wochen schlachtreif sind, brauchen die Pommernenten etwa 12 Wochen, bis sie die optimale Fleischigkeit haben. Aber die Pommernenten machen mehr aus der gesamthaft gleichen Futtermenge.

Pommis überzeugten

Und auch geschmacklich kann die Pommernente mit der Pekingente mehr als nur mithalten. Das zeigte eine Degustation im Restaurant Brunnen in Fraubrunnen BE, an der auch Gastrokritiker Martin Jenni teilnahm. Spitzenkoch Alex Rufibach bereitete diverse Stücke der Peking- und der Pommernenten zu. Darunter neben Brust und Schenkeln auch Leber und andere Innereien.

Dabei zeigte sich, dass die 12 Wochen alten Pekingenten zwar mehr Fleisch auf den Teller brachten als ihre gleich alten Kollegen aus dem Pommerland. Doch punkto Geschmack und Zartheit hatten die Pommis sichtlich Vorteile, wenn auch die Pekingenten etwas im Nachteil waren, weil sie eigentlich schon mit 8 Wochen ausgemästet gewesen wären.

Wieder Fleisch gegessen

Davon konnte sich auch Anja Tschannen selber überzeugen. Nach 12 Jahren Vegetarismus degustierte sie die von ihr selber aufgezogenen und gemästeten Enten. «Ich habe mich während meines Studiums entschlossen, Fleisch zu essen, wenn ich die  Tiere selber aufziehen und schlachten kann», berichtet sie.

Und wie hat es ihr geschmeckt? «Eigentlich ganz gut, vor allem die Schenkel. Aber etwas ungewohnt war es trotzdem», sagt sie. Liebe geht durch den Magen, heisst es im Volksmund. Bei Anja Tschannens Liebe zu den Pommernenten trifft dies auf jeden Fall ins Schwarze. Und die Liebe geht weiter. Sie hat die besten Zuchtenten behalten und will mit ihnen weiter züchten.

An der Olma in St. Gallen können vom 9. bis 19. Oktober 2014 in der Halle 7.1 einige der Pommernenten von Anja Tschannen besichtigt werden.

 

Aus Schweden

Noch Anfang des 19. Jahrhunderts war Schweden eine Grossmacht in Europa, zu der auch die Region Pommern gehörte. Dort gab es zu jener Zeit Enten mit einem Latz, die sogenannten Schwedenenten. Mit der Zeit wurden aus den Schwedenenten die Pommernenten.  Dieser Name ist bis heute geblieben.

 

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