IG Bauernunternehmen bangt um Produktion

Die landwirtschaftliche Bildung, das Wissen und Produktionspraktiken sieht die Interessengemeinschaft gefährdet. Es brauche mehr Unternehmertum.

rab |

Nein, die Interessengemeinschaft Bauernunternehmen (IG) ist keine bäuerliche Organisation wie jede andere. Nicht Bundesbeiträge, Buntbrachen oder andere ideologisch verzerrte Anliegen stehen bei der IG auf der Traktandenliste. Die IG steht für den technologischen Fortschritt und eine auf die Produktion fokussierte effiziente Schweizer Landwirtschaft. Dies kam am Jahrestreffen der IG Bauernunternehmen von vergangener Woche klar zum Ausdruck.

IG fordert stabile Rahmenbedingungen

Präsident Samuel Guggisberg wies in erster Linie auf die zunehmenden Probleme hin, die mit den restriktiven Zulassungspraktiken seitens Bund bei Pflanzenschutzmitteln einhergehen. «Das Parlament muss in Sachen Pflanzenschutzmittel stabile Rahmenbedingungen schaffen.» Man habe bei einigen Kulturen grosse Probleme, die geforderten Qualitäten zu liefern. «Eine Reduktion der eingesetzten Mengen kann zu einer ungenügenden Wirkung und so zu Resistenzen führen», sagte Guggisberg.

Es sei untragbar, wenn man sehe, welche Mengen Weizen in einem schlechten Jahr deklassiert oder vernichtet würden. Insbesondere im Biobereich sei im vergangenen Jahr viel Essen auf dem Feld geblieben. Es könne nicht sein, dass man in der Schweiz Mindererträge oder Ernteausfälle in Kauf nehme und das Defizit dann mit Importen kompensiere. «Wir kaufen durch unser Verhalten einfach anderen Menschen das Essen vom Teller», so Guggisberg weiter. Der Bund, der hier eine Verantwortung tragen würde, verschleppe weiter die Zulassung neuer und moderner Pflanzenschutzmittel.

Digiflux nicht zielführend

Ebenfalls hart ins Gericht geht Guggisberg mit Digiflux. «Das hat den Steuerzahler bisher 8 Millionen Franken gekostet. Das für ein Tool, das am Schluss nicht den gewünschten Effekt bringen wird.» Dieses Geld würde man besser in die Forschung beispielsweise verträglicher Pflanzenschutzmittel investieren. Guggisberg sagte aber auch, dass die Schweizer Landwirtschaft nach wie vor einen hohen Rückhalt in der Bevölkerung geniesse. Dies hätten die Abstimmungen und Wahlen in den vergangenen Monaten und Jahren gezeigt.

«Unser gemeinsames Engagement mit den Protesten hat sich gelohnt»

Samuel Guggisberg

Zudem habe auch das Parlament die vom Bundesrat vorgeschlagenen Kürzungen im Budget und im Zahlungsrahmen verworfen. «Unser gemeinsames Engagement mit den Protesten hat sich gelohnt», bilanziert Guggisberg. Doch mit der Initiative für eine sichere Ernährung stünde bereits die nächste Herausforderung an. Die Initiative sei eine eigentliche «Vegi-Initiative», die die tierische Produktion weiter schwächen wolle. Dass auch die Ernährungsstrategie des Bundes in diese Richtung ziele, kritisiert Guggisberg ebenfalls.

Dass beispielsweise Rindfleisch in der Ernährungspyramide deklassiert wurde, kann er nicht nachvollziehen. «Es ist fraglich, ob die Empfehlungen aus ökologischer oder medizinischer Sicht sinnvoll sind. In der Schweiz müssen wir zwei Drittel der Flächen übers Gras veredeln. Dass man hier die Ackerkulturen beziehungsweise die pflanzliche Ernährung stärkt, geht nicht auf», so Guggisberg. Zudem verkenne die Strategie den Wert des organischen Düngers, der die Tierhaltung dem Pflanzenbau zur Verfügung stelle.

Landwirte zu Unternehmer ausbilden

Auch die Einkommen der Landwirte müssten sich verbessern. Der durchschnittliche Verdienst pro Familienarbeitskraft liege bei knapp 55’000  Franken. «Für eine nachhaltige Schweizer Landwirtschaft brauchen wir kostendeckende Produzentenpreise», so Guggisberg. Im Zentrum der gut besuchten Veranstaltung am Inforama in Zollikofen stand die Ausbildung junger Landwirte. Präsident Guggisberg erklärte, dass man Landwirte stärker zu Unternehmern ausbilden müsste. «Die dreijährige Lehre EFZ reicht dazu nicht», so Guggisberg.

Kaspar Grünig, Direktor des Inforama Rütti, hielt fest, dass man im Kanton Bern im Vergleich zu anderen Kantonen einen Fokus auf betriebswirtschaftliche Fragen gelegt habe. «Besonders bei Hofübergaben, Schätzungen oder strategischen Fragen haben wir ein kompetentes Team», so Grünig. Ferner hielt der Inforama-Direktor fest, dass die Anzahl Auszubildender stabil bleibe. Dies bei gleichzeitigem Strukturwandel von 2 Prozent. «Wir haben immer mehr Quereinsteiger», erklärt Grünig. Der Beruf werde ausserhalb der Branche beliebter, und längst nicht alle Absolventen hätten die Möglichkeit, einen Betrieb zu führen.

Direktzahlungen im Fokus

Kritisch merkte ein Teilnehmer an, dass junge Landwirte ihren Fokus stärker auf die Optimierung der Direktzahlungen legen würden. «Weil die Direktzahlungen einen grossen Teil des Einkommens ausmachen, legen Landwirte ihren Fokus darauf», sagte der Teilnehmer. Fernand Andrey, Vizepräsident der IG BU, pflichtet dem bei.

«Jungbauern optimieren die Direktzahlungen und konzentrieren sich auf andere Tätigkeiten als die landwirtschaftliche Produktion. Langfristig geht viel Wissen verloren, und wir laufen produktionstechnisch in eine Sackgasse», sagte Andrey. Dies und fehlende unternehmerische Kompetenzen würden dazu führen, dass immer weniger Landwirte in der Lage seien, einen Betrieb erfolgreich zu führen.

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