Die Fläche der tropischen Bergnebelwälder wird weltweit kleiner. Dies hat ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL zum ersten Mal mithilfe von Satellitendaten nachweisen können. Mit der Abnahme ist ein immenser Verlust an Pflanzen und Tieren verbunden, die in diesen Wäldern vorkommen. Schutzgebiete zeigen dabei kaum Wirkung.
Bergnebelwälder zählen zu den artenreichsten Lebensräumen der Welt. Doch die Fläche dieser nur in den Tropen vorkommenden Wälder nimmt stetig ab, und damit auch die Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die auf diesen einzigartigen Lebensraum angewiesen sind. Ein internationales Forschungsteam der WSL Birmensdorf und des Yale Center for Biodiversity and Global Change, USA, konnte den Rückgang zum ersten Mal mithilfe von Satellitendaten nachweisen. Die Resultate, die die Forschenden in der Fachzeitschrift Nature Ecology and Evolution1 veröffentlichten, zeigen, dass die Abnahme auch vor geschützten Gebieten nicht haltmacht.
Verlust von bis zu 8 Prozent
WSL-Biologe Dirk Karger, Erstautor der Studie, und seine Kollegen aus der Schweiz, Deutschland und den USA kombinierten den hochaufgelösten Klimadatensatz CHELSA, der an der WSL betreut wird, mit Daten zur globalen Wolkenbedeckung. Damit konnten die Forschenden abschätzen, wo die Nebelwälder auf der Welt theoretisch vorkommen sollten, denn Daten zur globalen Verbreitung der Nebelwälder fehlten bislang. Sie verglichen diese Vorkommen mit Satellitendaten, um herauszufinden, wie sich die Fläche der Wälder innerhalb von 18 Jahren verändert hatte. Es zeigte sich, dass zwischen 2001 und 2018 weltweit insgesamt etwa 2,4 Prozent der Gesamtfläche der Bergnebelwälder verloren gingen, in einigen Regionen waren es gar 8 Prozent.
Abnahme auch in geschützten Gebieten
Die tropischen Bergnebelwälder sind vor allem durch menschliche Aktivitäten bedroht wie das Abholzen der Bäume für den Anbau von Nutzpflanzen, den kleinräumigen Ackerbau oder das Holzsammeln. Zwar zeigen Schutzgebiete Wirkung, doch nur, wenn sie nicht zugänglich sind und weit weg von menschlichen Siedlungen liegen. Rund 40 Prozent der Abnahme geschieht weiterhin in geschützten Gebieten.
Globale Initiativen
Doch nicht nur der unzureichende Schutz lässt die Wälder verschwinden, auch der Klimawandel. Mit ihm verschiebt sich auch die Wolkenuntergrenze je nach Gebiet nach unten oder nach oben, die Wälder können so ihre Wasserzufuhr verlieren. Zudem verstärkt der Klimawandel Extremereignisse wie Feuer, Stürme oder Dürren. «Um die Nebelwälder als einen Hort unvergleichlicher Biodiversität zu erhalten, braucht es daher neue, globale Initiativen, die all diesen Aspekten gerecht werden», fordert Karger.