
«Regionale Lebensmittel brauchen regionale Landwirte» – das ist nur eine der Forderungen der bäuerlichen Basisbewegung, die sich letzte Woche in Ostermundigen BE versammelt hat.
Anine Hungerbühler
Die bäuerliche Basisbewegung hält an ihren Forderungen fest. Auf einer Wiese in Ostermundigen versammelten sich – nach einem Abstecher vor das Bundeshaus – rund 200 Personen mit 70 Traktoren. Die Aktion stand unter dem Motto «Stopp dem Abbruch der Inlandversorgung». Der «Schweizer Bauer» hat sich mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über die Gründe für ihre Teilnahme an der Protestaktion unterhalten.
Jann Bangerter
Der 32-Jährige ist Landwirt und Arzt. Er führt einen Ackerbaubetrieb mit 12 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche in Waltwil BE.

Jann Bangerter ist Landwirt und Arzt aus Waltwil BE.
Anine Hungerbühler
Ich bin heute hier zur Solidaritätserklärung für die Produktion in der Schweiz. Das heisst, dass wir nicht nur Biodiversität produzieren, sondern auch Lebensmittel, und dafür brauchen wir Rahmenbedingungen. Ich will damit aber nicht sagen, dass die Biodiversität nicht ebenfalls nötig ist. Ich will heute dafür einstehen, dass Massnahmen ergriffen werden. Es soll der politische Wille dafür entstehen, die Produktion zu stärken, sei es zum Beispiel beim Pflanzenschutz oder in den Unterstützungsleistungen. Gerade bezüglich der Preise ist die Unterstützung zu gering. Ich bin heute primär aus politischem Willen hier und hoffe, dass dies in den zuständigen Kommissionen diskutiert wird und die Massnahmen dann klar auf dem Tisch liegen. Besonders bei den Zuckerrüben, im Raps und bei den Kartoffeln merkt man, dass es bezüglich Pflanzenschutz eng wird.
Aline Hadorn
Die 19-Jährige aus Gurzelen BE ist gelernte Milchtechnologin und absolviert zurzeit die Ausbildung zur Bäuerin mit Fachausweis.

Aline Hadorn absolviert zurzeit die Bäuerinnenschule.
Anine Hungerbühler
Ich bin auf einem Milchwirtschaftsbetrieb mit Ackerbau aufgewachsen. Deshalb war die Landwirtschaft schon immer präsent in meinem Leben. Aus diesem Grund bin ich heute Nachmittag hier, um die Schweizer Landwirtschaft zu unterstützen. Mich faszinieren die Abwechslung und die Naturverbundenheit an der Landwirtschaft. Ich will zeigen, dass wir weniger Bürokratie wollen. Dazu gehört, dass die Meldeplattform Digiflux abgeschafft werden sollte. Auch meine Kolleginnen aus der Bäuerinnenschule sind der Meinung, dass es so nicht weitergehen kann, wenn die Bürokratie stetig zunimmt. Das geht für uns in die falsche Richtung. Es stört mich, dass immer mehr Lebensmittel importiert werden. Ich wünsche mir, dass die Konsumenten mehr auf regionale Lebensmittel achten. Das ist mir selbst in der Küche sehr wichtig.
Pascal Bolinger
Der 27-Jährige ist gelernter Landwirt. Er führt seit drei Jahren einen Betrieb in Lüterkofen SO. Zuvor war er in einer Generationengemeinschaft.

Pascal Bolinger ist Landwirt aus Lüterkofen SO.
Anine Hungerbühler
Ich führe einen viehlosen Ackerbau- und Lohnarbeitsbetrieb. Ich setze mich dafür ein, dass wir mit der Landwirtschaft noch eine Zukunft haben und in der Schweiz inländische Produkte produzieren können. Mir sagte einmal jemand, wir hätten zu wenige Denkende und zu viele Studierende. Das macht es für uns in der Landwirtschaft sehr schwierig. Wir beantragen immer wieder Vereinfachungen und bringen Ideen ein und erhalten keine Antworten. Zum Beispiel als die 3,5 Prozent Biodiversitätsförderflächen auf den Ackerflächen eingeführt wurden, haben wir sehr viel investiert, um dies umzusetzen. Darauf wurde die Massnahme wieder abgeschafft. Solche Dinge machen unsere Arbeit sehr schwierig. Ich wünsche mir, dass wir von Politik und Verwaltung gehört werden. Denn mit den Direktzahlungen haben sie uns in der Hand.
David Kaltenrieder
Der 19-Jährige aus Zunzgen BL ist gelernter Forstwart und absolviert zurzeit die Zweitausbildung zum Landwirt.

David Kaltenrieder absolviert die Zweitausbildung zum Landwirten. Er ist gelernter Forstwart aus Zunzgen BL.
Anine Hungerbühler
Mir wurde die Landwirtschaft von meinem Grossvater in die Wiege gelegt. Obwohl wir keinen Betrieb zu Hause haben, war sie immer präsent in meinem Leben. Wir sind heute Nachmittag mit dem Lohnunternehmen meines Lehrmeisters hier vertreten. Damit wollen wir erreichen, dass wir als Bauern wieder mehr mitreden können und dass die Bürokratie abnimmt. Es soll nur noch so viel wie nötig sein. Auch die Modernisierung dabei ist für gewisse Bauern überfordernd. Die Suisse-Bilanz ist zum Beispiel ein gutes Instrument. Aber mit den Pflanzenschutzmitteln wird es immer komplizierter. Wenn gewisse Mittel, die aus unserer Sicht alles erfüllten, jetzt plötzlich den Anforderungen nicht mehr genügen sollen. Man muss immer mehr leisten, damit man am Schluss dasselbe Ergebnis erhält.