Das Angebot in den Manor-Filialen ist kaum zu übersehen: Seit dem «Black Friday» Ende November zum Start in die Weihnachts-Shopping-Saison preist der Detailhändler den Inhabern einer «Manor World Mastercard» attraktive Rabatte an. Manor will so neue Kunden von den Vorteilen der Karte überzeugen.
Die Gratiskarte unterscheidet sich von gewöhnlichen Kundenkarten, die zum Punktesammeln einladen. Mit einer Manor-Kreditkarte lässt sich etwa die Bezahlung von Einkäufen auf den nächsten Monat verschieben.
Beliebte bei Bezahl-Apps
Eine «Pay Later»-Funktion für Einkäufe zwischen 10 und 1000 Franken bietet auch die Bezahl-App Twint ihren Kunden. «Der Kauf auf Rechnung ist in der Schweiz beliebt und ein wachsendes Kundenbedürfnis», sagt eine Sprecherin von Twint auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.
Seit Einführung im Sommer 2023 sei die «Pay Later»-Option bei den Kunden gut angekommen, heisst es bei Twint weiter, ohne dazu konkrete Zahlen zu nennen. Von einer «gut etablierten und zuverlässigen» Zahlungsmethode spricht das schwedische Fintech-Unternehmen Klarna mit Blick auf «Pay Later».
Höherer Einkaufswert
Detailhändler in der Schweiz begrüssten das spätere Bezahlen, sagt eine Klarna-Sprecherin zu AWP. Denn dies erhöhe laut Befragungen den durchschnittlichen Wert eines Einkaufs und kurble das Geschäft an – insbesondere im Online-Handel.
Die Konsumenten wiederum schätzten an dieser Bezahlforma, dass sie die online bestellte Ware vor der tatsächlichen Bezahlung prüfen können. «Den zunehmenden Trend für diese Bezahl-Option beobachten wir seit über einem Jahr», so die Klarna-Sprecherin weiter.
1,8 Milliarden Franken
Kaufe die Weihnachtsgeschenke heute, bezahle sie aber erst später. Diese Zahlungspraxis nehme in der Schweiz stark zu, sagt Ökonom Arthur Jurus von Oddo BHF. «Wie anderswo, verzeichnet auch die Schweiz einen Anstieg bei aufgeschobenen Zahlungen.»
Die Entwicklung werde durch die Zunahme des Online-Geschäfts oder dank Rabatttagen wie «Black Friday» verstärkt, hält Jurus fest. Er schätzt, dass die «Buy Now, Pay Later»-Transaktionen pro Jahr um 14 Prozent zulegen. Das Geschäftsvolumen belaufe sich hierzulande gleichwohl nur auf rund 1,8 Milliarden Franken.
USA: Explosives Wachstum
Im internationalen Vergleich verzeichnen die USA bei «Buy Now, Pay Later» laut Jurus ein «explosives Wachstum». Er schätzt, dass beinahe jeder zweite US-Amerikaner diese Option für Weihnachtseinkäufe nutzt. Auch in Europa, vor allem in Skandinavien, sei die Zahlungsoption weit verbreitet, während in China gemessen am Volumen am meisten heute gekauft und erst morgen bezahlt werde.
In diesem Jahr wollen die im Rahmen einer jüngst publizierten EY-Studie befragten Schweizer Konsumenten trotz wirtschaftlicher Unsicherheit mehr Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Im Durchschnitt dürften die Ausgaben gegenüber dem Vorjahr um rund ein Fünftel auf 341 Franken steigen.
