Blatten VS: Bergsturz weiterhin in kleinen Abbrüchen

Der Bergsturz in Blatten im Walliser Lötschental verläuft weiterhin in kleineren Teilabbrüchen. Laut den Experten vor Ort handelt es sich dabei bislang um das bestmögliche Szenario.

sda |

Der bisherige Verlauf des Bergsturzes stimme zuversichtlich, sagte Alban Brigger, Ingenieur für Naturgefahren im Oberwallis, an einer Medienkonferenz des Führungsstabes Lötschental am Dienstag in Ferden. Am Montag, in der Nacht und auch am Dienstagmorgen seien Teile des Berges abgestürzt. Es sei ständig Bewegung im Gebiet.

Portionenweise Abbrüche

«Bislang sind 1,5 Millionen Kubikmeter Fels, insbesondere an der Ostflanke aber auch an der Nordflanke des Kleinen Nesthorns in die Tiefe gestürzt. Das sei rund ein Drittel des gesamten sich bewegenden Gesteinsmaterials», erklärte Brigger. «Wir hoffen, dass der Bergsturz sich wie im bisherigen Ausmass mit portionenweisen Abbrüchen fortziehen wird und es zu keinen direkten Schäden unten im Tal kommen wird», fuhr Brigger fort.

Es seien aber auch andere, weniger günstige Szenarien möglich. Die Experten, Geologen, Hydrologen und Glaziolologen, seien zurzeit damit beschäftigt, diese Szenarien zu beurteilen. Auf deren Basis werde schliesslich über das weitere Vorgehen entschieden.

Sorge wegen Gletscher

Eine grosse Unbekannte ist gemäss Brigger der Untere Birchgletscher, der sich aktuell sehr schnell bewegt. Deswegen sei auch ein Experte beigezogen worden, der sich mit dem Bergsturz im bündnerischen Bondo von 2017 befasst habe, wo die Ausgangslage ähnlich war.

So sei etwa denkbar, dass ein Teil der Felsmassen direkt auf den Gletscher stürzt oder dass der Gletscher nach vorne in das Tal hinunterdonnere, sich dann unten mit anderem Bergsturzmaterial vermische und hier auch die Lonza aufstaue, erklärte Brigger. Unter anderem untersuchen die Experten auch ein Szenario einer Seebildung mit Rückstau nach hinten.

Auch bei einer Journalistenfrage zu möglichen Szenarien erinnerte Brigger an das Ereignis von Bondo. «Damals hat sich das abgestürzte Gletschereis mit dem Bergsturzmaterial vermischt. Trotz schönstem Wetter kam es dort zu 15 Murgängen in kürzester Zeit», sagte er.

GPS-Gerät abgestürzt

Die Experten messen die Bewegung des Berges seit Dienstagmorgen mit Radar, nachdem das GPS-Gerät zur zentimetergenauen Messung der Bewegung am Vortag abgestürzt war. «Dies ist aber auch nicht mehr von Bedeutung, weil das Ergebnis ja inzwischen eingetreten ist», betonte Brigger.

Zudem führten die Experten am Montag mit Unterstützung des Bundes einen Flug im Gebiet durch. Die Resultate sollten am Mittwoch vorliegen. Damit könne man den absturzgefährdeten Bereich näher eingrenzen. Weiter wird der Kanton ein 3D-Modell der Gefahrenzone anfertigen lassen. Damit soll die Geschwindigkeit der Bewegung des Gebietes besser gemessen werden können.

Versorgung funktioniert

Alle Personen wurden im Rahmen der Evakuation unverletzt aus der Gefahrenzone gebracht, wie der Gemeindepräsident von Blatten, Matthias Bellwald, sagte. Auch die Einsatzkräfte hätten nach getaner Arbeit sicher nach Hause gehen können.

Laut Bellwald mussten einzelne Ortsteile, die nicht in der Gefahrenzone liegen, nicht verlassen werden. In diesen Zonen werde auch Landwirtschaft betrieben. Die Menschen in diesen «Aussenstationen» könnten Nahrungsmittel, Medikamente, Post anfordern und würden versorgt. Auch die Evakuierung der Tiere sei «praktisch» abgeschlossen.

300 evakuierten Menschen

Wann die 300 evakuierten Menschen in ihre Häuser zurückkehren können, blieb zunächst unklar. Die Behörden täten alles, um dem Wunsch der Bewohner nach einer sicheren Rückkehr in ihre Häuser zu entsprechen, noch sei aber die «Gefahr nicht gebannt», warnte der Gemeindepräsident.

Weiter dankten Bellwald und Talratspräsident Christian Rieder den Nachbargemeinden Weiler, Kippel und Ferden sowie Gemeinden im Rhonetal für die Aufnahme von evakuierten Personen und für ihre Solidarität.

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