Bio: Import-Weizen wird schweizerisch

Die Ernte 2021 geht als miserabel in die Geschichte ein, auch beim Bio-Getreide. Um Versorgungsengpässe zu verhindern, dürfen Schweizer Mühlen nun bis Ende August 2022 bis zu 20 Prozent Import-Weizen vermahlen und trotzdem die Schweizer Knospe verwenden. 

Im vergangenen Jahr ist die Anbaufläche von Bio-Brotweizen im Vergleich zu 2021 um 6,9 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden 7'300 Hektaren ausgesät. Trotz dieser Flächenausdehnung fiel die Ernte um 30 Prozent tiefer aus als im Vorjahr.

Bis am 31. August

Das hat nun auch Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Schweizer Bioweizen. Damit die Mühlen und Verarbeiter keinen Engpass zu beklagen haben, erlässt Bio Suisse eine Sonderbewilligung. Der Dachverband der Schweizer Biobauern ermöglicht sämtlichen Mühlen bis am 31. August 2022, Import-Bio-Weizen zu vermahlen.

Bei der Vermahlung dürfen demnach maximal 20 Prozent Knospe-Weizen von europäischen Betrieben eingesetzt werden, die nach den Richtlinien von Bio Suisse zertifiziert sind. Das Mehl darf weiterhin mit der Schweizer Knospe ausgelobt werden. Der Inlandanteil bei der Bioweizen-Kampagne 2021/22 liegt bei 48 Prozent, in der Vorjahresperiode lag dieser Wert bei 65%.

Mit Swissness-Regel kompatibel

«Diese Sonderbewilligung ist im Einklang mit der gesetzlichen Swissness-Regel, welche einen Mengenanteil von 80 Prozent mit Herkunft Schweiz verlangt», schreibt Bio Suisse am Mittwoch in einer Mitteilung.  Der Import-Weizen muss aus Knospe-zertifizierten europäischen Betrieben stammen und auf dem Landweg in die Schweiz gelangen. Flugtransporte seien gemäss den Richtlinien von Bio Suisse nicht erlaubt.

Bio Suisse sucht Schweizer Produzenten, die Schweizer Biobrotgetreide anbauen. Dies vor allem deshalb, weil der Dachverband 2021 zusammen mit dem Detailhändler Coop und deren Tochter Swissmill eine Bio-Brotgetreidestrategie formuliert hat.  Diese sieht vor, dass bis 2027 alle Bio-Brote auf Schweizer Knospe-Brote umgestellt werden. «Für die Umsetzung der Brotgetreidestrategie braucht es zusätzliche Bio-Ackerflächen», so Balz Strasser, Geschäftsführer von Bio Suisse.

Richtpreis wurde gesenkt

Ob die Bauern Getreide anbauen werden, hängt auch mit den Preisen zusammen. In den vergangenen Jahren wurden die Produzentenpreise gesenkt, trotz guter Nachfrage. Der Produzentenrichtpreis lag 2018 noch 106 Fr./100. 2019 erfolgte eine erste Senkung um 3 Franken. 2020 wurde der Richtpreis aus 101 Fr./100 kg. festgelegt. Begründet wurde der Abschlag mit den Produktionskosten. «Die steigenden Inlandanteile bei der Verarbeitung haben zur Folge, dass die daraus hergestellten Getreideprodukte teurer werden», teilte Bio Suisse im Juli 2019 mit. «Eine Anpassung der Richtpreise wurde notwendig, um die Attraktivität und den Absatz vom Inlandgetreide auch bei steigenden Inlandanteilen garantieren zu können», so die Dachorganisation.

2021 wurde bei der Richtpreisrunde keine Einigung für Bio-Weizen erreicht. «Den Produzentenvertretern war es wichtig, mit dem Richtpreis 2021 ein Zeichen für das Marktwachstum zu setzen und neue Betriebe für die Umstellung auf Bio zu motivieren», teilte Bio Suisse damals mit. Für die verarbeitenden Betriebe sind die Themen Nachfrage-Entwicklung nach der Pandemie und Auswirkungen auf den Absatz von Mühlennebenprodukten durch die Kraftfutterreduktion auf 5% in der Knospe-Wiederkäuerfütterung ab 1. Januar 2022 mit Unsicherheiten behaftet.

Kommentare (19)

Sortieren nach: Likes | Datum
  • Christoph | 12.04.2022
    Bio *SUISSE* - und dann zwei Augen zudrücken und importieren. Nur noch Lippenbekenntnisse! Wasser predigen und Wein trinken nennt man das. Hauptsache den Detailhandel zufriedenstellen, damit Dieser der Bevölkerung (welche ohnehin keine Zutaten- und Inhaltsstoff-Listen auf den Lebensmittelverpackungen liest, aber das wissen die Marketing-Abteiungen dieser Konzerne ganz genau) nicht offenbaren muss, dass es jetzt nunmal was nicht mehr gibt im Ladenregal. "Ausverkauft wegen schlechter...
    • Christoph | 12.04.2022
      ...Ernte" traut man sich der Kundschaft nicht zu sagen, was? Endjahresergebnisse & -gewinne müssen stimmen! Rohstoff-Preissteigerungen zugunsten der Produzenten werden so auch vermieden, im Bio- wie auch im konventionellen Bereich, also alles im Lot! Deshalb wird gefordert, lobbyiert und passend zurechtgebogen, Hauptsache der Detailhandel hat seinen Gewinn! Im Bio-Bereich ist "Convenience Food" (weiterverarbeitete und Fertigprodukte) seit eh und je das Zugpferd...
      • Christoph | 12.04.2022
        ...in den Bio-Ladenregalen. Seit diese Bio-Welle vor +/- 10-15 Jahren losgegangen ist, erwirtschaftet der Handel seine grössten Gewinne mit Bio-Convenience-Food. Und schaut man sich die Zutatenlisten dieser Bio-Fertigprodukte an - die Hälfte dieser Rohstoffe machen erst eine halbe Welt- oder Europareise, um auf unseren Tellern zu landen. Aber das interessiert die meisten Biokunden im Supermarkt nicht, es steht "Bio" darauf. Den Handel und Bio Suisse freuts, denn SIE gewinnen dabei.
  • Gesunder Menschenverstand | 01.04.2022
    Beschiss, offiziell bewilligt.....
  • H7 | 01.04.2022
    Ich produziere nur Bio weil es die Konsumenten wollen, und nicht aus Überzeugung. Das ist realität.
  • Beat Furrer | 31.03.2022
    Bioweizenbauer: Bitte keine Polemik zu Putin! Informieren Sie sich besser über die Hintergründe des Krieges in der Ukraine!
    • Bioweizenbauer | 31.03.2022
      Ich bin mir absolut sicher, dass ich besser informiert bin über die Hintergründe als sie, Herr Furrer. Wenn man die Städte in der Ukraine anschaut und gleichzeitig in Russland jeder, der von Krieg spricht oder schreibt in ein Straflager wandert, dann gibt es absolut nichts mehr zu interpretieren. Aber heutzutage gibt es halt Leute, die nur noch das sehen wollen, was in ihr Konzept passt.
  • Beat Furrer | 31.03.2022
    Fufu: Es ist nicht die Frage, was Bio bezwecken will, sondern ob Bio nachhaltiger, nachfrage-deckend und ressourcenschonender ist als die konventionelle Produktion.
  • hwb | 31.03.2022
    Wieder einmal Bschiss in Ordnung.
    Hauptsache es sieht auf den ersten Blick gut aus und die Deppen glauben es auch noch.
  • Tg bauer | 31.03.2022
    Wenn der Konsument sich verarschen lassen möchte dann kauft er Bio...... mehr braucht es da nicht mehr zu sagen!
    • Bäuerin | 31.03.2022
      Lieber Tg Bauer, wenn du wirklich Bauer bist, dann weisst du, dass beim konventionellen Bauern längst nicht alles gesetzeskonform abläuft. Nur wird darüber nicht geredet oder informiert, im Gegensatz zu BioSuisse, welche über veränderte Vorgaben informieren.
  • Inkognito | 30.03.2022
    Grundsätzlich finde ich den Bio-Gedanken auf den ersten Blick ja lobenswert, wer trägt nicht gerne Sorge zu seiner Umwelt.... ABER so verlogen wie der ganze Biozirkus, inklusive BioSuisse, daher kommt, einfach unglaublich. Geht etwas schief, gibt es einfach eine "Ausnahmeregelung"! Und: Können wir es uns wirklich noch erlauben, mit unseren Grundlagen (WASSER, Boden, Arbeitskräfte, Treibstoff) so verschwenderisch um zu gehen wie es Biosektor passiert? Soll das wirklich "nachhaltig" sein?
    • Bioweizenbauer | 30.03.2022
      Man merkt, dass dieser Schreiber von Biolandbau wirklich keinen blassen Schimmer hat.
      • Hager | 31.03.2022
        Warum?
        Ist es nicht so, dass im es Bio für die den gleichen Output mehr an Fläche, Diesel und Arbeitskraft braucht.
        Auf gut Deutsch: Ein Ressourcen Verschwendung sonder gleichen, bei extrem instabilen Erträgen über die Jahre gesehen.
        Aber eben, es ist wie bei IP Suisse auch. Wenn zu wenig marktfähige Ware da ist, dann wird entweder importiert, oder einfach der Standard runter gesetzt.

        So schafft man zuverlässig Vertrauen in der Bevölkerung.
        • Bioweizenbauer | 31.03.2022
          Dann rechnen sie bitte sämtliche nicht erneuerbare Energie, die zur Herstellung von Kunstdünger etc. verbraucht wird dazu und machen dann eine Gesamtbilanz. Und dann schauen sie noch die Böden an, wie lange sie eine solch intensive Produktion verkraften. Und wo landen die Schadstoffe der PSM am Schluss? Ist eben auch nicht alles super an der intensiven Landwirtschaft.
          • Hager | 02.04.2022
            Ich habe nur gesagt, das Bio auch viel Input braucht, und das sie pro Fläche sehr wenig, fast zu wenig produzieren. Und wenn alle so produzieren, dann kann es in einem Jahr nichts geben, wie damals.
            Bei Euch ist der Anteil von Staatsgeldern pro Einheit doch am grössten.
            Ihr seid die, die allen doch sagen wollt, wie gut Ihr seid, und alle andern seid nicht im Stande zu wirtschaften.
            Ich habe nur die Scheinheiligkeit der ideologisch verblendeten Organisationen angeprangert.
  • Beat Furrer | 30.03.2022
    Die Brotweizen-Erträge fielen 2021 20% niedriger aus (siehe www.schweizerbauer.ch/markt-preise/marktmeldungen/brotweizen-massive-ernteeinbussen/), bei Bio gar mehr als 30% niedriger. Das zeigt eben die Schwäche des Bio-Anbaus: stark schwankende Erträge, weniger Ertragssicherheit.
    Konventionell produzierter Inlandweizen ist vermutlich nachhaltiger als importierter Bio-Weizen.
    • Bioweizenbauer | 30.03.2022
      Dünger und PSM benötigen Unmengen von ausländischem Gas. Wenn man den Auslandanteil von diesem konventionellen Inlandweizen mitberücksichtigt, schwindet dann die Nachhaltigkeit erheblich. Und mit dem Geld für das Gas zerbombt Putin dann die Ukraine.
    • Fufu | 31.03.2022
      Ich glaube du hast nicht ganz begriffen was Bio bezwecken will.
      Die Natur kann sich am besten selbst regulieren.
      Nicht der Mensch sollte mit Gifft die Umwelt belasten.
      Unsere Ernährung muss sich grundlegend verändern.

Das Wetter heute in

Lesershop

Hier gehts zum Lesershop

Umfrage

Wie erledigt Ihr die Büroarbeiten?

34.5 % Täglich
16.2 % Einmal in der Woche
6.1 % Alle zwei Wochen
6.1 % Einmal im Monat
8.1 % Zweimal im Jahr
5.4 % Alle zwei Monate
2 % Alle drei Monate
21.6 % Unregelmässig

Teilnehmer insgesamt 148

Zur aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?