Der grösste Apfelbaum der Schweiz

In der Schweiz gibt es rund 557 Millionen Bäume. Ein ganz besonderer Baum steht in Interlaken BE. Ein Baumpflegespezialist erklärt seine wichtige Funktion.

Hans Heimann |

Der Tag des Baums ist ein internationaler Gedenktag, der die Bedeutung von Bäumen für die Umwelt und das Klima ins Bewusstsein rücken soll. Die Idee dazu hatte gegen Ende des 19.  Jahrhunderts der US-amerikanische Journalist und Landwirtschaftsminister Julius Sterling Morton.

Nach dem zweiten Weltkrieg deklarierten die Vereinten Nationen den 25.  April weltweit als Tag des Baums. Heute nutzen viele Umweltorganisationen, Schulen und Gemeinden diesen Tag, um auf die Bedeutung von Aufforstung und Naturschutz hinzuweisen.

Vor 155 Jahren gepflanzt

Laut Waldschweiz, dem Verband der Waldeigentümerinnen und -eigentümer, gibt es in der Schweiz schätzungsweise 557 Mio. Bäume (dicker als 12 cm in 100 cm Höhe). Davon sind rund 1,2 Millionen Apfelbäume mit 1200  Sorten, angebaut auf rund 6’000 Hektaren. Der grösste Apfelbaum der Schweiz steht in Interlaken. Dieser wurde vor ungefähr 155 Jahren auf dem Schlossareal gepflanzt.

Sein einstiger Stammumfang mass 3,25 m und der Kronendurchmesser ca.  17  m. Dies machte ihn gemäss des Buchs «Baumriesen Schweiz» von Michel Brunner zum grössten Apfelbaum in unserem Land. Fabian Dietrich pflegt diesen Baum mit seinem Unternehmen Baumpflege Dietrich GmbH seit knapp 30 Jahren. Er erinnert sich daran, als dieser noch Früchte trug. Damals hatte Fructus, die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, die Sorte dieses Riesen im Rahmen des Projekts «Inventarisierung der Obstsorten in der Schweiz» als Baschiapfel bestimmt.

Baum einfach Baum sein lassen

Dietrich erzählt, dass im Verlauf der Jahre Hallimasch-Pilze diesen Baum in Interlaken befallen und ihn zum langsamen Absterben gebracht hätten. Vor rund zehn Jahren wuchs er praktisch nicht mehr weiter, und an seinen Ästen und Wurzeln nahm die Fäulnis zu. In einem Sommersturm im August 2016 kippte der ganze Baum, so dass er sich nur noch auf seinen Ästen abstützte. Mithilfe von fünf Fichtenrohlingen wurde der Baum in dieser Position stabilisiert.

Der gelernte Baumpflegspezialist aus Därligen erklärt, weshalb der Baum trotz seines Alters und Zustands wichtige Funktionen für die Umwelt einnimmt: «Viele Leute wissen gar nicht, dass dieser Baum trotz seines Alters und Zustands enorm viele Lebensräume für unzählige Lebewesen und Mikroorganismen bietet.» Er nennt dabei Pilze, Käfer, Schmetterlinge, Läuse, Spinnen, Würmer, Fledermäuse, Nagetiere, Amphibien, Reptilien, Flechten und Moose.

Baum mit Zukunft?

«Das heisst, all diese Lebewesen könnten nicht überleben, wenn man Bäume eben nicht auch sterben lässt – oder kurz gesagt, Baum einfach Baum sein lässt.» Auch wenn Bäume einem Sturm zum Opfer fallen, würden dadurch wieder Lebensräume entstehen, erklärt Dietrich. Er fügt an, dass je älter ein Baum wird, je grösser sei dessen Habitatfunktion.

Irgendwann, als man beim Baschiapfelbaum den Hallimasch-Pilz entdeckt hatte, war klar, dass man diesem zwar mit Antagonisten (Trichodermapilzen) entgegenwirken, aber ihn nicht ganz eliminieren kann, erklärt Dietrich. Jeder Baum verfüge über ein Abwehrsystem gegen Pilze, doch da es in diesem Fall ein Hallimasch war, ging es relativ rasch mit dem Absterben. Dieser Pilz zerstöre primär das Kambium, die Gewebeschicht, die für das sekundäre Dickenwachstum verantwortlich ist.

Voller Lebewesen

«Jedes Jahr starb ein Ast mehr ab. Es entstand eine vollständige Totholzsituation. Deshalb ist dieser Baschiapfelbaum voller Lebewesen.» Er fügt an, dass es von der Natur abhängt, wie es mit dem Baum weitergeht. Es komme darauf an, wie schnell Pilze den Abbau des Holzes und damit den Zerfall in Humus vorantreiben würden.

«Das ist ja das Schöne am Ökosystem, irgendwann wird hier nur noch Humus übrig bleiben. Das kann noch 30  Jahre dauern, bis die ganze Substanz weg ist. Wenn man dieses alles der Natur überlässt, wachsen an seiner Stelle neue Pflanzen», meint Dietrich abschliessend.

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