Der globale Anstieg könnte gemäss den Forschenden das Problem der Antibiotika-Resistenzen weiter verschärfen. Denn der übermässige Einsatz von Antibiotika begünstigt die Entstehung resistenter Bakterien. Einige dieser Bakterien, die in Tieren vorkommen, können auch Infektionen beim Menschen verursachen.
Resistente Bakterien seien aber auch für die Landwirtschaft ein Problem, sagte Studien-Mitautor Thomas Van Boeckel von der Universität Zürich zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Unser derzeitiges Modell der Nutztierhaltung ist ohne wirksame Antibiotika kaum aufrechtzuerhalten», so der Forscher.
143'000 Tonnen Antibiotika pro Jahr
Wenn der derzeitige Trend ungebremst weitergeht (»Business-as-usual»-Szenario), werden gemäss der am Dienstag in der Fachzeitschrift «Nature Communications» veröffentlichten Studie bis 2040 weltweit 143'000 Tonnen Antibiotika pro Jahr eingesetzt. Dies entspricht einem Anstieg von 29,5 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr 2019.
Dabei gibt es allerdings grosse regionale Unterschiede. Die Forschenden erwarten erhebliche Anstiege in Asien und dem Pazifik (41,1%), Afrika (40,8%) und Südamerika (19,6%). Durch höhere Einkommen könnten sich in diesen Ländern mehr Menschen Fleisch und andere tierische Produkte leisten, was die Tierhaltung intensiviere und damit den Antibiotikaverbrauch erhöhe, erklärte Van Boeckel. «Menschen werden reicher, sie essen mehr Fleisch, und entsprechend steigt der Antibiotikaverbrauch.»
Minimaler Anstieg in Europa
In Europa werden dagegen nur minimale Veränderungen erwartet (0,6%). Die Schweiz liegt laut Van Boeckel im europäischen Mittelfeld, was den Verbrauch von Antibiotika bei Tieren angehe. Für Nordamerika wird ein leichter Rückgang erwartet (-3,1%).
Asien und der pazifische Raum werden mit einem Anteil von 65 Prozent voraussichtlich bis 2040 den weltweit grössten Antibiotikaverbrauch aufweisen, gefolgt von Südamerika mit etwa 19 Prozent.
Politische Aktionen entscheiden
Entscheidender dafür, wie stark der Antibiotikaverbrauch wirklich steigt, sind Van Boeckel zufolge aber gesellschaftliche und politische Reaktionen. In der Studie zeigen die Forschenden, dass durch bestimmte Massnahmen der Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung in Zukunft sogar sinken könnte – im optimistischsten Szenario um bis zu 57 Prozent im Vergleich zu 2019.
Besonderes Augenmerk richte sich dabei auf die Länder China, Indien und Brasilien, sagte Van Boeckel. «Wenn diese Länder handeln, folgt die Welt», sagte der Forscher. Das betreffe auch die Schweiz, denn auch in der Schweiz werde Fleisch aus diesen Ländern importiert. Brasilien sei beispielsweise der grösste Pouletfleisch-Importeur für die Schweiz.
Weniger Antibiotika und weniger Tiere
Um den Antibiotikaverbauch zu senken müssten laut den Forschenden pro Kilogramm Fleisch weniger Antibiotika eingesetzt werden. Andererseits müsste aber auch die Effizienz in der Viehproduktion gesteigert werden, so die Forschenden.
«Indem wir mit der gleichen Anzahl oder weniger Tieren mehr tierische Nahrungsmittel produzieren, können wir den Bedarf an Antibiotika bei Nutztieren verringern und gleichzeitig die globale Ernährungssicherheit stärken», liess sich der Studienhauptautor Alejandro Acosta, Viehökonom bei der FAO, in einer Mitteilung der FAO zur Studie zitieren.



Wahrlich kein journalistisches Meisterstück, dieser reisserische Titel. Da ist der Antibiotikaeinsatz in den letzten Jahren bei uns massiv gesenkt worden und dann dies. Eine klarere Differenzierung zwischen hier und weltweit wäre da zwingend notwendig gewesen.
So könnte man meinen, die Schweizer Bauern seien die Übeltätter, dabei sind sie Vorbildlich!
Dies im Gegensatz zur Human- Medizin.