
Die Munimast ist ein nicht zu unterschätzender Bestandteil der Schweizer Milchwertschöpfungskette.
Proviande
Die Schweizer Munimast ist ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Bestandteil der Schweizer Milchwertschöpfungskette. Die Munimast trägt ihren Teil dazu bei, dass die Milchproduktion als Gesamtsystem funktioniert und resilient ist. Durch die Verwertung der Mastkälber kann die Munimast gemeinsam mit der Kälber- und der Ochsenmast verwerten, was in vielen Ländern auf dieser Welt als Abfallprodukt gilt. Für die Milchproduzenten ergibt sich so eine weitere Einnahmequelle.
So läuft es in Neuseeland
Die fitten und munteren Tränkekälber werden vom Geburtsbetrieb nach mindestens drei Wochen und mit etwas mehr als 75 Kilogramm Lebendgewicht vom Viehhändler abgeholt und bezahlt. Ziel: ein Muni-, ein Ochsen- oder ein Kälbermastbetrieb. Was bei den Schweizer Milchproduzenten als Selbstverständlichkeit gilt, wird auf Landwirtschaftsbetrieben im Ausland ganz anders gehandhabt.
Doch wie wird in anderen Teilen der Welt mit Jungtieren umgegangen, die nicht für die Zucht weiterverwendet werden können? Am Beispiel Neuseeland erschrickt der durchschnittliche Schweizer Landwirt, der nach bestem Wissen und Gewissen seinen Tieren ein gesundes und würdiges Leben ermöglichen will.
Die Milchkühe werden ausschliesslich mit Milchrassen (meist Kreuzungen aus New-Zealand-Holstein und Jersey, sprich Kiwicross) besamt. Nach dem Abkalben werden alle männlichen Tiere und alle weiblichen, die nicht für die Aufzucht vorgesehen sind, zusammengesammelt. Anschliessend kommen sie in eine Art Kälberbox, wo gerne mal bis 50 frisch geborene Kälber zusammenstehen. Dort hängt ein grosser Kessel mit etwa 20 Nuggi daran. Zeit zur Kontrolle und zum Antränken der frisch geborenen Kälber bleibt keine, es ist schliesslich Abkalbesaison auf den saisonal abkalbenden neuseeländischen Betrieben.
«Sauf oder stirb»
So heisst es für die neugeborenen Kälbchen «Sauf oder stirb». Alle zwei bis drei Tage kommt ein Lastwagen auf den Geburtsbetrieb und sammelt die Kleinen ein. Anschliessend werden sie zu Hundefutter für den Export nach Asien verarbeitet. Die Preise variieren zwischen 20 und 30 Franken pro Kopf. Jedoch betonten die Landwirte, es habe auch schon Zeiten gegeben, als sie dafür hätten bezahlen müssen, dass die Säuger abgeholt worden seien.
Auf den Betrieben mangelt es an Zeit und Geld für die Kälber- oder Rindermast, da schlichtweg der Absatzmarkt dafür fehlt. Im Gespräch mit den neuseeländischen Landwirtinnen und Landwirten, die ihre Betriebe vorstellten, kam heraus, dass auch sie dies nicht freiwillig tun. Ein pensionierter Landwirt erzählte, dass ihn die Art, wie er gezwungenermassen mit seinen Abgangkälbern umgehen müsse, belaste.
Es geht nur zusammen
Damit es in der Schweiz nie zu solchen Zuständen kommt, braucht es die Mastbetriebe in unserem Land, die die Tiere aufnehmen und bezahlen. Franz Hagenbuch, der Präsident von Swissbeef, betont im Interview: «Die Munimäster spielen eine zentrale Rolle. Wir veredeln die überschüssigen Tränker aus der Milchproduktion. Wenn es uns nicht gäbe, müssten die Milchviehhalter ihre Kälber alle selbst aufziehen oder ausmästen. Umgekehrt gäbe es unsere Betriebe ohne die Milchviehhalter natürlich nicht. Diese gegenseitige Abhängigkeit scheint manchmal vergessen zu gehen.»
Umso wichtiger sei es, dass man in der Branche über den Tellerrand, sprich den eigenen Betrieb, schaut und mit- und nicht gegenineinander arbeitet. Die Geburtsbetriebe schaden sich selbst und dem gesamten Markt, wenn sie ihren Masttieren nicht genügend Aufmerksamkeit schenken. Eine ausreichende Kolostrumversorgung ist essenziell dafür, den Medikamenteneinsatz auf den Mastbetrieben zu senken.
Eingesetzte Genetik
Wer schon einmal in einem Schweizer Mastmunistall stand, beobachtet die Rassenvielfalt. Neben männlichen Tieren aus Milchgenetik werden diverse Fleischrassen eingekreuzt. Die Mastrassenbesamungszahlen von Swissgenetics aus dem Jahr 2024 zeichnen folgendes Bild: 200 000 Limousin, 90 000 Silian, 41 000 Angus, 18 000 Simmental, 17 000 Blaue Belgier, 5000 Charolais. So müssen die Schweizer Munimäster mit unterschiedlichen Rassen und somit mit unterschiedlichen Eigenschaften umgehen können und ihre Fütterung entsprechend anpassen.