Die Resistenzraten von Bakterien gegen Antibiotika nehmen in der EU zu. Das hat einer neuer Bericht des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm) und der Europäischen Behörde für Ernährungssicherheit (EFSA/Parma) ergeben, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.
«Jedes Jahr sterben in der EU rund 25'000 Menschen durch bakterielle Infektionen, die durch resistente Keime hervorgerufen worden sind. Diese Gefahr ist aber nicht auf Europa beschränkt, sondern ein globales Problem, das globale Lösungen verlangt», wurde EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis in einer Mitteilung zitiert.
Hohe Resistenzraten bei Geflügel
Am häufigsten rufen in der EU Campylobacter-Keime - speziell von Geflügel, anderem Fleisch und daraus hergestellten Produkten - Infektionen über Nahrungsmittel hervor. In Masthühnern wurden beispielsweise Resistenzraten gegen das Breitbandantibiotikum Ciprofloxacin (ein Fluorchinolon) von knapp 70 Prozent beobachtet. In Proben von Menschen fanden sich bis zu 60 Prozent dagegen resistente Keime.
Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) werden in der Schweiz jährlich 7000 bis 8000 Infektionen mit Campylobacter gemeldet. Zu den Symptomen gehören Durchfall, Bauchschmerzen, Unwohlsein, Fieber und manchmal Erbrechen. In seltenen Fällen kann die Campylobacteriose auch zu entzündlichen Gelenkerkrankungen, Hirnhautentzündungen oder progressiven Lähmungen führen.
Keine Impfung gegen Campylobacter
Gemäss einem Bericht des Schweizerischen Zentrums für Antibiotikaresistenzen aus dem Jahr 2013 nahm auch hierzulande die Ciprofloxacin-Resistenz von Campylobacter-Keimen stetig zu, mit Raten ähnlich den Durchschnittswerten in der EU oder knapp darunter. Die Campylobacter-Problematik ist relativ schwierig in den Griff zu bekommen. Gegen Salmonellen gibt es für Tiere eine Impfung, gegen Campylobacter hingegen noch nicht.
Campylobacter ist zusätzlich auch ein Keim, der bei Geflügel natürlich im Darm vorkommt. Da wären Bestrahlung oder das Besprühen mit Chlorlösung die einzige absolut sicher funktionierende Lösung. Deshalb sollte alles daran gesetzt werden, Resistenzen zurückzudrängen, weil sonst bei Erkrankungen Behandlungsmöglichkeiten fehlen könnten.
Multiresistente Salmonellen
Laut dem neuen Bericht wurden bei den Salmonellosen bei Patienten Resistenzraten von um die 30 Prozent gegen Tetrazykline, Sulfonamide und Ampicillin festgestellt. Ähnliches ergab sich bei Proben von Geflügel. Auch multiresistente Salmonellen-Bakterien waren mit einer Häufigkeit von etwa einem Viertel bei Patienten und bis zu 30 Prozent bei Masthühnern und Truthähnen hoch.
Ein Problem könnten in Zukunft auch erstmals festgestellte Resistenzen bei E. coli-Bakterien gegen das Antibiotikum Colistin darstellen. Fällt diese Therapiemöglichkeit aus, gibt es gegen solche Infektionen wenige sonst wirksame Medikamente. Das gilt auch für Salmonellen und E. coli-Bakterien, welche nicht mehr auf Cephalosporine der dritten Generation und auf die ehemals speziell wirksamen Carbapeneme ansprechen.



