Die Europäische Kommission hält an ihrem Ziel fest, bis 2030 den Biolandbau in der Gemeinschaft auf 25 % der Agrarflächen auszuweiten. Das erklärte die Referatsleiterin für Biolandbau in der Generaldirektion für Landwirtschaft der Kommission (DG AGRI), Elena Panichi.
Der «Policy Day» stand unter dem Titel «Politische Unterstützung für die Entwicklung des Bio-Marktes in Zeiten der Krise». Panichi bezeichnete die 25 % als «vernünftiges und erreichbares» Ziel. Zudem sieht die Beamtin darin ein klares Signal dafür, dass ein Wandel in den Anbausystemen erforderlich ist. Um das Flächenziel zu erreichen, habe die Kommission den Bioaktionsplan vorgelegt, der aus drei zentralen Elementen bestehe: Dem Ausbau des Konsums, Massnahmen zur Erhöhung der Bioanbaufläche und der Förderung der Nachhaltigkeitsziele.
Konsum zentral
Die zentrale Stellschraube sieht Panichi beim Konsum. Dieser sei der Treiber für den Wandel im Biolandbau, betonte die Kommissionsvertreterin. Staatssekretärin Silvia Bender vom deutschen Bundeslandwirtschaftsministerium bekräftigte ebenfalls, dass am deutschen Bioausbauziel von 30 % bis 2030 festgehalten werde, obwohl das letzte Jahr die Umstände vollständig verändert habe.
«Der Biolandbau ist auch jetzt der richtige Weg», sagte Bender. Das vergangene Jahr habe zudem gezeigt, wie wichtig es sei, unabhängiger von der globalen Lebensmittelkette zu sein. Im Sommer solle die neue Zukunftsstrategie biologischer Landbau (ZöL) vorgelegt werden, die derzeit von der gesamten Bundesregierung ausgearbeitet werde.
Fokus auf den Markt legen
Um dem Biolandbau einen Schub zu geben und den Biokonsum voranzubringen, habe das Agrarressort einige Punkte vorgezogen und eine Änderung des Bio-Landbaugesetzes (ÖLG) und des Bio-Kennzeichengesetzes (ÖkoKennzG) auf den Weg gebracht, berichtete Bender.
Aus wissenschaftlicher Sicht stellte Dr. Nicolas Lampkin vom Thünen-Institut (TI) fest, dass es derzeit zu wenige Ambitionen in den EU-Mitgliedstaaten gebe, den Biolandbau auszubauen, um das Brüsseler Ziel zu erreichen. Mit den derzeitigen Bioausbauzielen der EU-Ländern werde EU-weit lediglich ein Bioanteil von 15 % erreicht. Wichtig ist aus Sicht Lampkins, den Fokus auf den Markt und auf die finanzielle Förderung zu legen.
Für Plagge Kanada warnendes Beispiel
Der Präsident von IFOAM Organics Europe, Jan Plagge, kritisierte die Preisgestaltungsmacht der grossen Lebensmitteleinzelhändler. Ein «Game Changer» wäre für ihn, wenn die Erzeugergemeinschaften und nicht mehr die Lebensmittelkonzerne die Preise vorgeben könnten. Die Biolandwirte produzierten ökologische Dienstleistungen und gute Lebensmittel.
Wenn Bauern ihre Produktionsweise umstellten, müssten ihnen auch faire Preise gezahlt werden. Das sei eine wichtige Diskussion, so Plagge. Er forderte ausserdem, dass sich in der Beschaffung etwas ändern müsse. Hier müssten umweltrelevante Kriterien eine grössere Rolle spielen. So brauche es etwa in öffentlichen Kantinen mindestens einen Bioanteil von 20 % bis 30 %.
Zudem mahnte der Verbandspräsident den Erhalt des Vorsorgeprinzips im EU-Gentechnikrecht an. Dieses müsse weiterhin konsequent auch für neue Gentechniken gelten, unterstrich Plagge, der zugleich Bioland-Präsident ist. Kanada zeige «auf abschreckende Weise», was passiere, wenn der Rechtsrahmen zur Gentechnik aufgeweicht werde.
Der Biolandbau gerate dann in massive Schwierigkeiten, da die Biobauern ein gentechnikfreies Arbeiten nicht mehr gewährleisten könnten. So weit dürfe es in Europa nicht kommen, warnte Plagge.
