
Luchse sind Einzelgänger, die grosse Gebiete für sich beanspruchen. Die Reviergrösse variiert stark in Abhängigkeit von der Waldstruktur und der Dichte der Beutetiere. Sie kann bis zu 450 Quadratkilometer umfassen. Die männlichen Tiere haben grössere Reviere als die weiblichen. Gejagt wird vorwiegend in der Dämmerung und nachts.
Monika Gerlach
Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) habe diese Aussetzung Ende November bewilligt, sagte die zuständige Bündner Regierungsrätin Carmelia Maissen (Mitte) am Mittwochmorgen im Grossen Rat in Chur. Bereits Anfang 2025 waren die Verantwortlichen der Behörden und Organisationen für Gespräche zusammengekommen.
Nun würden die Jagdbehörden ab Februar 2026 mit der Fangaktion im Jura beginnen. Die Stiftung Kora und das Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit (Fiwi) begleiten die Umsiedlung. Der zweite Luchs aus den Karpaten soll dann im Jahr 2028 folgen. Diese Wildfänge seien sehr gefragt, erklärte Maissen. Deshalb müsse man sich noch etwas gedulden. Die Bewilligung des Bafu ist bis Ende 2030 gültig.
Ersatz für getötete Tiere
Die Ansiedlung der beiden neuen, erwachsenen Luchse sei eine Art Schadenersatz, so Maissen weiter. Gleichzeitig könne auf diese Weise die genetische Vielfalt des Luchsbestands gestärkt werden, schrieb der Kanton Graubünden in einer Mitteilung. Die Tiere sollen in die Surselva gebracht werden – jenes Gebiet, wo der Wildhüter im November 2024 die drei Luchse tötete.
Bei der Jagd auf Wölfe verwechselte er damals Wölfe mit einem Luchsmännchen und zwei Jungen. «Ein grosser Fehler», sagte Adrian Arquint damals zu Keystone-SDA. Der Wildhüter sei der festen Überzeugung gewesen, auf drei zum Abschuss freigegebene Jungwölfe zu schiessen, so der Co-Leiter des Amts für Jagd und Fischerei. Der Vorfall geschah nachts. Die Tiere wurden mittels Wärmebildtechnik aufgespürt.
17 Luchse in Graubünden
«Es machte es sicherlich nicht einfacher, aber ein Wildhüter kann Luchse von Wölfen grundsätzlich auch nachts unterscheiden», so Arquint im November 2024. Der Wildhüter wurde schliesslich wegen mehrfacher Übertretung des eidgenössischen Jagdgesetzes und wegen fahrlässiger Tötung einer geschützten Tierart verurteilt. Der Strafvorwurf lautete, der Wildhüter habe die Tiere vor dem Schuss nicht genügend klar identifiziert. Er erhielt eine Geldbusse im vierstelligen Bereich und wurde von der Wolfsjagd ausgeschlossen.
Bei einem Fotofallenmonitoring schätzten die Bündner Behörden den aktuellen Luchsbestand im Spätwinter 2025 auf 17 Tiere. Im Vergleich zum letzten Monitoring im Jahr 2021 veränderte sich der Bestand nicht signifikant. Damals waren es geschätzt 15 Luchse.
Die Wildtiere sind hauptsächlich im Nordwestesn des Kantons verbreitet. In der Surselva, am Calandamassiv, im Safiental, dem Heinzerberg und Schamserwald, im Avers und in der Gemeinde Rheinwald fühlen sich die Luchse besonders wohl, wie aus dem Jahresbericht des AJF hervorgeht. Auch im Engadin und im Bergell gab es Nachweise. Dieses Jahr wurde gar ein Exemplar im Calancatal beobachtet.