
Im Gegensatz zum letzten Jahr konnte die Gerste heuer unter besten Bedingungen geerntet werden.
Tim Schmid
In den letzten Tagen wurde überall in der Schweiz Gerste gedroschen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo nur wenige kurze Zeitfenster für den Mähdrusch genutzt werden konnten, ist die Situation heuer ziemlich entspannt: Wenn nicht heute, dann halt morgen, heisst die Devise.
Qualität und Quantität erfreulich
Hochdruckwetter ist angesagt, eine leichte Bise, Aussicht auf einigermassen gute Ernte, was will man mehr. Am Mittwoch waren in den meisten Regionen der Schweiz mehr als die Hälfte der Gerstenfelder abgeerntet. Höchstens in höheren Lagen ist man nicht so weit: im Baselbiet, im Freiburgerland, im Freiamt, im Waadtland oder auch im Thurgau.

Bei konventioneller Gerste liegen heuer zwischen 85 und 100 Kilogramm pro Are drin.
Olivier Ruprecht
In tieferen Lagen des Bernbiets, im Aaretal zwischen Solothurn und Brugg ist sogar der Grossteil der Gerstenernte eingefahren. Die ersten Einschätzungen zur Qualität und Quantität der Gerstenernte sind erfreulich, wie eine nicht repräsentative Umfrage des «Schweizer Bauer» vom Montag bei zehn Getreidesammelstellen in der ganzen Schweiz zeigt.
«Spitzenerträge werden gern gemeldet»
Die Rede ist von Hektolitergewichten zwischen 64 und 67 Kilogramm bei Extenso- und Biogerste und von 68 bis 71 Kilogramm bei intensiv geführter Gerste. Hier ist ein Vergleich zum letzten Jahr angezeigt: Damals lagen die Hektolitergewichte um die 60 Kilogramm mit einer Spannweite zwischen 41 und 65 Kilogramm. Was die Erträge anbelangt: Die meisten Getreidesammelstellen erfassen die Anbauflächen der Produzenten nicht und können deshalb auch keine Aussagen über die Erträge pro Flächeneinheit machen. Sie sind meist auf die Aussagen der Produzenten angewiesen.
«Wir stellen fest, dass deutlich weniger Gerste angebaut wurde.»
«Spitzenerträge von rund 100 Kilogramm pro Are werden uns natürlich gern gemeldet, was darunter liegt, wird uns eher nicht gemeldet», sagt der Leiter einer Sammelstelle in der Ostschweiz. Aber man könne davon ausgehen, dass bei konventioneller Gerste heuer zwischen 85 und 100 Kilogramm geerntet werden könne und bei Extenso- und Biogerste eher 65 bis maximal 80 Kilo pro Are.
Feuchtigkeit kein Thema
Die Feuchtigkeit war heuer im Gegensatz zum letzten Jahr kein Thema. Meist wurde die Gerste mit einer Feuchtigkeit von 11 bis 13 Prozent angeliefert, also eher zu trocken. Nur selten musste ein Posten nachgetrocknet werden, wenn die Gerste zum Beispiel frühmorgens gedroschen wurde und deshalb eine Feuchtigkeit von 18 Prozent aufwies. Manchmal kam es auch vor, dass ein Posten Gerste nachgetrocknet werden musste, selbst wenn das Gesamtmuster trocken war, weil sich zu viele grüne Kerne aus den Fahrgassen angesammelt hatten.

Die Feuchtigkeit war heuer im Gegensatz zum letzten Jahr kein Thema.
Doris Bigler
Auch die Mycotoxinbelastung bei der Gerste ist heuer im Gegensatz zum Jahr 2024 kein Thema. Obwohl die Gerstenernte noch nicht abgeschlossen ist, eines haben alle Getreidesammelstellen festgestellt: Es wird weniger Gerste angebaut und deutlich weniger Gerste abgeliefert als in den Vorjahren. Wie viel weniger, lässt sich spätestens in einer Woche sagen. Im Thurgau beispielsweise lassen die Saatgutverkäufe darauf schliessen, dass 10 Prozent weniger Gerste angebaut wurde, schweizweit sind es eher 7 Prozent.