Argentinien hat seine Exportbeschränkungen für Rindfleisch, die die Staatsregierung im Mai als Massnahmen gegen die Preisexplosion auf dem Inlandsmarkt in Kraft gesetzt hatte, weiter gelockert.
Wie Landwirtschaftsminister Julián Domínguez Ende September bei einem Treffen mit Branchenvertretern ankündigte, dürfen seit Anfang Oktober auch wieder Teilstücke von Kühen und daraus hergestellte Waren nach China geliefert werden.
Teilstücke für China
Diese Produktgruppen sind laut heimischen Medienberichten in Argentinien nicht absetzbar und werden speziell für den chinesischen Markt produziert. Für Teilstücke, die für die Versorgung der argentinischen Bevölkerung wichtig sind, bleiben die bisherigen Regeln in Kraft, die seit der im Juni erfolgten Lockerung des ursprünglich vollständigen Exportverbots gelten.
Dasselbe gilt für den Export in alle anderen Abnehmerländer. Demnach dürfen Argentiniens Rindfleischexporteure keine Schlachtkörperhälften, Hinterviertel, Braten-, Schulter- und Karreestücke sowie Wurst ins Ausland verkaufen. Der Export der übrigen Rindfleischstücke ist begrenzt. Die Lieferungen zur Erfüllung der mit der Europäischen Union vereinbarten «Hilton-Quote» sind von dem Exportverbot ausgenommen.
Bauernverband enttäuscht
Der argentinische Bauernverband (SRA) zeigte sich enttäuscht über die vorgenommene Lockerung. Man sei im Treffen mit Domínguez davon ausgegangen, dass der Export nach China wieder vollständig aufgenommen werde. Nun beziehe sich die Änderung aber nur auf wenige Teilstücke. China war vor dem Inkrafttreten der Beschränkungen im Mai der mit Abstand wichtigste Abnehmer von argentinischem Rindfleisch auf dem globalen Markt.
So gingen von den zusammen rund 147’000 t Rindfleisch, die das südamerikanische Land laut Zahlen des Instituts zur Förderung von Rindfleisch (IPCVA) in den ersten drei Monaten dieses Jahres exportiert hatte, drei Viertel nach China. Domínguez wies bei dem Treffen ausserdem darauf hin, dass es für Investitionen zur Steigerung der heimischen Rindfleischproduktion jetzt verbilligte Kredite der Zentralbank gebe. Ziel sei es, die Erzeugung so weit zu erhöhen, dass der Export möglich sei und gleichzeitig der Inlandsbedarf gedeckt werde.
Brasilien kann nicht nach China liefern
In Brasilien wartete man unterdessen mit inzwischen einiger Ungeduld auf die Wiederaufnahme des Rindfleischgeschäfts mit China. Die Lieferungen waren Anfang September nach der Bestätigung zweier Fälle von atypischer Boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) in Brasilien gemäss der zwischen den Ländern vereinbarten Gesundheitsprotokolle gestoppt worden. Demnach ruhen die Geschäfte beim Auftreten von atypischer BSE in Brasilien so lange, bis die chinesischen Behörden ihre Untersuchungen abgeschlossen haben.
Bei einem vergleichbaren Fall im Jahr 2019 war die Lieferung lediglich 13 Tage ausgesetzt worden. Vor dem aktuellen Lieferstopp war die Volksrepublik auch bei den Brasilianern der wichtigste Abnehmer von Rindfleisch auf dem globalen Markt. Laut Zahlen der Vereinigung der brasilianischen Rindfleischexporteure (ABIEC) wurden von den insgesamt 210’000 t Rindfleisch, die das südamerikanische Land allein im August ins Ausland geliefert hat, fast 58 % von China gekauft.