
Einmal mehr spricht sich der Bauernbund für eine klare Herkunftskennzeichnung aus, wie sie in der Gemeinschaftsverpflegung bereits umgesetzt sei.
Tung Lam
Der Präsident des Österreichischen Bauernbundes, Georg Strasser, warnt vor einer weiteren Zuspitzung entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Ernährungssektor. Derzeit herrsche ein gefährlicher Mix aus steigenden Kosten, Druck auf bäuerliche Produzentenpreise und einer prekären Lage der lebensmittelverarbeitenden Betriebe, erklärte Strasser. Das seien deutliche Warnsignale, doch die Bauern fühlten sich von der europäischen Politik im Stich gelassen.
«In jeder Krise wird die Selbstversorgung hochgehalten. Kaum ist der Druck weg, wird sie wieder vergessen», kritisierte der Verbandspräsident. Das sei kurzsichtig. Vielmehr müsse die Selbstversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln Teil der europäischen Sicherheitsarchitektur sein. «Wir schützen zum Beispiel die europäische Stahlproduktion zu Recht vor unfairen Importen. Warum sollte das bei Lebensmitteln anders sein?», so Strasser. Er legte einen Vier-Punkte-Plan vor, um die bäuerlichen Erzeugerpreise zu verbessern und die heimische Lebensmittelproduktion zu stabilisieren.
Entlastungen bei Netzentgelten und Abgaben
Ganz oben auf der Liste steht das Thema Energie. Der Verband fordert, das Günstiger-Strom-Gesetz so zu gestalten, dass auch energieintensive Lebensmittelbetriebe ausdrücklich davon profitieren können. Dies betreffe etwa Schlacht- und Zerlegebetriebe sowie die Zucker- und Stärkeproduktion. Es brauche Entlastungen bei Netzentgelten und Abgaben, damit Energie für diese Betriebe planbar und bezahlbar bleibe.
Beim Erneuerbare-Gase-Gesetz sieht der Bauernbund eine grosse Chance, Landwirtschaft und Energieversorgung besser zu verbinden. Über Biomethan aus Reststoffen der Land- und Forstwirtschaft sowie der Lebensmittelindustrie könnten Prozessenergie für Lebensmittelbetriebe bereitgestellt und gleichzeitig die regionale Wertschöpfung gestärkt werden.
Herkunftskennzeichnung stärken
Damit würden die Krisenresilienz erhöht und die Klimabilanz der Lebensmittelwirtschaft verbessert. Die Landwirte bräuchten nun Planungssicherheit für Biogasanlagen und klare Rahmenbedingungen, damit Investitionen in grünes Gas aus Reststoffen möglich seien.
Einmal mehr spricht sich der Bauernbund für eine klare Herkunftskennzeichnung aus, wie sie in der Gemeinschaftsverpflegung bereits umgesetzt sei. Die Herkunftskennzeichnung würde die Nachfrage nach heimischen Lebensmitteln stärken und dabei helfen, bäuerliche Erzeugerpreise zu stabilisieren. «Die Menschen haben ein Recht darauf zu wissen, ob sie österreichische Produkte auf dem Teller haben oder Importware aus Drittstaaten mit völlig anderen Produktionsstandards», betonte Strasser.
Dünger muss erschwinglich bleiben
Ausserdem fordert der Bauernbund, die Düngerpreise so zu gestalten, dass Landwirtschaftsbetriebe wettbewerbsfähig bleiben. Der europäische CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) und weitere Klimavorgaben dürften die Düngerkosten nicht weiter in die Höhe treiben.
«Wir brauchen eine Klimapolitik, die Düngemittel weiterhin verfügbar und bezahlbar hält und unsere Bäuerinnen und Bauern nicht gegenüber Importware schlechter stellt», hob Strasser hervor. Klimaschutz und Versorgungssicherheit müssten zusammen gedacht werden.