Das feuchte Jahr hatte für die Kartoffeln gute und schlechte Seiten. Es gab viele Pilze, aber auch ein gutes Pflanzenwachstum.
Christoph Frei: Das Kartoffeljahr hat optimal gestartet. Die Böden waren trocken. Die Bedingungen zum Setzen waren hier in der Ostschweiz hervorragend. 70 Prozent der Fläche wurden wohl bereits Ende März bepflanzt. Wir konnten die Düngung abschliessen und die Dämme aufziehen, und dann kam der grosse Regen.
Hansjörg Meier: Die Vorauflaufherbizide haben dieses Jahr gut gewirkt, da wir genügend Feuchtigkeit hatten.
Frei: Im Mai hatte die Kälte das Wachstum begrenzt. Späte, unvorgekeimte Saaten hatten anfangs Mühe. Der späte Frost hatte glücklicherweise keine grossen Schäden verursacht. Dann war es eigentlich das ganze Jahr nass. Jedes Mal, wenn der Boden einigermassen befahrbar war, musste ich spritzen. Trotzdem hatte ich mit der Krautfäule keine Probleme.
Meier: Wir hatten glücklicherweise wenig Primärinfektionen.
Andreas Rüsch: Das ist vermutlich auf gesundes Pflanzgut zurückzuführen, welches wir dank des trockenen Vorjahres zur Verfügung hatten.
Meier: Wer den Pilz aber einmal im Bestand hatte, brachte ihn kaum mehr raus. Wer von Anfang an alle sieben Tage gefahren war, hatte trotz hohem Krautfäuledruck keine Probleme.
Rüsch: Dieses Jahr hat wieder gezeigt, dass sich der Spritzbeginn nicht nach dem Kalender, sondern nach dem Krankheitsdruck richten muss.
Meier: Wir hatten nie eine Hitzeperiode, das Wetter war warm und immer sehr feucht. Das war optimal für die Krautfäule, aber deshalb gab es auch viele Kartoffeln.
Rüsch: Mein Eindruck war, dass es auf gewissen Böden dieses Jahr zu nass war für die Kartoffeln.
Frei: Wo die Bodenstruktur nicht einwandfrei war und es zu Staunässe kam, haben die Pflanzen schnell gelitten. Das war gut sichtbar.
Meier: Solche Pflanzen waren auch gleich viel krankheitsanfälliger. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig Sorgfalt bei der Bodenbearbeitung ist.
Frei: Ich hatte einige Stellen, wo der Boden zu fein bearbeitet war und die Dämme dann unter dem Regen gelitten hatten. An diesen Stellen hatte ich dann etwas Schorf. Frühlingsfurche hätte dieses Jahr gegenüber Herbstfurche wohl ausnahmsweise einen Vorteil gebracht.
Meier: Dieses Jahr war ein richtiges Schneckenjahr. Wir hatten im Winter Schnee, und während der Vegetation war es immer feucht. Das war ideal für die Schnecken.
Frei: Ich glaube, wer dieses Jahr bereits im Juni gegen die Schnecken vorgegangen war, hatte die Situation einigermassen im Griff. In den Randfurchen, besonders neben den Ökoparzellen gab es aber schlimme Mäuseschäden. Ich musste zum ersten Mal in meiner Karriere Köder streuen.
Rüsch: Ende Juli, Anfang August reiften die Bestände früh und schnell ab. Die Schwächeparasiten breiteten sich dieses Jahr stark aus. Wenn diese einmal ausgebrochen sind, kann man den Bestand nicht mehr regenerieren.
Frei: Das stimmt. Ich hatte dieses Jahr mehr Probleme mit Alternaria als mit Krautfäule. Die Mittelzusätze wirkten schlecht.
Meier: Alternaria dürfte auch in Zukunft das grössere Problem sein. Gegen Krautfäule haben wir vorläufig noch gut wirksame Mittel. Sorge bereitet das Mancozeb, welches gegenwärtig in der Kritik steht. Bezüglich Alternaria-Anfälligkeit gibt es grosse Sortenunterschiede. Jelly etwa hatte bei mir dieses Jahr fast keine Alternaria. Auf den anfälligen Sorten wie Markies, Lady Claire oder Charlotte fahre ich jeweils rund viermal mit Alternaria-Zusatz. Das erste Mal so fünf bis sechs Wochen nach dem Auflaufen mit Alternaria-Mittel. Optimal wäre alle zehn Tage, leider passt das mit dem Krautfäule-Spritzintervall nicht zusammen.
Rüsch: Dieses Jahr reiften die Bestände natürlicherweise sehr gleichmässig ab. Das wirkte sich in den Backtests positiv aus.
Meier: Wenn die Bedingungen nicht so günstig sind, ist der Einfluss der Krautvernichtung entscheidend. Ich glaube, man sollte eine langsame Tötung anstreben. Ich empfehle, üppige Bestände in einem ersten Durchgang mit möglichst geringer Aufwandmenge Reglone zu entlauben. Danach kann man zum Beispiel Basta, Spotlight Plus oder Firebird auf den Stängel spritzen. So schadet man der Kartoffel am wenigsten.
Rüsch: Eine grosse Herausforderung ist nächstes Jahr sicher die Bodenstruktur. An vielen Orten wurde bei nassen Bedingungen gepflügt. Im Frühling wird man Geduld haben müssen, bis die Böden gut abgetrocknet sind. Verdichtungen müssen unbedingt vermieden werden, sonst hat man schnell wieder geschwächte Pflanzen, die entsprechend krankheitsanfällig sind.
«Schweizer Bauer»-Anbaugespräche
Der «Schweizer Bauer» hat diesen Winter jeweils einen Landwirt, einen Pflanzenbauberater einer privaten Firma und einen Berater einer öffentlichen Institution eingeladen, Strategien zum Anbau der sechs wichtigsten Ackerkulturen zu diskutieren. Am Gespräch zu den Kartoffeln nahmen teil:
Christoph Frei bewirtschaftetet einen 45-ha-Ackerbau- und -Milchwirtschaftsbetrieb in Aesch ZH. Frei pflanzt jedes Jahr rund 7 ha Kartoffeln.
Hansjörg Meier ist Pflanzenschutzberater bei Fenaco Winterthur und bewirtschaftet daneben einen Ackerbaubetrieb mit Milchwirtschaft. Meier pflanzt jedes Jahr rund 4ha Kartoffeln.
Andreas Rüsch ist Lehrer und Ackerbauberater am Strickhof ZH. spu