Erdbeben: Hier gibt es das grösste Risiko

sda/blu |

Über einen Zeitraum von 100 Jahren können Erdbeben in der Schweiz zwischen 150 und 1600 Todesopfer fordern und zwischen 40’000 und 175’000 Personen das Dach über dem Kopf wegnehmen. Das zeigt ein neuer Bericht des Schweizerischen Erdbebendienstes.

Zudem könnten Beben allein an Gebäuden und ihren Inhalten wie Möbel einen wirtschaftlichen Schaden von 11 bis 44 Milliarden Franken verursachen, schrieb der Schweizerische Erdbebendienst (SED) in einer Mitteilung zur Veröffentlichung des ersten Erdbebenrisikomodells am Dienstag. Hinzu kommen Schäden an der Infrastruktur und Verluste durch andere Folgen von Erdbeben wie Erdrutsche, Brände oder Betriebsunterbrechungen.

In Städten grösstes Risiko

Das grösste Risiko besteht laut dem Risikomodell in der Schweiz für die Stadt Basel, gefolgt von Genf, Zürich, Luzern und Bern. In allen fünf Städten leben zahlreiche Personen, die bei einem Erdbeben betroffen wären. Zudem verfügen diese Städte über viele, teils besonders verletzliche Gebäude, die oft auf einem weichen Untergrund stehen, der Erdbebenwellen verstärkt.

Die meisten Gebäudeschäden infolge von Erdbeben sind laut dem Risikomodell in den Kantonen Bern, Wallis, Zürich, Waadt und Basel-Stadt zu erwarten. Auf sie entfallen rund die Hälfte der geschätzten finanziellen Verluste.

Enormer Datensatz

Um die möglichen Folgen von Erdbeben auf Personen und Gebäude zu ermitteln, hat der SED an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich) drei Millionen einzelne Erdbeben simuliert, die sich in der Schweiz und dem grenznahen Ausland ereignen könnten.

Die mehr als zwei Millionen Wohn-, Geschäfts- und Industriegebäude in der Schweiz wurden nach bestimmten Kriterien in Verletzbarkeitskategorien eingeteilt, um die möglichen Schäden infolge von Erdbeben zu modellieren. Darüber hinaus wurde der Untergrund, also die Struktur des Bodens, in die Modelle miteinbezogen.

Künftige Beben besser bewältigen

So kann der SED für ein Erbeben mit einer beliebigen Stärke die Folgen abschätzen. Bei einer Wiederholung des Basler Bebens von 1356 mit einer Magnitude von 6,6 wäre in der Schweiz demnach mit etwa 3000 Toten und Gebäudeschäden im Umfang von ungefähr 45 Milliarden Schweizer Franken zu rechnen. 

Ein solches Erdbeben ereignet sich durchschnittlich alle 50 bis 150 Jahre irgendwo in der Schweiz oder im grenznahen Ausland. «Schwere Erdbeben können aber grundsätzlich überall auftreten», schreibt der SED. Er stellt deshalb für jeden Kantonshauptort und eine weitere Ortschaft ein Szenario für ein schadenbringendes Beben mit einer Magnitude 6 bereit. Diese insgesamt 59 Szenarien sollen dazu beitragen, Behörden und Bevölkerung für die Auswirkungen von schadenbringenden Erdbeben in der Schweiz zu sensibilisieren. 

- > Hier gehts zur Karte mit sämtlichen Szenarien

Das Modell werde in den nächsten Jahren noch verbessert. Es wurde vom SED in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu), dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs), der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und weiteren Partnern aus der Wirtschaft erstellt.

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