Mitte März trafen sich Getreide- und Futtermittelhändler, Transporteure sowie Futter- und Mehlmüller zur Generalversammlung der Schweizer Getreidebörse im Hotel Hermitage in Luzern. «2024 war ein spannendes und herausforderndes Jahr, aber mit recht stabilen Verhältnissen auf den Weltmärkten», sagte Präsident Adrian Amrein zur Begrüssung der zahlreich erschienenen Vereinsmitglieder.
Aber mit der erneuten Amtsübernahme von Donald Trump als US-Präsident, so Amrein, herrsche wieder mehr Unsicherheit, was auch einen Einfluss auf den Schweizer Getreidemarkt habe.
Zusatzkontingente nötig
«Die Inlandernte beim Mahlweizen war schlecht, zu viel Regen, zu wenig Sonne», sagte Basil Rüttimann, Vorstandsmitglied und Marktexperte der Getreidebörse, der die Markzahlen 2024 präsentierte. Demnach wurden in der Schweiz 2024 mehr als 155’000 Tonnen weniger Mahlweizen geerntet als im Durchschnitt der letzten Jahre oder 30 Prozent weniger als im Vorjahr.
Der Proteingehalt und die Fallzahlen lagen zwar über denjenigen des Vorjahres, aber die Hektolitergewichte waren tief und die Mykotoxinbelastungen überdurchschnittlich hoch. Das sei bei weitem keine ausreichende Versorgung mit inländischem Mahlweizen, sagte Rüttimann, aber dank der Erhöhung der Zollkontingente für den Import von Mahlweizen um 80’000 Tonnen könne die Branche dieses Defizit ausgleichen.
Zu den Ölsaaten
Erfreulich ist die Entwicklung bei den Sonnenblumen, die immer mehr von den Schweizer Landwirten angebaut werden: 18’938 Tonnen wurden in der Schweiz geerntet, bei einer Zuteilungsmenge von 20’000 Tonnen. Das sind 1025 Tonnen mehr als im Vorjahr. Beim Raps sieht es trotz immensem Schädlingsdruck, der im Frühling vorausgesagt wurde, besser aus als erwartet.
Von der Zuteilungsmenge von 100’000 Tonnen konnten letztes Jahr immerhin 74’000 Tonnen geerntet werden. Trotz Kostendruck werden weitere Anbauflächen für Ölsaaten gesucht.
Viel Weizen deklassiert
Auch beim Futtergetreide waren die Erntemengen mit 355’000 Tonnen deutlich unter dem Durchschnitt. In den letzten Jahren wurden regelmässig zwischen 400’000 und 550’000 Tonnen eingefahren. 2024 mussten zudem über 18’000 Tonnen Brotweizen zu Futterweizen deklassiert werden, so viel wie noch nie.
Im laufenden Jahr würden die fehlenden Richtpreise und der Grenzschutz beim Futtergetreide für weitere Diskussionen sorgen, meinte Rüttimann. Dank Rekordernten in Südamerika werde zurzeit von einer globalen Überversorgung bei Sojabohnen gesprochen, sagte der Marktexperte mit Blick auf die Weltmärkte. Entsprechend tief seien die Preise.
Preis tiefer als vor dem Ukraine-Krieg
Das Gleiche gilt für den Mahlweizen. Aktuell wird der Weizen an der Pariser Börse für rund 225 Euro gehandelt, tiefer als noch in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg. Basil Rüttimann rechnet bei einem möglichen Handelskrieg zwischen den USA und China mit grösseren Schwankungen auf den Weltmärkten.
Adrian Amrein, der die Schweizer Getreidebörse seit 2018 präsidierte, tat seinen Rücktritt schon vor geraumer Zeit kund. Als neuer Präsident wählte die Generalversammlung das bisherige Vorstandsmitglied Florent de Saint Victor. Der Romand arbeitet beim Müllerei-Unternehmen Groupe Minoteries SA in Granges-près-Marnand VD.
Wiederwahl des Vorstandes
Neben der Wahl eines neuen Präsidenten stand auch die Erneuerungswahl des Vorstandes auf der Traktandenliste. Als Ersatz für die zurückgetretenen Vorstandsmitglieder Christian Isler (Weber und Hermann AG), Bruno Imhof (Rhenus Port Logistics AG) und Präsident Adrian Amrein von der gleichnamigen Futtermühle wurden an der letztjährigen Generalversammlung in den Vorstand aufgenommen.
Der Vorstand der Schweizer Getreidebörse setzt sich für die nächsten drei Jahre wie folgt zusammen: Florent de Saint Victor (Präsident), Jeannette Rüegsegger (Rüegsegger Transport AG), Andi Häfliger (Agrokommerz AG), Armin Kündig (Heinz und Co AG), Basil Rüttimann (Fenaco GOF), Marlene Kamber (Niederhäuser AG) und Alexander Proschek (Granovit AG). Christian Isler, Bruno Imhof und Adrian Amrein wurden als Ehrenmitglieder aufgenommen.
