„Agflation“ - Rabobank prognostiziert für 2013 Rekord-Agrarpreise

Im Zuge einer weltweiten „Agflation“ werden die Preise für landwirtschaftliche Produkte spätestens im ersten Quartal 2013 ein neues Allzeithoch markieren. Die Preise sollen sich gemäss einer Studie der niederländischen Rabobank auch in den kommenden zwölf bis 24 Monaten auf einem sehr hohen Niveau bewegen.

AgE |

Im Zuge einer weltweiten „Agflation“ werden die Preise für landwirtschaftliche Produkte spätestens im ersten Quartal 2013 ein neues Allzeithoch markieren. Die Preise sollen sich gemäss einer Studie der niederländischen Rabobank auch in den kommenden zwölf bis 24 Monaten auf einem sehr hohen Niveau bewegen.

Für das zweite Quartal kommenden Jahres prognostizieren die Analysten beispielsweise einen Maiskurs an der Warenterminbörse in Chicago von 8,20 $/bu (300 CHF/t) und einen Weizenpreis an der europäischen Leitbörse Matif in Paris von 330 CHF/t, ohne allerdings den betreffenden Kontrakt zu benennen.

Ungünstige Witterungsbedingungen

Erstes Glied in der Ursache-Wirkungskette sind gemäss Rabobank die ungünstigen Witterungsbedingungen in den USA, Südamerika und Russland, aber auch in Teilen Australiens an, wodurch die globale Getreide- und Ölsaatenbilanz 2012 bei ohnehin schon angespannter Versorgungslage um mehr als insgesamt 165 Mio. t auf der Produktionsseite reduziert worden sein dürfte. Davon waren vor allem Agrarprodukte für Futtermittelzwecke wie Mais und Sojabohnen betroffen.

Nach Ansicht der Fachleute wird die anstehende Kursrallye über den Preismechanismus dazu beitragen, die noch relativ hohe Nachfrage dem geringeren Angebot anzupassen, und gleichzeitig Anreize für die Landwirte schaffen, ihren Anbau von Futterpflanzen in der kommenden Saison auszudehnen. Ab der zweiten Hälfte des kommenden Jahres rechnen die Niederländer zwar mit nachgebenden Kursen, aber mit einem immer noch überdurchschnittlichen Preisniveau.

Dürrerisiko steigt

Eine wichtige Voraussetzung für das Eintreffen ihrer Preisprognosen ist laut Rabobank, dass der Markt nicht durch eine weltweite Rezession oder etwa durch eine Abkehr der USA von ihrer derzeitigen Förderungspolitik für Biokraftstoffe nachfrageseitig entlastet wird. Als grundsätzlich preisstützende Faktoren nennt die Bank deutlich steigende Kosten für Düngemittel, Saatgut und Pachten.

Ausserdem sollen die Wetterrisiken zunehmen. Gemäss Untersuchungsergebnissen der amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde (NASA) wird die Wahrscheinlichkeit für extrem hohe Temperaturen in den vergangenen Jahrzehnten merklich erhöht hat.

Insbesondere in der ersten Jahreshälfte 2013, wenn auf der Nordhalbkugel die Sommerkulturen Mais und Sojabohnen gesät werden, erwarten die niederländischen Fachleute entsprechende Risikoaufschläge an den Warenterminmärkten für Getreide und Ölsaaten.

Unterschied zu 2008

Das Zukunftsszenario von Rabobank unterscheidet sich deutlich von der Hausse im Jahr 2008, als sinkende Weizenlagerbestände und Exportverbote für Weizen und Reis in mehreren Ländern die Verfügbarkeit von Getreide für die menschliche Ernährung deutlich eingeschränkt hatten. Die negativen sozialen Auswirkungen diesmal weniger gravierend sein. Trotzdem stellen nach Einschätzung der Bank der potentielle Aufbau von staatlichen Lagerbeständen, die Einführung von Handelsbeschränkungen und andere Interventionsformen zur Dämpfung der Preise auf regionaler Ebene wie vor vier Jahren ein erhebliches zusätzliches Inflationsrisiko für den Weltmarkt dar.

Mehr Rinder nicht zu erwarten

Wie die Rabobank weiter ausführt, werden die höheren Preise für Getreide und Ölsaaten mittelfristig voraussichtlich insbesondere die Gewinnmargen im Fleisch- und Milchsektor schmälern mit der Folge mehr oder weniger umfangreicher Bestandsabstockungen.

Wegen dieser Angebotsverknappung dürften die Preise für Fleisch und Milch grundsätzlich längerfristig steigen. Allerdings seien je nach Dauer des jeweiligen Produktionszyklus in den Betriebszweigen unterschiedliche Auswirkungen zu erwarten. Der Rindfleischsektor könne am wenigsten flexibel auf steigende Inputpreise reagieren.

Rinderherden seien zwar relativ leicht abzustocken, aber anschliessende Aufstockungen dauerten mehrere Jahre. Deshalb sei die weltweite Rindfleischerzeugung schon seit Jahren einigermassen konstant. Die hohen Futterkosten dürften zumindest Bestandsausdehnungen verhindern. Auf dem Mastrindermarkt sei kurzund mittelfristig mit Preisdruck zu rechnen, was Herdenaufstockungen zusätzlich unattraktiv mache.

Weidebasierte Milcherzeugung im Vorteil

In Regionen, wo Soja und Mais wichtige Bestandteile in der Futterration für Milchkühe sind, müssen sich die Landwirte laut Rabobank auf teilweise schmerzhaft schrumpfende Gewinne gefasst machen. Dies gelte zum Beispiel für einige Mitgliedstaaten der EU, Argentinien und Australien.

Dagegen müssten Milchbauern mit vorwiegend weidebasierten Haltungssystemen wie in Neuseeland und Irland nur mit geringfügigen Einbussen rechnen. Unter dem Strich werde als Folge von Bestandsabstockungen und zurückhaltender Fütterung ein Rückgang der globalen Milcherzeugung erwartet.

Wegen des abnehmenden Milchangebots dürften sich die Preise für Milchprodukte global zunächst weiter erholen. Bei einer gleichzeitig lebhaften Importnachfrage werde sich die Versorgungslage mit Milch bis Ende 2012 verengen.

Ladenpreise dürften steigen

Zu Beginn des Jahres 2013 sei dann aber saisonal bedingt wieder von einem erheblichen Preisdruck auszugehen. Auf Konsumentenebene werde die Inflation bei Milchprodukten aktuell erneut angefacht nach relativ niedrigen Preisen in der ersten Hälfte von 2012. Es sei ein im historischen Vergleich sehr hohes Preisniveau wahrscheinlich.

Vielen Verarbeitungsunternehmen werde es allerdings Probleme bereiten, die höheren Rohstoffkosten an den Detailhandel in vollem Umfang weiterzureichen. Ursache seien die noch laufende Lieferverträge, die Marktmacht des Handels und die Preissensibilität der Verbraucher. Die Folge sei Margendruck in den kommenden sechs bis neun Monaten, der vor allem Unternehmen treffe, die in preissensiblen Regionen wie Südostasien Massenware vermarkteten.

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