Erfolgsgeschichte geht an nächste Generation

Ernst und Esther Lüthi schrieben mit dem «Öpfelhüsli» eine Erfolgsgeschichte. Nun haben sie den Betrieb an den Sohn übergeben. Mit 14 Hektaren Anbaufläche zählt er zu den grössten Obstbaubetrieben im Baselbiet.

Elmar Gächter |

«Öpfelhüsli» und «Hofladen» prangen in grossen blauen Lettern an der Fassade jenes Holzbaus, der von Vorbeifahrenden auf der Hauptstrasse zwischen Liestal und Waldenburg kaum zu übersehen ist. Angesichts des Gebäudes mit einem Grundriss von 50 mal 20  Meter ringt die Bezeichnung «Hüsli» dem Betrachter ein Schmunzeln ab.

2 Millionen investiert

Hier, nur einen halben Steinwurf von der Station Lampenberg-Ramlinsburg der Waldenburgerbahn entfernt, ist das Reich der Familien Lüthi. Seit Jahren produzieren sie Steinobst für den Grosshandel sowie diverse Früchte für den Direktverkauf. Rund zwei Millionen Franken haben Ernst Lüthi und seine Frau Esther 2018 in das neue Laden- und Lagergebäude investiert, geblieben ist der Name «Öpfelhüsli» in Erinnerung an das gleichnamige ehemalige bescheidene Hoflädeli in unmittelbarer Nähe.

Standort und Laden mit einem laufend erweiterten Sortiment haben sich zu einem eigentlichen Renner entwickelt. Nun haben die Eltern Lüthi den Betrieb auf den 1.  Januar 2025 an ihren Sohn David und dessen Frau Marina übergeben. Dass eines seiner vier Kinder in seine Fussstapfen tritt, freut Ernst Lüthi. Eine möglichst optimale Betriebsübergabe war für ihn ein klares Ziel, seit Sohn David vor fünf Jahren in den Betrieb eingetreten ist und Interesse bekundet hat, die Nachfolge anzutreten.

Ausgebildete Obstbaumeister

«Ich war in jungen Jahren im Auftrag des Bauernverbands viel in Landwirtschaftsbetrieben unterwegs. Stets habe ich mich aufgeregt, wenn junge, gut ausgebildete Landwirte ausharren mussten, bis der Altbauer das Zepter aus der Hand gab», so der Meisterlandwirt, der 1996 mit seiner Frau den Milchwirtschaftsbetrieb mitten in Ramlinsburg von seinen Eltern übernommen hat. Sie haben nach und nach auf Obstbau umgestellt und 2018 die Tierhaltung ganz aufgegeben.

Wie Vater Ernst hat sich auch Sohn David zum Obstbaumeister ausbilden lassen. Bei seinem Eintritt in den Betrieb haben die Eltern mit David eine Vereinbarung getroffen: «Der Sohn arbeitet fünf Jahre für uns, und dann arbeiten wir fünf Jahre für ihn.» Seit Anfang Jahr ist Ernst Lüthi mit einem normalen Arbeitsvertrag bei seinem Sohn angestellt – mit fünf Wochen Ferien, betont der 60-Jährige und meint: «Ferien planen muss ich noch lernen.»

Hofladen als Haupteinnahmequelle

Seit Inbetriebnahme des neuen Gebäudes haben Lüthis ihr Sortiment um ein Mehrfaches erweitert. Sie produzieren neben Birnen inzwischen 15  Sorten Äpfel, Steinobst wie Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen, Aprikosen oder Pfirsiche sowie vermehrt Beeren, neu vor allem auch Heidelbeeren. Während sie das Steinobst an die Landi liefern, verkaufen sie alle übrigen Produkte im eigenen Laden und generieren damit einen Umsatz, der rund dreimal höher ist als jener mit dem Verkauf an den Grosshandel.

Haupteinnahmequelle ist der Direktverkauf. Von den Betriebskosten her mit den kleinen Anbauflächen sei er nur rentabel dank der gegenüber dem Verkauf an den Grosshandel wesentlich grösseren Wertschöpfung. Der 27-jährige David Lüthi spricht von einem laufend höheren Absatz. «Corona hat uns sehr geholfen, denn der Umsatz hat sich in dieser Zeit deutlich gesteigert. Und erfreulicherweise ist er auch nach Ende der Pandemie nicht zurückgegangen.»

Mit Pheromonen gegen Schädlinge

Zum Erfolgsrezept hält Ernst Lüthi fest: «Das Obst in der Migros oder Coop ist grundsätzlich nicht qualitativ schlechter, aber bei uns frischer. So haben wir bei den Beeren einen Vorsprung von bis zu drei Tagen.» Dazu kämen auch die gute Lage praktisch direkt an der gut frequentierten Hauptstrasse und die problemlose Zufahrt.

Die grössten Herausforderungen sehen die beiden Obstbaufachleute beim Wetter, insbesondere beim Frost, die Schädlinge habe man einigermassen gut im Griff. Vor allem bewähre sich die Verwirrungstechnik mit Pheromonen, mit der man schon vor ein paar Jahren begonnen habe, erstaunlich gut gegen Schadinsekten. Gegen Trockenheit ist der Betrieb mit einer Tröpfchenbewässerung sowie einem Bewässerungsteich gewappnet.

Vernetzung ist wichtig

Und wie sehen die beiden Unternehmer die Entwicklung ihres Betriebs in den nächsten Jahren? «Wir wollen unsere derzeitige Produktionsfläche von rund 14  Hektaren vergrössern, was im Baselbiet allerdings nicht einfach ist.» Wesentlich sei, stets Augen und Ohren offenzuhalten, um den Wünschen der Kundschaft möglichst jederzeit gerecht zu werden. David Lüthis Eltern werden ihrem Filius auch weiterhin mit ihrem Einsatz zur Seite stehen, ohne ihm Ratschläge zu erteilen.

«Es war mir von Anfang an sehr wichtig, nicht dreinzureden, auch wenn es mir ab und zu ein bisschen schwergefallen ist», lässt Ernst Lüthi durchblicken. «David macht es mindestens ebenso gut wie ich», ist er überzeugt und gibt ihm dann doch noch einen Rat mit: Sich möglichst gut in der Branche zu vernetzen, wie er es seit vielen Jahren unter anderem als Leiter des Fachzentrums Direktvermarktung beim Schweizer Obstverband praktiziert.

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