Die Spätherbstsonne hüllt die Landschaft in warmes Licht. Langsam schwenkt die Kamera von der Szene auf dem Feld zu den Bergen am Horizont, akustisch begleitet vom leisen Muhen der Kühe und vom Rascheln der Blätter im Wind. Mit dem iPhone in der Hand geht Patrick Danuser durch das Feld und erklärt, wie Chicorée geerntet wird.
Vom Metallbauer zum Landwirt
Die Kamera folgt der Erntemaschine, die zuerst die Blätter der Pflanzen abschneidet, dann die Knollen aus der Erde zieht, die danach auf einem Förderband in den Anhänger transportiert werden. Die Szene endet mit einem Schwenk auf die Geissen und Kühe im Hintergrund.
@danuser_hof Chicorée Wurzeln ernten- Das gute Wetter erleichtert die Ernte und das Sortieren der Wurzeln im Vergleich zum letzten Jahr erheblich. Die Ziegen haben wir inzwischen zurück nach Hause geholt, sie geniessen die letzten Tage draussen bevor der Winter kommt. Mit Erna und Mini geht das Abkalben weiter. 🐮🚜 . . . . #schweizerbauern #landwirt #landwirtschaft #schweiz #bauer #farmlife #farmer #fendt #gemüse #chicorée #wurzel #chicoréewurzeln ♬ Originalton - Danuser Hof
Patrick Danuser ist angestellt auf dem Hof seiner Eltern in Bad Ragaz. In seiner Freizeit erzählt er vor laufender Kamera von seinem Arbeitsalltag. Der 30-jährige Vater der einjährigen Mila hat zuerst die Lehre als Metallbauer gemacht, bevor er sich für die landwirtschaftliche Zweitausbildung entschlossen hat. Nachdem er sein Pensum bei einer Montagefirma im benachbarten Fürstentum Liechtenstein bereits auf 60 Prozent reduziert hat, arbeitet er unterdessen Vollzeit auf dem elterlichen Betrieb, und sein Vater hilft tageweise beim Tiertransport aus. Zusammen mit seinen Eltern und seiner Frau Lea, die neben Haushalt und Kinderbetreuung noch 40 Prozent als Aktivierungsfachfrau angestellt ist, meistert er die Aufgaben auf dem Familienbetrieb.
Tradition trifft auf Innovation
Der Danuser-Hof hat eine lange Geschichte: 1974 siedelten Patricks Grosseltern in die Chriesilöser in Bad Ragaz, wo sie den Hof mit Milchwirtschaft aufbauten. 1996 übernahmen seine Eltern den Betrieb und stellten 2012 auf Mutterkuhhaltung sowie Acker- und Gemüsebau um. Auf 28,5 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche – davon 20 Hektaren für Acker- und Gemüsebau – wird eine breite Palette an Produkten wie Kartoffeln, Rüebli, Spinat, Getreide und Mais angebaut. Das Herzstück des Hofes sind seine Tiere: 35 Mutterkühe, die im Sommer auf der Alp weiden, im Frühling und im Herbst die heimischen Weiden unsicher machen und im Winter mit Rüebli aus eigenem Anbau verwöhnt werden.
Vor zwei Jahren zogen die ersten Bibeli in einen nigelnagelneuen mobilen Maststall, wo 2500 Tiere Platz finden. Die ganze Familie hat das lustige Federvieh, das sich vorwiegend von Rheintaler Ribelmais ernährt, ins Herz geschlossen. In etwa einem Monat kommt ein zweiter Stall dazu. Neben den Kühen und Hühnern geniessen einige Ziegen, fünf Esel, zwei Hunde und drei Katzen das ruhige Landleben, fern von Strassenlärm und Abgasen. «Spannend wird es, wenn der Frühling kommt. Jeden Morgen ist es für mich ein Highlight, den Tieren zuzusehen, wenn sie so richtig ausgelassen sind», sagt der junge Bauer schmunzelnd.
Die Tiere wertschätzen
Auch wenn Patrick Danuser kein spezielles Lieblingstier oder keine bevorzugte Tierart hat, gibt es doch zwei Ausnahmen: Tina, die älteste Geiss, die er einst mit viel Hingabe mit dem Schöppeli aufgezogen hat, und der kleine Esel, der eines Morgens völlig unerwartet auf noch wackeligen Beinen im Stall stand, nachdem der einzig mögliche Erzeuger längst von dannen gezogen war.
Für ihn ist es besonders wichtig, dass es allen Tieren gut geht. «In der Zeit, die sie hier verbringen, sollen sie es gut haben», erklärt der Jungbauer mit Nachdruck. «Natürlich kommt irgendwann der Moment, in dem wir uns trennen müssen, aber das gehört zu unserem Job dazu.» Es ist ihm ein Anliegen, den Tieren den bestmöglichen Lebensstandard zu bieten – von der ersten bis zur letzten Stunde.
Bauern-Influencer erreicht Millionenpublikum
Die Idee, Videos zu machen, hatte Patrick Danuser vor rund einem Jahr nach einem Drehtag für «Schweizer Fleisch», bei dem er sich und den Familienbetrieb mit einem Video vorstellen konnte. Ihn als jungen Bauern, der noch am Anfang seiner beruflichen Zukunft steht, trifft es besonders, wenn die Landwirtschaft in den Medien immer wieder negative Schlagzeilen zu Umwelt- und Tierschutzthemen macht und oft im Zentrum öffentlicher Diskussionen steht. «Viele Menschen, besonders in städtischen Gebieten, haben kaum mehr Bezug zur Landwirtschaft und wissen gar nicht, was wir machen.»
Seine ersten Versuche mit der Kamera waren noch holprig. Ausserdem brauchte er viel Zeit, weil er alles perfekt machen wollte. Doch seine Familie fand cool, was er machte, und ermunterte ihn, weiterzumachen. Im April 2024 stellte er das erste Video ins Netz – und hatte Erfolg. Er blieb dran und verbesserte sich stetig, sodass er auch bei seinem arbeitsintensiven Alltag Zeit für regelmässige Beiträge hat. «Meine Videos sollen unterhaltsam, positiv und lehrreich sein. Ich kann aber auch über mich selber lachen und zeigen, wenn mal etwas schiefläuft», so der Jungbauer. Mittlerweile hat er über 28 500 Follower und erreicht mit seinen authentischen Beiträgen in den sozialen Medien ein Millionenpublikum. «Es geht mir darum, das wahre Gesicht der Landwirtschaft zu zeigen und zu erklären, was wir wirklich tun», sagt Patrick stolz.





