Ende Januar bewilligte der Vorsteher des St. Galler Volkswirtschaftsdepartement, Regierungsrat Beat Tinner (FDP), dem Leiter des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei sowie einem Wildhüter fünf Arbeitstage, um in Russland an einer Lappjagd teilnehmen zu können. Eine Reise, die nun laut dem SRF Regionaljournal Ostschweiz für Kritik sorgt. Dies obwohl die Reise selbst finanziert wurde.
Er unterstütze grundsätzlich neue Erkenntnisse und Weiterbildungen, sagt Tinner im Beitrag. Und weiter: «Bis heute hat unseres Wissens niemand die Lappjagd in der Schweiz angewendet. Die Idee dieser Weiterbildung war es, die Methode kennenzulernen und eine mögliche Anwendung in der Schweiz zu eruieren.» Der Amtsleiter und der Wildhüter würden ihre Erfahrungen an Kolleginnen und Kollegen in Form eines Berichtes weitergeben.
Die Lappjagd
Bei der Lappjagd (auch Lappenjagd oder Lappenjagen) handelt es sich um eine Treib- bzw. Drückjagd, bei der das bejagte Gebiet zuvor mit an Leinen aufgehängten (Stoff-)Lappen umspannt wird, um damit flüchtende Tiere in bestimmte Richtungen zu lenken oder am Ausbrechen aus dem Treiben zu hindern. Heute wird die Lappjagd hauptsächlich noch zum Fang von Wölfen für Forschungszwecke oder Umsiedlungen angewandt.
Das Sprichwort «Durch die Lappen gehen» beschreibt den Umstand, wenn Tiere es schaffen die Absperrung zu durchbrechen. – Wikipedia
«Erkenntnisgewinn gering»
Kritik an dieser Weiterbildungsreise gibt es von Naturschutzverbänden. Pro Natura St. Gallen, der WWF St. Gallen und die Gruppe Wolf Schweiz sagen gegenüber SRF: Die Lappjagd sei in der Schweiz aus rechtlichen und tierschutzrechtlichen Gründen nicht praktikabel.
In der Schweiz gehe die Regulierung von Wölfen vor allem über Jungtiere, nicht aber um den wahllosen Abschuss ganzer Rudel. Auch seien die flachen Landschaften in Russland nicht mit der hügeligen und dicht besiedelten Schweiz vergleichbar.
«Bei der Reise ist kein wissenschaftlicher Ansatz erkennbar, eine systematische Datenerhebung sowie die kritische Auseinandersetzungen fehlen. Die Reise wirkt mehr wie eine Erlebnisreise», äussert sich Corinne del Fabbro von Pro Natura im Radiobeitrag. Der Erkenntnisgewinn für den Umgang mit dem Wolf in der Schweiz sei gering.
«Effiziente Jagdmethode»
Die Naturschutzverbände betonen weiter, dass die Wolfsjagd in Russland als Trophäenjagd gelte. Die Glaubwürdigkeit eines Amtes leide darunter, wenn ein Amtsleiter und ein Wildhüter in Russland Wölfe schiessen.
Tinner sagt dazu zu SRF: «Das Ziel der Weiterbildung war das Kennenlernen und Eruieren der Jagdmethoden, damit wir in der Schweiz die Wolfsregulierung effizienter umsetzen können.» Dass innerhalb von drei Tagen vier Wölfe erlegt werden konnten, zeige, wie effizient die Methode der Lappjagd sei.
Die «Trophäen», also die Felle der vier erlegten Wölfe, seien in Russland geblieben, schreibt SRF im Begleitartikel zum Beitrags vom Regionaljournal Ostschweiz . Im Artikel verteidigt sich Tinner weiter: «Das Amt für Natur, Jagd und Fischerei steht stets im Widerspruch zwischen Schutz und Regulierung. Das gibt Zielkonflikte. Diese muss man aushalten können.»
Regierungsrat rechtfertigt sich
Die Weiterbildung habe aufgrund der dortigen Expertise in Russland stattgefunden, erklärte Tinner auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Lappjagd finde tagsüber weder mit Hunden noch mit elektronischen Hilfsmitteln sowie mit üblichen Jagdwaffen statt. Das sei aus Sicht des Tierschutzes unproblematisch, so Tinner weiter.
Eine abschliessende Beurteilung einer Anwendung in der Schweiz könne im Rahmen einer Weiterbildung allerdings nicht stattfinden. Die Herausforderung werde das alpine Gelände sein. «Hier braucht es gewisse Anpassungen in der Umsetzung der Lappjagd.»
Der Beitrag kann hier nachgehört werden:



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