Die Luftseilbahn ist ihr Lebensnerv

Der Bergbetrieb Bielen oberhalb Grafenort ist mit einer Seilbahn erschlossen. Der Ersatz des Zugseils sorgt für ein Loch in der Kasse. Fränzi Amrein und Sepp Niederberger wissen noch nicht, wie sie die Kosten tragen können.

Richard Greuter |

Der Bergbetrieb Bielen liegt auf 1111 Metern hoch über Wolfenschiessen. Bei schönem Wetter bietet sich eine herrliche Sicht auf den Brisen, auf die Walenstöcke und auf die Engelberger Alpen. «Man steigt in die Seilbahn und ist in einer anderen Welt», sagt der 50-jährige Landwirt Sepp Niederberger.

Vor acht Jahren haben Sepp Niederberger und Fränzi Amrein den Bergbetrieb Bielen übernommen. Anfänglich in Pacht, vor zwei Jahren konnten sie die Liegenschaft von seinem Onkel erwerben. Vor wenigen Tagen haben sie geheiratet. Beide schätzen das Leben in der Abgeschiedenheit. «Mir gefällt es, in der Natur leben zu können», sagt Fränzi Amrein, und Sepp Niederberger ergänzt: «Man hat seine Ruhe.»

Schafe – Lamas – Alpakas

Eine wunderbare Idylle würde man meinen. Doch der Betrieb Bielen umfasst mehr als 100 Hektaren und ist ein Dreistufenbetrieb. Die bewirtschaftete Fläche beträgt 53 Hektaren, liegt in steilem Gelände in der Bergzone III. Also viel Handarbeit und lange Arbeitstage. Doch Fränzi Amrein meint: «Wir arbeiten gerne.» dieses Engagement ist auch notwendig, denn etwas weiter oben befindet sich die Alp Bödmen, die zu Fuss in 40 Minuten erreichbar ist, und in Grafenort ist der Talbetrieb Obermettlen.

Gemeinsam betreuen sie 38 Lamas und einige Hühner. Im Sommer kommen 30 Schafe und 20 Alpakas vom Talbetrieb dazu. Von der Milchproduktion hat sich Sepp Niederberger schon längst verabschiedet. Der Landwirt weist darauf hin, dass die Mechanisierung im Berggebiet in den letzten Jahren massiv verbessert wurde und dass die Arbeit im steilen Gelände sicherer und einfacher geworden ist. Durch ihre extensive Bewirtschaftung bleibt der Charakter dieser Landschaft erhalten.

Höhendifferenz von 560 Metern

Erschlossen ist die Liegenschaft Bielen mit einer Luftseilbahn, welche die Bauernfamilie, aber auch Gäste in wenigen Minuten lautlos vom Tal in die Höhe bringt. «Sie ist unsere Zufahrt», sagte Fränzi Amrein. Die Luftseilbahn überwindet eine Höhendifferenz von 560 Metern. Die Seillänge beträgt 957 Meter. Doch genau diese Bahn ist ihr Sorgenkind. Bei einer Kontrolle wurde das obere Zugseil beanstandet. Würde sich der Zustand innerhalb eines halben Jahres verschlechtern, drohte die Stilllegung der Bahn.

Nun fährt die Seilbahn seit dem vergangenen Februar mit einem neuen Zugseil. Bis aber sämtliche Arbeiten abgeschlossen sind, müssen sie mit Kosten von insgesamt 45 000 Franken rechnen. Die Schweizer Berghilfe publizierte den Zugseilersatz als Monatsprojekt auf ihrer Homepage und unterstützt ihn mit einem Betrag von 17 000 Franken. Trotz einigen zusätzlichen privaten Spenden fehle noch ein grösserer Betrag, berichtet das Ehepaar.

«Eine Strasse würde einiges erleichtern», meint der 50-jährige Landwirt. Würde man die Strasse von Diegisbalm (1004 Meter) zur Bielen verlängern, wäre man in einer halben Stunde im Tal. Die Seilbahn ist da im Vorteil: Sie schafft es in fünf Minuten. Bei grösseren Gütern ist der Vorteil schnell mal weg. Oft braucht es den Heli.

Die nächste Hürde

Fränzi Amrein und Sepp Niederberger haben sich in den vergangenen Jahren mit Agrotourismus ein zweites Standbein aufgebaut. Bielen ist ein ausgezeichnetes Gebiet für Gleitschirmflieger. Da finden Schulungen und auch Prüfungen statt. In einem Kiosk können sich die Gäste mit Getränken und Snacks verpflegen. Damit die Bahn jederzeit bedient wird, hat das Ehepaar vier pensionierte treue Helfer.

In einem ausgebauten Gaden können Gruppen Feste feiern oder auch übernachten. Zweimal pro Woche nimmt das Paar zwei Buben aus schwierigen familiären Verhältnissen auf. Das Time-Out in der Natur soll den Kindern helfen, wieder zu sich selbst zu finden. All dies ist eine wertvolle Hilfe, um die Kosten der Seilbahn tragen zu können. Aber mit der Sanierung der Steuerung steht in den nächsten Jahren die nächste finanzielle Hürde bereit.

Kommentare (2)

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  • Sepp | 26.01.2024
    Genau solche Betriebe müssen unterstützt werden. Diese Bauern wissen noch was Arbeit ist. Dahin sollen die Subventionen fliessen, nicht zu den grossen Flachland-Industriebauern mit ihren Riesenmaschinen welche die Böden verdichten. Diese Bergbauern chrampfen von morgens bis abends, während im Flachland bald nur noch Industriebauernhöfe bestehen, welche dann wohl nur noch vom Computer aus gesteuert werden!
  • Arnold | 24.01.2024
    Alle Achtung vor diesem ehepaar bauern werden immer wichtiger .ist meine meinung.
    Habe eine aussergewöhnliche möglichkeit fūr euch!!
    Lg Franz
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