900 weitere Bauern-Biogasanlagen wären möglich

Rund 900 weitere Biogasanlagen, die Hofdünger, Zwischenfrüchte und Ernteresten vergären, wären möglich. Landwirtschaftliche Biomasse könnte 2050 0,65% des Gesamtstrombedarfs decken. Die Hürden sind aber hoch.

Daniel Salzmann |

Rund 900 weitere Biogasanlagen, die Hofdünger, Zwischenfrüchte und Ernteresten vergären, wären möglich. Landwirtschaftliche Biomasse könnte 2050 0,65% des Gesamtstrombedarfs decken. Die Hürden sind aber hoch.

Eine riesige Baustelle sei die Energiepolitik derzeit, sagte Nationalrat Roger Nordmann (SP, VD) am 1. Bioenergie-Forum in Bern. Für ihn als Energiepolitiker hat bei der Biomasse Folgendes Priorität: Holz zum Heizen und wenn möglich in einer Doppelnutzung Wärme-Elektrizität sowie Vergasung von Abfällen bzw. Reststoffen zur Verteilung und Speicherung im Gasnetz.

Biomasse habe den Vorteil, dass sie sich speichern und programmieren lasse. In der Schweiz eigne sie sich deshalb besonders zur saisonalen Regulierung im Winter. Die tägliche Regulierfunktion könnten die Pumpspeicherwasserkraftwerke besser übernehmen, führte Nordmann aus, der in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (Urek) sitzt. 

Heute 65 Hof-Anlagen

Strom produziert werden könne mit Fotovoltaikanlagen in viel grösserem Stil. «Nur zweite Priorität haben für mich Stromerzeugungsanlagen ohne genügende Nutzung der Wärme, wie dies typisch für Anlagen auf Bauernhöfen ist», betonte er. 

Zur Rolle der Landwirtschaft sprach Nationalrat Albert Rösti (SVP, BE), der ebenfalls Mitglied der Urek ist. Derzeit gebe es in der Schweiz 65 Anlagen, die aus landwirtschaftlicher Biomasse rund 50 GWh Strom produzieren. Für 2015 seien 110 Anlagen prognostiziert. Beim Hofdünger (Gülle, Mist) würden nur ca. 2–3% energetisch genützt, und auch bei Zwischenfrüchten und Ernterückständen gebe es noch ein grosses ungenutztes Potenzial.

Der Anbau von Energiepflanzen wie Mais extra zur Energieproduktion dagegen biete ethische Probleme und habe auch eine schlechte CO2-Gesamtbilanz.

900 mehr wären möglich

Laut Rösti könnten weitere rund 900 Biogasanlagen, die Hofdünger kombiniert mit Zwischenfrüchten und Ernteresten vergären,  gebaut werden, mit einem Potenzial von rund 310 Gwh Strom. Daneben wären weitere rund 320 Co-Vergärungsanlagen (inklusive Vergärung von Abfällen) möglich, die weitere 110 Gwh brächten. Das sei eine Chance für mehrere hundert Landwirtschaftsbetriebe besonders im Mittelland.

Aber das Potenzial dürfe in der Gesamtbetrachtung nicht überschätzt werden, betonte Rösti. Denn die zusätzlichen 420 Gwh würden lediglich 0.65% des voraussichtlichen Gesamtstrombedarfs der Schweiz im Jahre 2050 ausmachen, und umsatzmässig würde die Produktion von Nahrungsmitteln in der Landwirtschaft noch bei weitem überwiegen. Damit dieser Zubau möglich sei, müssten allerdings die Bewilligungsverfahren und Vorschriften massiv vereinfacht werden, forderte Rösti.

EWB hat Grosses vor

Viel landwirtschaftliches Substrat könnte aber am Ende nicht bei den Bauern, sondern in den grossen Anlagen landen, wie der Vortrag von Daniel Schafer, CEO von Energie Wasser Bern (EWB), zeigte. Die Firma hat das Projekt einer grossen Biogasanlage im Mittelland, in der sie dank Elektrolyse sowohl flüssiges als auch festes Substrat vergären könnte. Darin möchte die EWB hauptsächlich  landwirtschaftliche Reststoffe verarbeiten, gesamthaft soll es eine Substratmenge von 30'000 bis 33'000 Tonnen sein.

Herausforderungen seien, genügend Substrat zu erhalten, und die Akzeptanz in der Bevölkerung («alle reden von Energiewende, aber keiner möchte eine BGA in Sichtweite haben»). Im Holzheizkraftwerk der Energiezentrale Forsthaus verarbeitet die EWB künftig jährlich 120'000 Tonnen Holz.

Bundesrat wird Bericht zum internationalen Biogasmarkt verfassen

Zum internationalen Biogasmarkt und dessen Auswirkungen auf die Schweiz wird der Bundesrat einen Bericht erstellen. Der Nationalrat nahm ein entsprechenedes Postulat ohne Gegenstimme an. Die Regierung begrüsste es ebenfalls, einen Bericht zu erstellen. Unter anderem soll darin aufgezeigt werden, inwiefern Regelungen aus der EU sich auf die Schweiz übertragen lassen und wie das internationale Umfeld sich auf die einheimische Produktion auswirken wird. sda

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