An der Medienorientierung zum 75-jährigen Jubiläum der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) gab es einen Rück- und Ausblick zu Themen rund ums Berggebiet. Thema war auch die Agrarpolitik.
Berge sind Heimat, Natur und Landschaft. Berge bedeuten Tourismus, Sport und Kultur. Berge bedeuten Produktion von landwirtschaftlichen Gütern und sind damit Teil der Ernährungsgrundlage. Die Freiburgerin Nicole Niquille, die erste Bergführerin der Schweiz, zeigte eindrücklich auf, was Berge bieten und welche Bedeutung sie in ihrem Leben haben. Die Berge, die Berggebiete und der ländliche Raum sind das Anliegen der SAB. Ihr Engagement gilt den obengenannten Aspekten und den Interessen in diesen Gebieten.
Interessen in Politik einbringen
«Der Impuls für die Gründung der SAB vor 75 Jahren ging vom Parlament aus», startete SAB-Direktor Thomas Egger seine Retrospektive. In der Vergangenheit habe sich die SAB als Organisation dem geänderten Umfeld immer wieder angepasst. Lag der Fokus zu Beginn bei der Berglandwirtschaft, setzt die reorganisierte SAB heute auf Kooperationen mit den verschiedenen Anspruchsgruppen.
Früher forderte die SAB Familienzulagen für Bergbauernfamilien – heute setzt sie sich in unzähligen Bereichen wie der Raumplanung, dem Tourismus, der Verkehrspolitik, der Telekommunikation und der Agrarpolitik ein. Die SAB wolle die Berggebiete und ländlichen Räume in der Bundespolitik wieder stärker ins Zentrum rücken. Die Führung der Arbeitsgemeinschaft liegt schliesslich in starken politischen Händen – sowohl Egger (CVP, VS) als auch SAB-Präsidentin Christine Buillard-Marbach (CVP, FR) sitzen im Nationalrat.
Jubiläumsjahr
Die SAB will das Jubiläumsjahr nutzen, um auch der urbanen Bevölkerung die Anliegender Berggebiete und ländlichen Räume näher zu bringen. Dazu sind vielfältige Aktivitäten geplant. Höhepunkt werden die Generalversammlung am 30. August 2018 in Bern sowie ein öffentliches Volksfest am 31. August auf dem Bundesplatz bilden.
Geeintes Auftreten
Die SAB alleine könne die wirtschaftliche Entwicklung der Berggebiete, wie beispielsweise die Abwanderung, nicht verändern. Entscheidend sei, dass die Akteure aller Ebenen der Berggebiete in der politischen Debatte geeint auftreten. Das politische Umfeld werde aber immer härter, betonte Egger.
Als multisektorielle Berggebietsorganisation sei die SAB europaweit einzigartig. Finanziert werde die Arbeitsgemeinschaft von Gemeinden, Kantonen, Einzelmitgliedern, bäuerlichen und landwirtschaftlichen Organisationen, Tourismusorganisationen und weiteren. Deshalb könne die SAB bei Themen A wie Agrarpolitik bis Z wie Zweitwohnungen aktiv sein, beschrieb Egger das Engagement der SAB.
Vision der SAB für die Berggebiete und ländliche Räume
Die Berggebiete und ländliche Räume sind ein attraktiver Lebensraum mit wettbewerbsfähigen Arbeitsplätzen und ein intakter Naturraum. Die Berggebiete und ländlichen Räume sind für die einheimische Bevölkerung das Lebenszentrum. Die Berggebiete und ländlichen Räume produzieren konkurrenzfähige Güter und Dienstleistungen für den eigenen Markt und den Export in andere Regionen. Dabei werden die eigenen Potenziale bestmöglich genutzt. Zusätzlich werden standortungebundene Angebote mit hoher Wertschöpfung besonders gefördert. Die Berggebiete und ländlichen Räume übernehmen u.a. auch wichtige Funktionen als Freizeit- und Erholungsraum für die Einheimische und Gäste. Die Landwirtschaft geniesst auf Grund ihrer Flächenverantwortung einen besonderen Stellenwert. Für die Nutzung von Ressourcen wird eine gerechte Abgeltung entrichtet (z.B. Wasserzins). Die Umweltressourcen werden so eingesetzt, dass sie auch nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen.
«Berggebiete haben grosses Potenzial»
Buillard ist überzeugt, dass die Berggebiete und die ländlichen Räume in der Schweiz auch in Zukunft ein grosses Potenzial aufweisen würden. Wie fast überall kommt auch in diesem Zusammenhang das Thema Digitalisierung zur Sprache. Diese stelle für die Berggebiete eine grosse Chance dar, die Potenziale seien nahezu unbeschränkt.
Sie ermögliche eine standortunabhängige Produktion, neue Marketingkanäle, neue Arbeitsmodelle und neue Mobilitätslösungen. Buillard betonte, dass die Bergregion bezüglich digitaler Infrastruktur aufholbedarf habe. Darum lehne die SAB eine investionshemmende Regulierung, wie sie derzeit vom Bundesrat mit der Revision des Fernmeldegesetztes vorgeschlagen wird, ab.
Produktion in Vordergrund stellen
Die zukünftige Entwicklung der Berggebiete hänge wesentlich davon ab ob es gelinge, attraktive Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Bei der Berglandwirtschaft müsse vermehrt die Produktion stehen. Mit der Agrarpolitik 2014 – 17 sei mit der Stärkung der Berglandwirtschaft ein Schritt in die richtige Richtung gemacht worden. «Mit der angekündigten Agrarpolitik 2022 werden diese Errungenschaften aber wieder zunichte gemacht», stellte Buillard nüchtern fest. Deshalb würde die SAB die Vorschläge des Bundesrates zur AP 2022 entschieden ablehnen.
Berggebiete
Die Berggebiete und ländlichen Räume umfassen gemäss Definition der Regionalpolitik des Bundes 87 Prozent der schweizerischen Landesfläche. Hier leben 3,7 Millionen Personen und befinden sich zwei Millionen Arbeitsplätze. Die Berggebiete und ländlichen Räume sind als Ganzes gesehen kein Entleerungsraum. Im Gegenteil, auch in diesen Räumen nimmt die Bevölkerung zu. Doch die Entwicklung verläuft je nach Teilraum sehr unterschiedlich. Kleine Berggemeinden verlieren tendenziell an Einwohnern. Dies erfordert einen differenzierten Ansatz der Berggebietsentwicklung, für den sich die SAB seit nun 75 Jahren einsetzt.