Landwirte blockierten nach Polizeiangaben in fast allen Bundesländern zeitweise unter anderem Autobahnauffahrten und andere Nadelöhre wie Tunnel, Fähranleger, Brücken sowie Kreisverkehre an Bundes- und Landesstrassen. Unterstützt wurden die Landwirte von Speditionen, die gegen die Erhöhung der LKW-Maut protestierten.
Mehrere hundert Meter lang
Deutschlandweit versammelten sich Landwirtinnen und Landwirte zudem zu Sternfahrten in grössere Städte, wo sie im Laufe des Tages zentrale Kundgebungen abhielten. Auch dabei lösten sie grössere Verkehrsbeeinträchtigungen aus. Eine grössere Protestaktion wurde auch im süddeutschen Ravensburg durchgeführt.
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— Elke (@ElkeBodensee1) January 8, 2024
Am Montagmorgen fanden sich gemäss den Veranstaltern mindestens 1400 Traktoren sowie rund 30 LKWs bei der Oberschwabenhalle in Ravensburg ein. Die ersten Schlepper waren bereits – trotz eisigen Temperaturen – am frühen Morgen vor Ort. Im weiteren Verlauf des Vormittags trafen die weitere Schlepper ein. Während die letzten Traktoren ankamen, machte sich der gesamte Demonstrationszug gegen elf Uhr bereit, in Richtung Innenstadt loszuziehen. Der mehrere hundert Meter lange Zug setzte sich – unter lautstarken Rufen wie «Zu viel ist zu viel», «Das Fass ist voll» oder «Gibt es keine Bauern mehr- bleibt der Teller leer» – in Richtung Marienplatz in Bewegung.
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— Elke (@ElkeBodensee1) January 8, 2024
Gemäss Angaben der Polizei Ravensburg nahmen rund 2'000 Personen an der Kundgebung teil. Nebst den Landwirtinnen und Landwirten haben Spediteure, Lohnunternehmen, Gewerbetreibende sowie viele Bekannte der Landwirte und Landwirtinnen am Anlass teilgenommen.
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— Birgit Mohn (@mohnbirgit1) January 8, 2024
Nur die Spitze des Eisbergs
Der Protest richtet sich gemäss den Anwesenden klar gegen die «Ampelregierung». Die Kundgebung, die symbolisch um fünf nach zwölf Uhr begann, bot diversen Vertretern und Verbänden aus der Branche Raum für ihre Ansprachen. Unter den Rednerinnen und Rednern waren beispielsweise der Sprecher der Bauern Allgäu- und Oberschwaben, ein Vertreter des Maschinenrings, ein Vertreter der Gastronomie, der Verein Land schafft Verbindung (LSV) Baden- Württemberg sowie die Landjugend.
Ampel-Koalition
Die Koalition aus sozialdemokratischer Partei (SPD), freier demokratischer Partei (FDP) und der Partei Bündnis 90/Die Grünen wir als Ampel-Koalition bezeichnet, da die Farben rot, gelb und grün der Parteien, für die Farben einer Ampel stehen. Sie sind seit Dezember 2021 an der Macht, Bundeskanzler ist Olaf Scholz (SPD). Die nächsten Wahlen finden im Jahr 2025 statt.
Die vorgetragenen Anliegen machten klar, dass die geplanten Streichungen der Steuervergünstigen nur die Spitze des Eisbergs sind. Es wurden weitere Probleme angesprochen, wie die Umsetzung der kostenintensiven Düngeverordnungen, eine allgemein zu komplizierter Bürokratie sowie stetig steigende Anforderungen an Umwelt- und Tierschutz. Zudem wurden Widersprüche in der aktuellen Agrarpolitik angesprochen, beispielsweise die Forderung nach Weidehaltung. Dies führe aber zu Konflikten, vor allem wegen dem steigendem Wolfsbestand, führten Redner aus.
Kritik an aktueller Agrarpolitik
Weiter wurde die Kleinstrukturiertheit der Betriebe in Baden-Württemberg beleuchtet. Dies gehe mit der aktuellen Agrarpolitik verloren, lautete die Kritik. Hervorgehoben wurden die geringen Einkommen. Die Einkommen der Betriebe im Landeskreis Ravensburg würden im bundesweiten Einkommensvergleich hinterherhinken, hiess es weiter. Vertreter der Landjugend hoben hervor, dass Junglandwirtinnen und Junglandwirte gerne einen Betrieb führen würden, sofern die Rahmenbedingungen dies erlaubten.
Gefordert wurden zudem die vollständige Rücknahme der Streichung der Steuervergünstigungen, die Möglichkeit zur Weitergabe der steigenden Koste sowie eine Politik, die verlässlich und fachlich basiert handelt.

Keine Bauern, kein Essen, Keine Zukunft.
Anine Hungerbühler
Die Kundgebung endete mit einer Rede der Abgeordneten der Grünen, Agnieszka Brugger. Sie musste mehrmals um das Wort kämpfen, um die Zwischenrufe der Anwesenden zu übertönen. Sie dankte den Teilnehmenden für den friedlichen Protest. Die sei leider nicht überall im Lande so gewesen, führte sie aus. Brugger erklärte sich nicht mit sämtlich vorgetragenen Anliegen einverstanden. Sie machte aber das Angebot für einen Dialog. Die Veranstalter erklärten, dass sie dieses Angebot gerne annehmen werden. Nach rund einer Stunde endete die Kundgebung mit dem Hinweis zur Möglichkeit zur Möglichkeit der Teilnahme an der Grosskundgebung in Berlin am kommenden Montag.



