Sie landeten mit «Das Feyr vo dr Sehnsucht» den grössten Schweizer Hit. Und auch der Dokfilm «Die Wiesenberger» über den wohl berühmtesten Schweizer Jodlerklub kommt an. Bei den Solothurner Filmtagen räumte der Streifen prompt den Publikumspreis ab. Mit Video
Der Film dokumentiert Musiker, die nicht ins Rampenlicht drängten und trotzdem mit Erfolg überhäuft wurden. Schon ihr erster Hit, die Jodelversion des Mash-Titels «Ewigi Liebi» suchte nicht das grosse Publikum.Es flogen auch die Fetzen
Vielmehr hatte die Dirigentin des Nidwaldner Jodlerklubs das Lied für eine Hochzeit umgeschrieben - es sollte gar nie auf eine CD kommen. Später stürmte eine Aufnahme die Hitparade und wurde beinahe täglich von Hörern der Radiosender gewünscht.
Zu Beginn des Films bietet die Bergkulisse für das gemeinsame Gruppenfoto noch die perfekte Idylle. Später fliegen jedoch gehörig die Fetzen. Etwa 2009 nach dem Sieg in der Sendung «Die grössten Schweizer Hits».
Zwar feiern die Jodler den mit Francine Jordi einstudierten Hit noch ausgelassen. Aber schon damals dämmert ihnen, dass es nun vorbei ist mit der Ruhe um ihren Klub. Die vielen Terminanfragen setzen der Harmonie im Chor zu. Die Wiesenberger müssen einige Austritte verkraften. Nicht alle wollen jedes Wochenende durch die gesamte Schweiz reisen.
Von Nidwalden nach Shanghai
Zur Zerreissprobe wird eine Einladung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zur Weltausstellung in Schanghai. Einige Jodler sehen darin eine einmalige Chance, nach China zu reisen.
Andere wiederum wollen den Bauernhof und die Familie nicht im Stich lassen, den Nationalfeiertag am 1. August lieber in der Heimat verbringen. Mehrere Sitzungen gehen ohne Einigung zu Ende. Schliesslich brechen zwölf Männer nach China auf.
Die anderen bleiben zu Hause. Den bodenständigen Nidwaldnern ist ihre landesweiten Bekanntheit nicht geheuer. Bei jeder Gelegenheit betonen sie, keine Stars zu sein. Alle sind ihren Berufen treu geblieben.
Vereinsleben kommt nicht zu kurz
Trotz der Bescheidenheit öffnen sie für eine Homestory die Haustüre und posieren gekonnt. Einer der Jodler lässt sich mit jedem Star fotografieren, dem er begegnet. Neben den Auftritten auf grossen Bühnen vernachlässigen die Wiesenberger ihr Vereinsleben nicht.
So geben sie einem frischgebackenen Vater und seiner Familie im Spital ein Ständchen, wie es sich gehört. Bei der Beerdigung eines Weggefährten jodeln sie den letzten Abschiedsgruss. Einige müssen kämpfen, dass ihnen angesichts der Trauer nicht die Stimme versagt.
Zwei Jahre mit Kamera begleitet
Der Film holt die Jodler auf ihren Höfen im kleinen Nidwaldner Dorf oberhalb von Dallenwil ab und zeigt auch ihren Alltag. Seit 20 Jahren üben die Wiesenberger einmal pro Woche in einer Kapelle.
Zur Probe bringen sie Melodien aus dem Leben mit: Inspiriert vom Bergpanorama etwa, oder auch von der Trauer über den Tod der Ehefrau. Die Filmemacher Bernhard Weber und Martin Schilt begleiteten den Jodlerklub rund zwei Jahre.
Sie bringen das Vereinsleben ohne Distanz auf die Leinwand. Die Männer wirken so echt wie ihre Melodien. Der Film zeigt geschickt Vereinsleben und Lebensansichten der Jodler, ohne zu kommentieren.