Dringend gesucht: Ausserirdische Müllabfuhr

Es wird eng im All, jedenfalls um die Erde herum. Der Grund: Die Raumfahrt hinterlässt tonnenweise Müll. Der bedroht nicht nur die ISS-Besatzung, er könnte auch der Wirtschaft enorm schaden. Doch die Entwicklung einer Weltraum-Müllabfuhr kämpft mit Hindernissen.

sda |

Es wird eng im All, jedenfalls um die Erde herum. Der Grund: Die Raumfahrt hinterlässt tonnenweise Müll. Der bedroht nicht nur die ISS-Besatzung, er könnte auch der Wirtschaft enorm schaden. Doch die Entwicklung einer Weltraum-Müllabfuhr kämpft mit Hindernissen.

Am 10. Februar jährt sich zum fünften Mal der Zusammenstoss des amerikanischen Satelliten «Iridium 33» und seines ausgedienten russischen Pendants «Kosmos 2251». Sie zersplitterten in Tausende Schrottteile, rund 2200 grössere sind katalogisiert. Mehrfach musste die Internationale Raumstation ISS wegen dieser Trümmer bereits Ausweichmanöver fliegen.

Knapp 700'000 Tonnen Schrott

Zusammen mit einem 2007 von den Chinesen mit einer Rakete zerstörten Wettersatelliten machen diese Schrottteile heute etwa ein Drittel aller von der Erde verfolgbaren Fragmente aus, wie Heiner Klinkrad, Chef für Weltraumtrümmer bei der europäischen Weltraumorganisation ESA, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärt.

Knapp 700'000 Tonnen Schrott bewegen sich dem ESA-Experten zufolge um die Erde. Trümmer und Gegenstände ab etwa 10 Zentimeter Grösse - etwa so gross wie eine Orange - kann das Space Surveillance Network des US-Militärs erfassen und verfolgen. Im Januar 2014 meldete es 16 674 Objekte, davon 9464 Bruchstücke. Bevor China seinen Satelliten absichtlich zerschoss, waren es nur 4699.

Kleine Splitter entwickeln im All enorme Zerstörungskraft

«Man geht davon aus, dass die Amerikaner eigentlich rund 22'000 Objekte detektieren», sagt Manuel Metz vom Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Nicht veröffentlicht würden eigene militärische Objekte und solche, die man nicht zuordnen könne.
Auch sehr kleine Splitter entwickeln im All enorme Zerstörungskraft - denn Gegenstände können mit relativen Geschwindigkeiten um 50'000 Stundenkilometer aufeinanderkrachen. Ein zehn Zentimeter grosses Objekt würde einen Satelliten auseinanderreissen.

«Heute treten solche katastrophalen Kollisionen, bei denen ein Satellit zersplittert, im Schnitt alle fünf bis neun Jahre auf», erklärt Carsten Wiedemann vom Braunschweiger Institut für Luft- und Raumfahrttechnik.

Risiko steigt

Doch das Risiko könnte steigen. Etwa 900 bis 1000 aktive Satelliten kreisen um die Erde - unter anderem halten sie das Telefonnetz am Laufen, helfen bei der Wettervorhersage, verbreiten Fernsehbilder und ermöglichen Navigationsgeräten, ihren Standort zu bestimmen.

Auf der sechsten Europäischen Weltraumschrott-Konferenz beschlossen letztes Jahr mehr als 350 Teilnehmer aus aller Welt, dass dringend aufgeräumt werden müsse im All. An Ideen mangelt es nicht: Segel oder stromleitende Seile sollen ausgediente Satelliten zurück zur Erde bringen, «Remover Satellites» sollen andocken und den Schrott so umlenken, dass er in der Erdatmosphäre verglüht.
Segel könnten überflüssig gewordenes Material bremsen und zum Absturz bringen. Ein Laser, der kleinere Bruchstücke von der Erde aus abschiesst, ist Metz zufolge «eher Zukunftsmusik».

Ein Umweltproblem wie andere auch

«Die Technologie für einige Lösungen sollte eigentlich in Reichweite sein», sagt Klinkrad. «Wenn man denn genügend Geld bereitstellen würde.» Es gebe jedoch gleich mehrere Hindernisse, etwa wegen der Besitzverhältnisse der Satelliten oder weil das Militär die Sabotage seiner Satelliten befürchtet.

Doch wenn nichts geschieht, wäre der Preis in Zukunft vermutlich hoch - längst ist das Leben auf der Erde ohne Satelliten kaum noch vorstellbar. Die Risiken seien bekannt, einen sauberen Orbit wünschten sich alle, sagt Klinkrad. Nur wolle kaum jemand dafür bezahlen. «Es ist eben ein Umweltproblem wie andere auch.»

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