Einachser aus Leidenschaft

Einachser und vor allem deren Motoren sind die Leidenschaft von Franz Schmid aus Arnegg im Kanton St. Gallen. Seit vielen Jahren rüstet er sie fachgerecht und original auf.

Martin Brunner, lid |

Einachser und vor allem deren Motoren sind die Leidenschaft von Franz Schmid aus Arnegg im Kanton St. Gallen. Seit vielen Jahren rüstet er sie fachgerecht und original auf.

Voller Stolz steht Franz Schmid aus Arnegg im Kanton St.Gallen vor seinem Rapid M oder dem "Stahlpferd" aus dem Jahr 1935. Er füllt etwas Benzin in den Anlasserteil, weil die Maschine dadurch besser anspringt. Sorgfältig wickelt er den Riemen um den Anlassbule. Kraftvoll zieht er daran.

Doch erst nach zwei, drei Versuchen ertönt das kräftige Motorengeräusch, das Schmid über alles liebt. Dem Einachser ist seine Stärke geradezu anzuhören. 600 Kubikmeter Inhalt und neun PS geben ihm mächtig viel Kraft. Vorsichtig Fährt Schmid an, um den grössten, schwersten und teuersten je produzierten Rapid gut präsentieren zu können.

Das Unikat Rapid R

Rund 20 Fahrzeuge stehen in einem ehemaligen Sticklokal in Schmids Bauernhaus. Viele Hundert Ersatzteile und Spezialgeräte kommen dazu. Die Sammlung erzählt die Geschichte der Einachser seit 1935 auf eindrucksvolle Art und Weise. Da stehen neben dem Rapid M auch ein Rapid P3 1937 oder die "Eiserne Kuh", ein Rapid S, zwei Rapid Spez aus den 1950er Jahren und viele mehr.

"Der Spez ist der Mercedes der Einachser, der viel Kraft hat und den sich nur reiche Bauern leisten konnten", erklärt Schmid. "Allerdings war der Motor etwas anfällig wegen der Wärme." Ein Unikat ist der Rapid R aus dem Jahre 1935, der für den Gartenbau mit einer Fräse umgebaut und umrüstet wurde. "Oft kam ich zu diesen und anderen Fahrzeugen, Geräten und Werkzeugen, weil die Vorbesitzer wussten, wie detailgetreu ich die Maschinen wieder aufbaue und wie genau ich dabei vorgehe." Zwei Typen fehlen noch in seiner Sammlung: der Rapid L 1928 und der Rapid K 1930.

Praktisch nur Originalteile

Meist ersteht Franz Schmid die Fahrzeuge in einem jämmerlichen Zustand. Rost und Schmutz haben ihnen arg zugesetzt. Doch gerade in diesem Moment beginnt Schmid aufzublühen. "Die Fahrzeuge wieder in ihren Originalzustand zu bringen, ist für mich das A und O", erzählt er. Dazu hat er 80jährige Magnetspulen, originale Pneus oder Motoren aufgetrieben.

Sogar zwei der sehr gesuchten Getriebe der ehemaligen Maschinenbaufirma Anton Scheiwiller aus Arnegg sind zu finden. Dass er bei seiner Arbeit Original- und Spezialwerkzeuge verwendet, versteht sich von selbst. "Nur im Notfall muss ich ein einzelnes Teil nachkonstruieren." So ist in der Zwischenzeit ein richtiges Museum zusammengekommen.

Stundelanges Tüfteln

Vor allem in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren widmete sich der Rapidfan intensiv der Restaurierung seiner Einachser. Pro Fahrzeug wendet er 100 bis 200 Stunden Arbeit auf. "Ich kann vor allem im Winter stundelang in meiner Werkstatt stehen und an Lösungswegen herumtüfteln. Warten kann ich schlecht. Wenn ich dann die Lösung gefunden habe und ein Fahrzeug tip-top dasteht, ist das ein erhebendes Gefühl."

Im Sommer allerdings nutzt er seine Fahrzeuge gerne für eine Ausfahrt und für die Fahrt an Rapid- oder Oldtimer-Treffen, denn alle seine Maschinen sind verkehrstauglich. Schon viele Schönheitspreise hat er mit den Fahrzeugen gewonnen. "Dabei fahre ich immer mit einem Anbaugerät auf", betont er. "Die Leute sollen sehen, wie man die Geräte einsetzen kann." Seinen Rapid S nutzt Schmid im Winter als Schneepflug.

Fan von Motoren

Seit seiner Kindheit kennt und schätzt Franz Schmid die Einachser. "Sie waren auf unserem Bauernbetrieb in Schlatt fast täglich im Einsatz", erzählt er. "Für das Berggebiet waren sie ideal. Aber auch für einen Besuch beim Schatz eigneten sie sich bestens. Für uns als Knaben war es zudem immer ein Grossereignis, wenn neue Rapid angeliefert wurden."

Doch Bauer werden und die Rapid einsetzen konnte Schmid nicht, weil sein Bruder den Hof übernahm. Er lernte Zimmermann, arbeitete auf seinem Beruf, wurde vor 35 Jahren Berufschauffeur auf einem Saurer. Damals kam er endlich zu den Motoren, von denen er schon immer begeistert war.

Weitere Raritäten

Neben den Rapid sind bei Franz Schmid weitere sehenswerte und seltene Geräte zu sehen. Er hat einen alten Holztransportwagen und einen Einachser in Milchwagenform aufgerüstet. Ein Rübensäegerät ziert eine Wand. Ein Landrover steht in der Garage neben der tschechischen "Fledermaus" Jawa 1948, einem Dreiradauto, das praktisch nur aus Eisengestell, Lederabdeckung und Motor besteht. Und obwohl der Platz in seinem Bauernhaus eng geworden ist, verkaufen würde Franz Schmid seine Einachser nie im Leben, zu viel Herzblut steckt in ihnen. Etwas schwebt Schmid noch vor: Mit einem Wohnwagen am Rapid in die Ferien zu fahren.

Ursprung in der Schweiz

Der Ursprung des Einachsers geht auf die 1920er-Jahre in der Schweiz zurück. Er stellte den Übergang von den auf dem Feld eingesetzten Arbeitstieren zu den erst später aufkommenden Traktoren dar und wurde vorwiegend zum Grasmähen mit Fingermähbalken eingesetzt. Er war aber auch ein sehr verbreitetes und arbeitserleichterndes Werkzeug, das als Heuwender, Pflug, Spritze, Pumpe, Transporter, Schneeräumer usw. eingesetzt werden konnte.

In der Schweiz gab es etliche Hersteller von Einachsern. Diese verkauften Lizenzrechte in die ganze Welt. Deshalb kommt der Einachser auf allen Kontinenten vor. Vor allem in den Nachkriegsjahren erlebte er in der Schweiz einen regelrechten Boom. So bauten diverse Firmen grosse Exemplare mit bis zu 15 PS Leistung und nahezu 700 Kilo Gewicht. Marktführer aller Hersteller war wohl die Firma Rapid aus Zürich. Aber auch Marken wie Aebi, Bucher oder Simar waren und sind in diesem Bereich tätig.

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