Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

Der 1. Weltkrieg brach im August 1914 aus und dauerte bis November 1918. Auslöser war ein Attentat heute genau vor 100 Jahren in Sarajevo. Der Krieg forderte nicht nur 10 Millionen Todesopfer, sondern er brachte die erste Globalisierungswelle zum Einsturz.

Samuel Krähenbühl |

Der 1. Weltkrieg brach im August 1914 aus und dauerte bis November 1918. Auslöser war ein Attentat heute genau vor 100 Jahren in Sarajevo. Der Krieg forderte nicht nur 10 Millionen Todesopfer, sondern er brachte die erste Globalisierungswelle zum Einsturz.

Heute vor genau 100 Jahren wurde in Sarajevo der österreichische Thronfolger Franz-Ferdinand ermordet. An diesem 28. Juni 1914 fiel er einem Attentat der serbischen Untergrundorganisation «Schwarze Hand» zum Opfer. Diese kämpfte dafür, dass die jugoslawischen Gebiete, die unter der Herrschaft von Österreich-Ungarn waren, in einem serbischen Grossreich vereinigt werden. Der 19-jährige Schüler Gavrilo Princip tötete den Erzherzog und seine Frau mit zwei Pistolenschüssen.

Funken am Pulverfass

Das Attentat von Sarajevo war der Auslöser für den 1. Weltkrieg, die «Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts», wie es der amerikanische Diplomat und Historiker George F. Kennan nannte. Sir Edward Grey, damals britischer Aussenminister, sagte: «Die Lichter gehen in ganz Europa aus, wir werden sie in unserem Leben nie wieder leuchten sehen.» Tatsächlich hatte der 1.Weltkrieg weitreichende Folgen.

Nach einer kurzen Krise im Juli, in der Österreich-Ungarn mit militärischen Drohungen die Aufklärung des Mordes durch Serbien forderte und in seinen Forderungen vom Deutschen Reich unterstützt wurde, brach Anfang August der 1.Weltkrieg aus. Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn dem Königreich Serbien den Krieg. Innerhalb einer Wochen erklärten sich die Entente-Mächte Frankreich, Russland und Grossbritannien auf der einen und die Mittelmächte Deutschland, Österreich-Ungarn, im November auch das Osmanische Reich, auf der anderen Seite gegenseitig den Krieg. Der Mord am Thronfolger von Kaiser Franz-Josef war aber nur der Funken am Pulverfass. Die eigentlichen Ursachen für den Krieg lagen tiefer.

Welt war stark globalisiert

Wirtschaftlich ging es zwar den europäischen Ländern sehr gut. Ein Grossteil Europas hatte mit der Industrialisierung im 19.Jahrhundert einen noch nie gekannten Wirtschaftsaufschwung erlebt. Dampfschiff und Eisenbahn brachten nicht nur Menschen, sondern auch die Güter zueinander. Die Welt vor dem August 1914 war globalisierter als die Welt der Gegenwart. Dies, wenn man den Anteil der gehandelten Güter ins Verhältnis zum gesamten Welt-Bruttosozialprodukt setzt. Europäische Industriegüter wurden in die ganze Welt exportiert.

Viele Länder Europas hatten zu dem Zeitpunkt umfangreiche Besitzungen rund um die Welt. Das Britische Weltreich etwa beherrschte einen Fünftel der Erdoberfläche und einen Viertel der damaligen Menschheit. Indien, Kanada, Australien, Neuseeland oder Südafrika waren Untertanen der britischen Krone, um nur ein paar Beispiele zu nennen. In diese Kolonien exportierten die Europäer Industriegüter und importierten im Gegenzug Rohstoffe und Lebensmittel.

Wettrüsten mit Grossbritannien

Deutschland, das zuvor aus vielen kleinen Ländern bestand, war erst 1870 ein geeintes Land geworden. Das Reich Kaiser Willhelm II. hatte deshalb im Vergleich zu Grossbritannien oder Frankreich weniger Kolonien, war aber wirtschaftlich mächtig. Deutschland hatte Grossbritannien punkto Industrieproduktion überholt. Militärisch  waren die Deutschen  schon lange die führende Macht Europas.  Aber auch auf dem Meer wollte der Kaiser, dessen Mutter eine britische Prinzessin war, seine Verwandten auf der Insel herausfordern. Er baute deshalb eine grosse Schlachtflotte. Doch wenn er zwei Schiffe baute, bauten die Briten vier. Und wenn er vier baute, dann bauten die Briten acht.

Das Flottenwettrüsten war für Deutschland also schon vor dem Krieg verloren, hatte aber verhängnisvolle Folgen. Grossbritannien  entfremdete sich von Deutschland und zog  mit dessen Erzfeind Frankreich in den Krieg. Eigentlich wollten die Deutschen ihren Handel über Holland als neutrales Land abwickeln. Doch nachdem die Briten ihre Schlachtflotte auf Ölfeuerung umgebaut hatten, war deren Reichweite so gross, dass sie die Nordsee weiträumig absperren konnten. Die kohlengefeuerte deutsche Flotte blieb wirkungslos. Die Deutschen konterten mit dem uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Das wiederum führte zum Kriegseintritt der USA 1917, was die Niederlage  der Mittelmächte zur Folge hatte.

Seeblockade führte zu Hunger

Und die Seeblockade führte vor allem auch zu einem Zusammenbruch des Welthandels. Lebensmittel konnten nicht mehr so einfach importiert werden. Die Folge waren Hunger, Unruhen und Revolutionen in vielen Ländern Europas, so in Russland 1917 und in Deutschland beim Kriegsende im November 1918. Russland wurde kommunistisch und blieb es bis 1990. Sogar in der Schweiz streikten die Arbeiter. Der 1.Weltkrieg hatte fast zehn Millionen Todesopfer gefordert. Und der unglückliche Friedensvertrag von Versailles führte direkt zum 2. Weltkrieg, der in den Kalten Krieg mündete. Aber auch auf die Agrarpolitik der Schweiz hatte der Krieg direkte Folgen, weil sich die Freihandelseuphorie als sehr trügerisch erwiesen hatte.

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