Laut dem Bundesamt für Statistik bewirtschafteten die 241 Biobetriebe im Kanton Freiburg 2022 nur 9.2 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. Im Vergleich: der schweizerische Durchschnitt liegt bei rund 18 Prozent.
Mit einem parlamentarischen Vorstoss wollte die Grossrätin Regula Hayoz Helfer (Grüne, Bärfischen) wissen, wie sich der Staatsrat die tiefen Zahlen erklärt und welche Schritte der Kanton generell dagegen unternimmt.
Labels konkurrieren mit Bio
Der Staatsrat führt die geringe Biofläche in seiner Antwort einerseits auf die hohe Milchproduktion, andererseits auf einen schwierigen Biomarkt zurück. Dies schreiben die «Freiburger Nachrichten», die sich die Antwort des Staatsrats genauer angesehen haben.
Die Milchproduzenten hätten ausserdem Labels in ihrer Wertschöpfungskette, welche mit Bio konkurrieren. So trügen zwei Drittel der Produkte das Prädikat AOP, das ebenfalls mit erheblichen Auflagen verbunden ist, aber auch einen angemessenen Mehrwert beschere.
Da das Angebot die Nachfrage nach Biokäse deckt, sieht der Staatsrat wenig Anreize für die Umstellung. Erschwerend komme hinzu, dass die Milchproduzenten, welche Bioanbau betreiben wollen, ihre Milch auch bei einer Biokäserei absetzen müssten.
37 Prozent der Weinbaufläche
Die Tatsache, dass sich einige Produktionszweige weniger für Bioanbau eignen, würde den kantonalen Vergleich schwierig machen. In Ackerbaugebieten behindern zudem technische Einschränkungen die Entwicklung hin zu mehr Biolandwirtschaft.
Der Staatsrat weist im Weiteren darauf hin, dass in den Bereichen, in denen die Nachfrage vorhanden ist, auch in Freiburg vermehrt biologisch bewirtschaftet wird: Im Weinbau sind es 37 Prozent der Fläche, bei der Seeländer Gemüseproduktion immerhin mehr als ein Viertel.
220 Biobetrieben bis 2020
In ihrem Vorstoss kritisiert Hayoz auch das geringe Wachstum der Biofläche. 2012 habe ein Aktionsplan das Ziel festgesetzt, diese bis 2022 zu verdoppeln. Jedoch sei der Anteil an Bio-Landwirtschaft nur um 4 Prozent gestiegen.
Der Staatsrat stellt in seiner Antwort klar, dass das damalige Ziel eine Steigerung der biologisch bewirtschafteten Fläche um 50 Prozent gewesen sei. Ausserdem hatte der Aktionsplan eine Marke von 220 Biobetrieben bis 2020 gesetzt.
Kanton setzt auf Ausbildung und Förderung
Beide Ziele konnten laut dem Staatsrat übertroffen werden: 2020 wurden 227 Biobetriebe gezählt, die Nutzfläche mit Bioanbau stieg um 80 Prozent - oder von 3600 Hektaren im Jahr 2012 auf 6500 Hektaren 2020. Der Aktionsplan sei mittlerweile verworfen worden, schreiben die «Freiburger Nachrichten».
Der Staatsrat betont, dass er nicht in den Markt eingreifen kann oder will. Er unterstützte die Landwirtschaft jedoch mit Produktförderungen wie durch Terroir Fribourg oder durch die Vergabe von Preisen. Ausserdem werden Investitionen in Projekte zur Förderung von Bioprodukten getätigt. Auch in der Ausbildung junger Landwirtinnen und Landwirte nehme der Aspekt der biologischen Landwirtschaft an Bedeutung zu, unterstreicht die Kantonsregierung abschliessend.