In einer mehrteiligen Serie stellen wir Ihnen Junglandwirtinnen und Junglandwirte vor. Kilian Aregger (24) aus Willisau hat kürzlich den ersten Teil der Meisterprüfung abgelegt. Er wird nun als Betriebshelfer arbeiten, um Erfahrungen zu sammeln. Auf dem elterlichen Betrieb wird auf saisonale Milchproduktion mit Vollweide gesetzt.
Saftig grüne Hügel in den Ausläufern des Napfgebiets, ideales Grünland für die Milchproduktion. Der Blick auf die Weide offenbart aber ein ungewöhnliches Bild: Kühe in allen Farben, jede eher klein und kompakt.
„Kiwi-Cross-Kühe“
„Unsere Tiere sind eine Kreuzung zwischen Jersey und neuseeländischen Friesen, genannt Kiwi-Cross“, erklärt Kilian Aregger. Sie stehen nicht für maximale Milchproduktion, sondern für maximale Grünfutterverwertung. „Die Kühe fressen nur Raufutter, wir erreichen damit eine Milchmenge von gut 5000 kg pro Jahr und Tier mit überdurchschnittlichen Gehalten.“ Kilian ist 24 Jahre alt und hat eben den ersten Teil der Meisterschule als Landwirt abgeschlossen.
Bald beginnt er eine Anstellung als Betriebshelfer und springt ein, wenn irgendwo ein Landwirt ausfällt. Das macht er, weil er zusätzliche Erfahrungen sammeln will und weil der elterliche Betrieb nicht zwei Personen beschäftigt. Was erstaunlich ist, umfasst der Betrieb doch 60 ha Land, darunter 15 ha Ackerfläche, 50 Milchkühe mit Aufzucht sowie 550 Mastschweine.
Saisonale Milchproduktion
Die Erklärung lautet „saisonale Milchproduktion mit Vollweide“. Alle Kühe kalben miteinander zum Winterende ab und gebe dann solange Milch, wie draussen das Gras wächst und sind dann Galt. Areggers schneiden kein Gras, das sie den Kühen dann im Stall verfüttern. „Unsere Kühe ernähren sich selber, indem sie den ganzen Tag draussen fressen und dort zweimal täglich eine frische Portion Weide dazu bekommen.“
Die Zäune sind dauernd auf Wanderung. In der Nacht sind die Tiere im Laufstall, ohne dass sie Futter erhalten. Während drei Monaten im Winter müssen Kilian und sein Vater Ignaz nicht melken. In dieser Zeit bekommen die Tiere zuerst Ökoheu, anschliessend normales Heu und Emd.
Ohne Direktzahlungen geht Rechnung nicht auf
Für dieses System eignet sich nicht jede Kuh. Deshalb entstanden aus dem ursprünglichen Brown Swiss-Bestand die bunten Kiwi-Cross. Damit das Timing klappt, ist eine gute Fruchtbarkeit Bedingung. Wenn eine Kuh nach der zweiten Besamung nicht trächtig ist, wird sie mit einem Fleischstier gedeckt, das Kalb zum Mästen verkauft und die Kuh ausgemustert. Dieses System erlaubt ein sehr rationelles Arbeiten und tiefe Produktionskosten.
Es braucht wenig Maschinen und kein zugekauftes Kraftfutter. Sie liefern die Milch in eine lokale Käserei, die Emmentaler und Sbrinz herstellt. Gemäss Kilians Rechnung reicht der aktuelle Preis mit Zuschlag für die Gehalte von 68 Rappen/kg Milch gerade so, um die Kosten ohne die Arbeit zu decken. „Ohne Direktzahlungen geht die Rechnung trotzdem nicht auf“, so das nüchterne Fazit Kilians. „Wir Schweizer Bauern können uns glücklich schätzen, dass wir diese Unterstützung erhalten.“
Betrieb ist gewachsen
Er wollte seit der 6. Klasse Landwirt werden. „Ich mag die abwechslungsreichen, mit den Jahreszeiten ändernden Arbeiten und mir liegt viel an den Tieren“, erzählt er. Zudem biete der Betrieb eine Existenz, so dass man von der Landwirtschaft allein leben könne. Das war nicht immer so: Er wuchs von ursprünglich 17 ha, weil sie einen Nachbarbetrieb zukaufen und sie den mütterlichen Betrieb, der im rund 20 Minuten Autofahrt entfernten Reiden liegt, übernehmen konnten.
Dort liegt das Ackerland und steht der Schweinestall. Im Ackerbau erledigt ein Lohnunternehmer die Arbeiten, die Anschaffung von eigenen Maschinen lohnt sich für die Areggers nicht. Bei der Betreuung der Schweine hilft jemand vor Ort.
Kilian will „low input“-Philosophie“ forsetzen
In einigen Jahren will Kilian den Betrieb übernehmen und die „low input“-Philosophie“ seines Vaters fortsetzen. Hohe Milchleistungen auf Basis von importiertem Futter und anspruchsvollen Tieren, darin sehen Areggers wenig Sinn. Je nach Milchpreis plant Kilian den Melkstand zu erneuern – mit nur 5 Plätzen daure die aktuelle Melkzeit zu lange – und die Anzahl Plätze auszubauen.
Aktuell lohne sich diese Investition nicht. „Wir können die Umstände nicht ändern, sondern müssen flexibel bleiben und uns anpassen.“, so seine Devise. Das kann für Kilian auch die Aufgabe der Milchproduktion bedeuten: „Mir ist wichtig, dass meine Lebensqualität stimmt.“
Betriebsspiegel
Grösse & Produktionsart: 60 ha, ÖLN
Zone: Bergzone I und Hügelzone
Kulturen: 16 ha Ackerkulturen (Winterweizen, Wintergerste, Körnermais, Raps, Soja und Luzerne), 6 ha Ökoausgleichflächen, 10 ha Wald und der Rest vor allem Weiden.
Tiere: 50 Milchkühe mit Aufzucht, 550 Mastschweine
Betriebsstrategie: Low Input, tiefe Kosten