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Anbaugespräch: Cerco und trüber Herbst beschränkten Zuckergehalt

2012 war qualitätsmässig eher enttäuschend. Das lag vor allem an den ergiebigen Niederschlägen ab April bis zur Ernte.

Aufgezeichnet von Markus Spuhler |

 

 

2012 war qualitätsmässig eher enttäuschend. Das lag vor allem an den ergiebigen Niederschlägen ab April bis zur Ernte.

Walter Jakob: Wir hatten optimale Aussaatbedingungen im März. Danach haben die Probleme angefangen. Die Bodenfeuchte für die Herbizidbehandlungen wäre gut gewesen, aber die Befahrbarkeit war schlecht. Im Sommer hat der Blattfleckenbefall sehr früh begonnen. Und im Herbst hatten wir viel Niederschlag, Anfang Oktober zum Beispiel 100 mm. Ich war noch nie so spät fertig mit der Rübenernte wie dieses Jahr.

Paul Schaad: Die Unkrautbekämpfung hat sehr gut gewirkt. Mit drei Splits hatte man saubere Bestände.

Hermann Muggli: In meinen 25 Jahren Beratertätigkeit hatte ich mit den Rüben noch nie so wenig zu tun wie dieses Jahr. Trotzdem würde ich immer empfehlen, mit dem ersten Split möglichst früh zu fahren, sobald man die Unkräuter sieht, und zwar nicht vom Traktor aus. Der zweite Split sollte kurz darauf folgen. Danach kann man etwas warten und schauen, was kommt, und mit dem dritten Split noch korrigieren.

Samuel Jenni: Mit den üblichen Rübenunkräutern hatten wir dieses Jahr wirklich wenig Probleme. Winden und Ackerschachtelhalm traten da und dort auf, aber diese muss man in der Fruchtfolge bekämpfen. Einzelne exotische Unkräuter wie Knorpelmöhre oder Samtpapel sah man auf gewissen Feldern.

Schaad: Die Auflaufbedingungen waren dieses Jahr sehr günstig. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten waren im Vergleich zu anderen Jahren sehr klein.

Jenni: Wir hatten heuer bei uns im Seeland mit 1200 mm tatsächlich einiges mehr an Niederschlag als im langjährigen Mittel. Das Defizit von rund 300 mm, das aus den letzten beiden eher trockenen Jahren resultierte, ist somit wieder aufgefüllt. Der heftige Regen ab April liess schon früh Probleme mit Kopfälchen befürchten. In der Tat hatten dann auch viele Betriebe im Herbst faule Rüben aufgrund von Kopfälchenbefall im Frühjahr. Wir haben dieses Jahr auf kopfälchenbelasteten Parzellen verschiedene alternative Bekämpfungsmethoden getestet, da das Mittel Temik 2015 wegfällt. Für Praxisempfehlungen braucht es noch mehr Versuchsresultate.

Schaad: Auf unseren schweren Böden wurden dieses Jahr Bodenschäden wieder sichtbar, die teils vor über zehn Jahren verursacht wurden. Wegen der vielen Niederschläge kam es an solchen Stellen zu Staunässe, was zu Rhizoctonia-Wurzelspitzenfäule führte.

Jakob: Bezüglich Wurzelspitzenfäule habe ich letztes Jahr gute Erfahrungen gemacht mit der Sorte Synchro. Schwerer Boden, Maisvorkultur. Ich habe das Maisstroh eingegrubbert und im Dezember ohne Vorschäler gepflügt. Mit Wurzelspitzenfäule hatte ich dann keine Probleme. Syncro ist im Ertrag vielleicht etwas schwächer, aber im Zuckergehalt kann sie mithalten.

Jenni: Mais überträgt verschiedene Rhizoctonia-Stämme und ist als Rübenvorfrucht problematisch.

Jakob: Dieses Jahr werden wohl viele Bauern, die Winterweizen umbrechen mussten, Rüben nach Mais säen müssen. Synchro kann in solchen Fällen eine Lösung sein.

Muggli: Die Cercospora-Blattflecken waren dieses Jahr ein Problem, weil sie früh aufgetreten sind, bereits Ende Juni. Flecken, die man einmal hat, wird man nicht mehr los. Darum sollte man in gefährdeten Gebieten eigentlich fahren, bevor man etwas sieht. Das ist aber nicht ÖLN-konform. Wenn man dann nach vier bis fünf Wochen eine Wiederholung macht, hat man nachher in der Regel Ruhe.

Schaad: Wichtig ist, dass die ersten Kontrollen dort geschehen, wo das Infektionspotenzial am grössten ist: in der Nähe der letztjährigen Rübenparzellen. Sobald man die ersten Flecken sieht, muss man behandeln.

Jenni: In den letzten trockenen Jahren hatten wir den Produzenten jeweils empfohlen, früh am Morgen zu spritzen, um die Taufeuchte auszunutzen. Dieses Jahr haben es einige Produzenten etwas zu gut gemeint. Weil die Blätter immer dermassen feucht waren, ist die Spritzbrühe teils ohne Wirkung abgeflossen. Ich denke, die enttäuschenden Zuckergehalte sind neben dem trüben Herbst vielerorts auch der Cercospora zuzuschreiben. Wenn es zu einem Blattneuaustrieb kommt, verliert man schnell 1 bis 1,5 Prozent Zuckergehalt.

Jakob: Bei der Sortenwahl ist für mich die Blattfleckentoleranz in Kombination mit einer guten Bodenabdeckung durch das Blatt das wichtigste Kriterium.

Schaad: Hier haben beispielsweise Robinson und Elaina Vorteile gegenüber Debora und Pasteur. Debora hat zwar ein enormes Ertragspotenzial, wenn aber etwas nicht optimal ist, fällt sie ab. Ich glaube, der nasse Herbst von 2012 wird sich im 2013 noch in vielen Parzellen bemerkbar machen.

 

Teilnehmer der Anbaugespräche

Der «Schweizer Bauer» hat diesen Winter jeweils einen Landwirt, einen Pflanzenbauberater einer privaten Firma und einen Berater einer öffentlichen Institution eingeladen, Strategien zum Anbau der wichtigsten  Ackerkulturen zu diskutieren. Am Gespräch zu den Rüben nahmen teil:

  • Paul Schaad bewirtschaftet in Lengnau BE einen Ackerbaubetrieb mit Lohnunternehmen. Er bestellt jedes Jahr rund 10 ha Zuckerrüben.
  • Walter Jakob bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb mit Lohnunternehmen in Lengnau BE. Er sät gesamthaft jedes Jahr rund 90 ha Zuckerrüben.
  • Herman Muggli ist Pflanzenschutzberater bei Leu&Gygax.
  • Samuel Jenni arbeitet bei der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau SFZ in Aarberg BE. spu

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