Nach den Blogs aus Neuseeland, von der Alp Meienfall im Diemtigtal und der Alp Pfidertschegg im Eriz, bloggt Esther Schneiter wieder auf www.schweizerbauer.ch. Nun aus ihrem Leben als Lehrerin und Landwirtin.
Breits sind wir mehr als einen Monat auf der Pfidertschegg. Alles in Allem sind wir überdurchschnittlich gut gestartet. Bisher war nie ein Tier krank, das Gras ist fleissig gewachsen. So macht zBärg-gehen gerade doppelt so viel Spass.
Zwar hatten wir mehrmals Hagel, doch wir wurden vor grösseren Schäden verschont und auch die Stimmung unter uns ist gut. Jedenfalls bis am Mittwoch. Doch dazu später mehr.
Schüler aus Basel
In der Hitzewoche leisteten Schülerinnen und Schüler aus der Agglomeration Basel ihren Umwelteinsatz bei uns. Es war eine spannende und herausfordernde Woche. Für viele der jungen Erwachsenen war es das erste Mal, dass sie auf einer Alp waren und Unkraut bekämpften.
Erstaunlich für mich war, dass nicht unbedingt die Hitze ein Motivationskiller war. Viel mehr das lange Gras, das «an den Beinen juckt», wie sie uns sagten.
Über 30 Grad im Stall
Das war bei den Tieren anders. Am Donnerstag vergangener Woche war es windstill. So stiegen die Temperaturen im Stall stark an, bei den laktierenden Kühen auf weit über 30°C, bei den Rindern fast 10°C wärmer. Zudem war die Luft nicht gerade frisch und reich an Sauerstoff. Da habe ich mit den Tieren Mitleid und kann verstehen, dass sie unruhig sind und das Melken so erschwert wird.
120 Rundballen und über 260 Kubikmeter Emd
Doch ich will nicht jammern, das Wetter war ideal. Während ich die Schulklasse oben betreute, war Töbu in Fahrni mit dem Heuen und Emden beschäftigt. In den letzten zwei Wochen wurden 120 Rundballen gepresst.
Das reicht für die Rinder während dem ganzen Winter aus. Zudem haben wir bereits die ersten vier Hektar Emd eingeführt.
Gute Futterbilanz
Im Frühjahr liess sich das Gras Zeit mit wachsen. Im letzten Monat ist es aber förmlich aus dem Boden «geschossen». Bisher haben wir eine sehr gute Futterbilanz, sowohl vom Ertrag wie auch von der Qualität her. Wir konnten immer grosse Flächen mähen und waren dadurch schlagkräftig, was die Arbeits- und Maschinenkosten senkt.
Dies bedingt aber eine gute Organisation, vor allem, wenn Töbu auf dem Talbetrieb ist und ich immer oben und für die Schulklasse koche. Zwei Haushalte gleichzeitig zu führen, ist nicht immer einfach. So kann es vorkommen, dass das eine oder andere eben fehlt.
Misten im Sommer
Auch jetzt spielt das Wetter perfekt mit. Mit der Abkühlung und den nächtlichen Niederschlägen ist das Ausbringen der Gülle in Fahrni und das Misten auf der Pfidertschegg ideal. Ja, wir haben mitten im Sommer Mist geführt.
Die Kühe haben die letzte Heugrasweide abgefressen, nun sind sie im Emd. Bis sie wieder in die letzte Weide kommen, dauert es vier bis fünf Wochen. Bis da ist der Mist bei so wachsigem Wetter hoffentlich eingewachsen. Zudem ist Töbu der festen Überzeugung, dass der Mist auf der Alp im Sommer mehr dient, als wenn er erst im Herbst ausgebracht wird. Klar im Wissen, dass die Tiere möglicherweise nicht ganz alles Gras fressen werden.
Strassenarbeiten wieder gestoppt
Die Arbeiten an der Strasse wurden ebenfalls fortgesetzt. Es wurden Bäche verbaut, Viehroste eingelegt und die letzten Einschnitte in die Weiden gemacht. Leider fehlt noch der definitive Beschluss einer Projektänderung. So ist wieder ein Baustopp eingelegt worden. Wir hoffen, dass die Strasse im Herbst definitiv fertig gestellt werden kann. Klar ist dies wichtig, doch steht es nicht zuoberst auf unserer Wunschliste. Viel mehr wünschen wir uns, dass der Sommer so weiter geht, wie er begonnen hat, nämlich ideal für uns.
Gras nahm Schaden
Ich habe den Blog am Mittwochmorgen geschrieben, da war alles noch superschön. Am Abend hat uns ein heftiges Gewitter mit viel Hagel heimgesucht. Das Gras hat grossen Schaden genommen, ebenfalls die neue Strasse. Klar ist das nicht gerade toll, doch wir lassen denn Kopf nicht hängen. Nach dem Regen scheint wieder die Sonne. Und wie sagt man so schön «das isch äbe buret»!
Unser Betrieb
Auf unserem Hof leben im Sommer zirka 25 Kühe (im Winter zirka 40 Kühe), 30 Rinder und 15 Kälber. Der Talbetrieb liegt im Bach, Gemeinde Fahrni BE. Hier produzieren wir auch das Futter für den Winter. Den Sommer, rund 100 Tage, verbringen wir auf der Alp Fiedersegg im Eriz. Die Tiere grasen nachts auf der Weide. Tagsüber sind sie im Stall, wo sie sich ausruhen können und vor Insekten und der Hitze geschützt sind.