Ärger für Imker, Imageschaden für Kernobstbau

Die Umstände für die unerwartet häufigen Streptomycinfunde in Thurgauer Honig werden genauer untersucht. Ein Moratorium für Streptomycin drängt sich für das Bundesamt für Landwirtschaft derzeit nicht auf.

Markus Spuhler |

Die Umstände für die unerwartet häufigen Streptomycinfunde in Thurgauer Honig werden genauer untersucht. Ein Moratorium für Streptomycin drängt sich für das Bundesamt für Landwirtschaft derzeit nicht auf.

In 68 von 436 Honigproben aus dem Kanton Thurgau sind Rückstände  des Antibiotikums Streptomycin festgestellt worden. Steptomycin ist in den gemessenen Konzentrationen für    die Gesundheit von Mensch  und Bienen  ungefährlich. 7,5 Tonnen, rund  4 Prozent der Thurgauer  Honigernte, werden  jedoch vernichtet. Der Obstverband hat sich bereit erklärt, die betroffenen Imker zu entschädigen. Der Vorfall wirft jedoch Fragen zur Anwendungssicherheit von Streptomycin auf. Für die Imker, die Obstproduzenten und die ganze Landwirtschaft  im allgemeinen bedeutet er vor allem  eines: Imageschaden.

Wenig gespritzt

Seit der Streptomycinzulassung im Jahr 2008 sind die Anwendungsauflagen stets verschärft worden. So darf nur noch nachts zwischen 20 und 8 Uhr ausserhalb des Bienenflugs gespritzt werden, und seit 2010 sind nur noch maximal zwei anstatt drei Behandlungen zugelassen. In den letzten Jahren bewegte sich die Menge des kontaminierten Honig im Kanton Thurgau jeweils im Bereich von 100 Kilo.  Da es dieses Jahr  im Kanton Thurgau gar nur einmal, am Osterwochenende,  zu einer Behandlungsfreigabe kam, überraschen die Analyseresultate  um so mehr.

Witterung als Ursache?

Hermann Brenner, Leiter des Pflanzenschutzdienstes des Kantons Thurgau, vermutet, dass der warme Frühling eine Rolle gespielt haben könnte. Weil  die Löwenzahnblüte zu Ostern schon vorüber war und die Obstbäume heuer sehr stark blühten, sei es möglich, dass Letztere für die Bienen zum Zeitpunkt der Streptomycinfreigabe weitaus am attraktivsten waren. Denkbar sei auch, dass die warmen, trockenen Bedingungen zu einem unüblich langsamen Abbau des sonst schnell abbauenden Streptomycins geführt haben könnten. Aufgrund der fehlenden Niederschläge dürfte das Produkt weniger abgewaschen worden sein.
Markus Harder, Chef des Landwirtschaftsamts Thurgau, mutmasst, dass die Feuchtigkeit der Spritzbrühe die Bienen aufgrund der Trockenheit eventuell  zusätzlich angezogen haben könnte.

Untersuchungen abwarten

«Wir nehmen den Vorfall ernst und werden die nötigen Konsequenzen ziehen», sagt Eva Reinhard vom Bundesamt für Landwirtschaft. Dazu müsse die Sache aber erst genauer untersucht werden. Entsprechende Analysen des Vorfalls seien im Gang. Ende August will Reinhard dann  mit den Kantonen gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen.
Eine vollständige oder  vorübergehende Aufhebung der Zulassung für Streptomycin  im Kernobstbau hält sie nicht  für realistisch. «Im Kampf gegen den Feuerbrand sind wir vorläufig  darauf angewiesen.»

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