Freihandel bringt tiefere Preise – auf Kosten der Umwelt

Fallen bis 2045 alle Handelsbarrieren weg, soll der Ausstoss von CO2 wegen Waldrodung um zusätzliche 15 Prozent steigen. Dies ist das Resultat einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Daniel Salzmann |

Fallen bis 2045 alle Handelsbarrieren weg, soll der Ausstoss von CO2 wegen Waldrodung um zusätzliche 15 Prozent steigen. Dies ist das Resultat einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Eine vollständige Liberalisierung des Agrarhandels verbilligt die Nahrungsmittelerzeugung. Gleichzeitig werden aber Umwelt und Klima gefährdet. 

Dies zeigt eine Studie auf, die Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung im Vorfeld der UNO-Weltklimakonferenz in Durban (Südafrika) in der Zeitschrift «Global Environmental Change» veröffentlichten. Die Forscher modellierten sowohl die ökonomischen Auswirkungen (Preise, Handelsvolumen) als auch die Folgen für die Umwelt (Landnutzung, Klima) bis ins Jahr 2045.

Drei Öffnungsszenarien wurden durchgerechnet:

  • Beim Referenzszenario bleiben die Handelsbarrieren, so wie sie heute sind.
  • Bei einem mittleren Öffnungsszenario reduzieren sich die Handelsbarrieren alle zehn Jahre um 10%, wie es in den letzten Jahren etwa der Fall war.
  • Beim Liberalisierungsszenario verschwinden bis 2045 alle Barrieren.

15 Prozent mehr Treibhausgase

Wird der Agrarhandel bis 2045 von allen Schranken befreit, würden die Kosten der Agrarproduktion um rund einen Zehntel sinken. Zugleich stiege der Ausstoss von klimaschädlichen Treibhausgasen aus der Landwirtschaft um 15% gegenüber dem Szenario ohne Ausweitung des Handels. Hauptursache wäre die Verlagerung der Produktion in die tropischen Regionen, wo Urwälder in Ackerflächen umgewandelt würden, was grosse Mengen an CO2 freisetzt. Die Emissionen von Methan und Lachgas wären fast gleich wie bei der Referenz.

Bei Getreide und Ölsaaten könnten im Liberalisierungsszenario Nordamerika und Europa weniger exportieren. Profitieren würden Lateinamerika, Subsahara-Afrika und Australien. Generell würde Lateinamerika von einer Liberalisierung bezüglich Exporte am meisten profitieren, da es auch beim Zucker  weiter zulegen könnte. Bei Gemüse und Früchten hingegen würden China und Indien mehr exportieren, beim Fleisch wäre es fast ausschliesslich China. 

Klima einbeziehen

Im mittleren Öffnungsszenario fiele die Verbilligung der Nahrungsmittelerzeugung nur etwa halb so hoch aus wie bei einer vollständigen Befreiung. Dennoch würden die klimaschädlichen Emissionen um fast 10% zunehmen. Angesichts der Studienergebnisse fordern die Wissenschaftler, die Liberalisierung des Agrarhandels und den Klimaschutz in internationalen Verhandlungen nicht länger getrennt zu betrachten.

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