Bauern zwischen Sprachbarrieren und Zukunftssorgen

Dialekt, steigende Ansprüche und sinkende Preise. Auch die Walliser Bauern stehen vor grossen Herausforderungen. An der Generalversammlung des Oberwalliser Bauernverbandes erfuhr man auch, warum es wichtig ist, sich trotz unterschiedlicher Dialekte zu verstehen.

Christian Zufferey |

In waschechtem Berner Oberländer Dialekt hat sich Karin Oesch, die neue Leiterin des Landwirtschaftszentrums in Visp, den Oberwalliser Bauern vorgestellt. Die Mitglieder haben sich kürzlich in Fieschertal, dem Wohnort des Präsidenten Patrick Volken, zur Generalversammlung der Bauernvereinigung Oberwallis (BVO) getroffen.

Dabei nahm Oesch auf den Oberwalliser Dialekt Bezug, der oft nicht verstanden werde. Es habe zwar Vorteile, wenn nicht alle verstünden, was man sage, weil auch weniger reingeredet werde, habe aber auch Nachteile. «Oberwalliser Bauern werden nicht nur in der restlichen Deutschschweiz oft nicht verstanden, sondern auch im französischsprachigen Châteauneuf, von wo aus das Geld verteilt wird», sagte Oesch. Die Oberwalliser Minderheit müsse ihre Interessen daher oft mit Fleiss, Toleranz, Cleverness und Motivation verteidigen.

«En biz» kennen

Oesch ist seit etwas mehr als einem halben Jahr im Oberwallis tätig. Auch Beat Dirren ist erst seit letztem Jahr dort tätig, er allerdings als Leiter des Kontrolldienstes, der der BVO ange gliedert ist. «Ich habe die Stelle angetreten in der Meinung, dass ich die Oberwalliser Landwirtschaft ‹en biz› kenne», sagte er. Doch er habe schnell gemerkt, dass er das Verb «kennen» ganz klein schreiben muss, das «en biz» (ein bisschen) dagegen sehr gross. Herausfordernd seien etwa die unangemeldeten Kontrollen, die er im Auftrag des Kantons durchführen müsse und die weder für den Kontrolleur noch für den Betriebsleiter angenehm seien.

Insgesamt wurden letztes Jahr 198 Oberwalliser Betriebe kontrolliert, dazu 100 weitere Betriebe, die an freiwilligen Labels teilnehmen. «Dass die Anforderungen an die Landwirtschaft in den letzten rund zwanzig Jahren gestiegen sind, ganz im Gegensatz zu den Produzentenpreisen, belastet die Psyche von Bauernfamilien», sagte auch BVO-Präsident Patrick Volken. Hinzu kämen Tiefpreisstrategien grosser Supermarktketten. Ausserdem die bevorstehende Ernährungsinitiative, die von einem Selbstversorgungsgrad von 70 Prozent spreche, faktisch aber darauf abziele, der Bevölkerung eine vegetarische Lebensweise aufzuzwingen.

1’000 Stunden Mehrarbeit

Wie Bauernfamilien einem Burn-out vorbeugen, der still und leise kommt und auf ein Puzzle von verschiedenen Umständen zurückzuführen ist, zeigte Ernst Flückiger, Agronom und Coach am Inforama. Er zog auch den häufig genannten Begriff Work-Life-Balance infrage, weil Arbeit (Work) einen sehr grossen Teil des wachen Lebens (Life) ausmache. Arbeit sollte Freude bereiten, ohne zum Burn-out zu führen. Doch arbeiten Betriebsleiter häufig deutlich länger als Unternehmer, die ein kleines oder mittleres Unternehmen (KMU) leiten. Im Schnitt seien es rund 1’000 Stunden pro Jahr mehr, aber bei deutlich tieferem Stundenlohn – und das bei vielleicht mal einem halben Sonntag pro Monat Freizeit.

Darunter litten nicht nur die eigenen Kräfte, sondern oft auch Paarbeziehungen, was insgesamt zu einer Krise führen könne. Aus gesundheitlichen Gründen kam es auch im BVO-Vorstand zu einem Wechsel. So musste Carmen Lötscher zurücktreten. Wobei sie nun von ihrer Vorgängerin Diana Tscherry aus Agarn ersetzt wurde, die von 2019 bis 2023 schon einmal dem Vorstand angehört hatte.

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