Die bedrohte Rinderrasse

Am zweiten Tag der Leserreise auf Malta besuchten die Teilnehmenden die staatliche Versuchsanstalt. Dabei machten sie Bekanntschaft mit einer vom Aussterben bedrohten Rinderrasse. Am Nachmittag war Kulinarisches Trumpf.

Reto Blunier, Malta |

Am zweiten Tag der Leserreise auf Malta besuchten die Teilnehmenden die staatliche Versuchsanstalt. Dabei machten sie Bekanntschaft mit einer vom Aussterben bedrohten Rinderrasse. Am Nachmittag war Kulinarisches Trumpf.

Die Insel Malta gilt eigentlich als sonniges Eiland. Doch in diesem März ist es ein wenig anders – der Wettergott beschert den Insulaner viel Regen. Dafür zeigt sich Malta in einem wunderbaren grünen Kleid.

Auch auf dem Eiland wuchern die Arme der Städte immer wie mehr aufs Land hinaus. So wurden im vergangenen Jahr 12‘000 Wohneinheiten bewilligt, obwohl nur für deren 7‘000 eine Nachfrage bestand. Und Einhalt gebieten will der Urbanisierung niemand. „Man baut hier auch auf Vorrat“, erklärt die maltesische Reiseführerin Maria Strauss.

Oliven mit Salzwasser gewässert

Auf Malta wird aber auch ein landwirtschaftlicher Versuchsbetrieb unterhalten. Diesen hat die Reisegruppe des „Schweizer Bauer“ am Dienstag besucht. Zuerst stand die Baumschule auf dem Programm. Mit einfachen Mitteln werden hier verschiedene Obstsorten, Zitruspflanzen und Olivensorten gezüchtet, veredelt und auch verkauft. Darunter befinden sich unter anderem Pfirsiche, Nektarinen, Orangen, Pflaumen oder Granatäpfel, aber auch Feigen, Mandeln und eben verschiedene Olivensorten.

Für Äpfel und Birnen ist das Klima nicht ideal, da eine Ruhephase fehlt. Das subtropisches, trockene Mittelmeerklima behagt besonders den Zitruspflanzen und den Oliven. Gemäss Angaben der Versuchsanstalt haben Versuche gezeigt, dass die Oliven gar mit Salzwasser gewässert werden können.

Das Geld fehlt

Aber auch tropische Pflanzen wie Avocados gedeihen auf Malta. Der limitierende Faktor ist aber das Wasser. Auch Nematoden machen die Kultivierung von Zitrusfrüchten und Obst nicht einfacher. Eigentlich möchte die Baumschule hier vermehrt Forschung betreiben. „Doch uns fehlt das Geld“, erklärt Leiter Charles Camello.

Aufgrund der kleinen Strukturen werden die geernteten Früchte auf dem Heimmarkt abgesetzt, Export findet keiner statt. Ausgeführt werden aber Setzlinge, besonders solche einer Blutorangenart.

Nur noch 25 Stück

Nebst der Pflanzenabteilung wird auf Malta auch Tierforschung betrieben. Und in dieser Abteilung gab es etwas sehr spezielles zu begutachten – das maltesische Rind. Auf der ganzen Insel gibt es nur noch 25 Tiere, davon leben 21 auf dem Versuchsbetrieb. Die eher gross gewachsenen und hageren Tiere wurde früher vornehmlich für die Feldarbeit eingesetzt, erklärt Matthew Camilleri vom Maltese Department of Agriculture. Die Geschichte des Rindes könne bis in die  Jungsteinzeit zurückverfolgt werden.

Für die Milch- und Fleischproduktion sind die Tiere eher ungeeignet. Gemäss Camilleri hat die Rinderart auch äthiopische Wurzeln. Doch die Forschungsarbeit ist noch zu wenig weit vorangetrieben. Camilleri und sein Team wollen nun ein Erhaltungsprogramm für die vom Aussterben bedrohte Rasse initialisieren. Doch auch hier fehlt das Geld. Ein entsprechender Antrag an die EU wurde gestellt. Hilfe wollen sich die Maltesen auch in Österreich einholen, um das Aussterben zu verhindern. 

Saanenziege auf Malta

Auch die Ziegenforschung wird auf der Versuchsanstalt betrieben. Auf Malta gibt es vier einheimische Rassen. Diese sind an die kargen Gegebenheiten bestens angepasst. Die Tiere erreichen eine Tagesleistung von bis zu 3,5 Kilo Milch. Auch das Fleisch der Tiere lässt sich verwerten. Dank ihrer Wirtschaftlichkeit wurden Tiere auch nach Korsika, Sardinien oder Libyen ausgeführt. Die Ziege war früher der einzige Milchlieferant, Milchkühe kamen erst später ins Land.

In den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts suchte aber die Infektionskrankheit Brucellose die Ziegen heim. Der Bestand an einheimischen Tieren brach zusammen, da die Nachfrage nach Ziegenmilch zusammenbrach. Heute leben nur noch 2000 Stück auf der Insel. Der Milchpreis ist für die Bauern nicht interessant. Diese erhalten pro Kilo Ziegenmilch 50 Cents, die Kuhmilchbauern erhalten einen Milchpreis in ähnlicher Höhe.

Auf Malta finden sich auch die Saanenziegen und die Oberhasler Ziege wieder. Die Saanenziege weise zwar eine höhere Milchleistung auf als die Einheimischen, doch benötige sie mehr Futter und sei anfälliger auf Krankheiten, erklärte Camilleri. Auf Malta muss sämtliches Mischfutter und Heu importiert werden. Und auch beim Stroh wird die Hälfte eingeführt.

Weisse Oliven

Am Nachmittag stand ein Besuch beim Olivenbauern und Olivenölsommelier Sam Cremona auf dem Programm. Auf 2 ha kultiviert er rund 440 Bäume. Sämtliche Produzenten auf Malta sind Klein- und Kleinstproduzenten. 60 Bauern haben sich zu einer Kooperative zusammengeschlossen und legen viel Wert das Handwerkliche und den richtigen Geschmack. Jeder Produzent muss aber mindestens 100 Bäume besitzen. Mit den grossen Produzenten wie Monini können sie nicht mithalten. Das Olivenöl wird nur auf Malta verkauft.

Um auch die Jungen für das einheimische Olivenöl zu begeistern, kreieren sie ein eher süssliches Öl. Sie produzieren möglichst naturnah, für die Bodenbearbeitung unter den Bäumen werden bei Cremona Hühner eingesetzt. Die Produzenten möchten auch wieder mehr einheimische Sorten anbauen. Diese sind robuster, zudem können sich die Produzenten gegenüber der internationalen Konkurrenz differenzieren. Doch diese Sorten müssen zertifiziert werden, und hier ist das Geld der limitierende Faktor.

Für ein Kilo Oliven können die Produzenten bei niedriger Qualität 80 Cent lösen, ist dies Qualität aber hoch, sind bis 1,20 Euro möglich. Die Olivenproduktion hat auf Malta eine lange Tradition. Aber während der britischen Herrschaft (1800 bis 1964) wurde auf der Insel Baumwolle angebaut, die Oliven verschwanden. Erst seit gut 20 Jahren wird die Produktion wieder erhöht.

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