«Geflüchtete sind auf Höfen keine Fremden»

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Seit Ende Februar herrscht in der Ukraine Krieg. Rund 70 Praktikantinnen und Praktikanten aus der Ukraine leben bei Schweizer Bauernfamilien. Monika Schatzmann, Leiterin Agrimpuls, führt im Interview aus, wie sich die Geflüchteten fühlen und wie sich die Bauernfamilien für sie einsetzen.

Die Praktikantinnen und Praktikanten für das drei- bis viermonatige Agrimpuls-Praktikum stammen in der Regel mehrheitlich aus Osteuropa – unter anderem aus der Ukraine und Russland. Wie hat Agrimpuls die Situation nun nach Ausbruch des Kriegs dort erlebt?
Monika Schatzmann: Die meisten der rund 70 von uns vermittelten Praktikantinnen und Praktikanten aus der Ukraine, die bei Ausbruch des Krieges bereits hier waren, haben den Schutzstatus «S» beantragt und sind geblieben. Wir waren immer in Kontakt mit unseren Partnerbüros in der Ukraine und haben nun auf den Herbst hin auch wieder vereinzelt Praktikantenstellen vermittelt – allerdings nur an Ukrainerinnen, da Männern zwischen 18 und 60 Jahren die Ausreise nach ukrainischem Kriegsrecht aktuell ja grundsätzlich verboten ist, ausser sie hätten Kinder.

Welche Rückmeldungen hatte Agrimpuls von den Praktikanten und ihren Praktikumsbetrieben?
Die Rückmeldungen waren sehr unterschiedlich und decken sich wohl mit den Erfahrungen, die andere Gastfamilien auch gemacht haben, die Geflüchtete aufnahmen. Einzelne Betriebe haben uns beispielsweise erzählt, dass Praktikanten in Angst und Schrecken versetzt wurden, wenn Flugzeuge durchgeflogen seien. Viele Praktikantinnen und Praktikanten haben im Frühling sicher auch noch gehofft, dass es bis spätestens im Herbst eine Lösung des Konflikts geben würde – diese Lösung ist momentan aber leider nicht in Sicht.

Agrimpuls vermittelt Schweizer Praktikanten ins Ausland  und ausländische Praktikanten und Arbeitskräfte auf Landwirtschaftsbetreibe in der Schweiz, organisiert weltweite Sprachschulaufenthalte und Gruppenreisen. Als Ergänzung bietet Agrimpuls Kurse zum  Thema  Arbeitsrecht und Ausländerregelung an.

Ist die Integration auf Landwirtschaftsbetrieben einfacher?
Ein Vorteil, den wir aus unserer Sicht respektive bei den Landwirtschaftsbetrieben beobachten konnten, war, dass die aufgenommenen Personen oftmals eben keine Fremde waren. Bei bereits hier weilenden Praktikantinnen oder Praktikanten sind teilweise einfach weitere Familienmitglieder hinzugekommen, in anderen Fällen haben sich ehemalige Praktikanten bei ihren Betrieben gemeldet gefragt, ob sie wieder auf den Betrieb zurückkommen könnten. Dies hat die Situation sicher sowohl für die Geflüchteten wie auch für die Gastfamilien ein bisschen vereinfacht.

Was hat Sie bei den Bauernfamilien überrascht?
Wir haben auch sehr über den Einsatz der Betriebe gestaunt, die beispielsweise geschaut haben, dass geflüchtete Familien zusammenbleiben konnten oder in ihren eigenen Familien Unterkünfte für geflüchtete Familienangehörige ihrer Praktikanten gesucht haben, damit sie in der Nähe bleiben konnten. Grundsätzlich haben wir beobachten können, dass die Betriebe, die für Hilfe angefragt wurden und es irgendwie einrichten konnten, diese Hilfe auch angeboten haben.

Und wie sieht das nächste Jahr aus?
Wir prüfen, welche Möglichkeiten wir mit neuen Ländern für nächstes Jahr aufbauen können beziehungsweise welche bestehenden Programme wir ausbauen können.

Temporäres Zuhause auf dem Bauernhof

Die Geschwister Ira und Vlad weilen für unbestimmte Zeit in der Schweiz – solange in der ukrainischen Heimat der Krieg tobt, ist kaum an eine Rückkehr zu denken. Auf dem Riedenholzhof in Zürich haben die beiden bei Küchlers ein temporäres Zuhause gefunden. -> Hier gehts zum Artikel

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