Im Einsatz für ein reges Bodenleben

Je nach Bodenbedeckung erwärmt sich das Ackerland unterschiedlich stark. Der Vergleich mit einer Strasse überrascht.

Anine Hungerbühler |

Es ist allgemein bekannt, dass sich Asphalt an heissen Sommertagen stark erwärmt. Überraschender war für die Teil- nehmenden des Bodentags bei der Firma Zurbuchen Bodenschutz in Lippoldswilen TG die Erkenntnis, dass eine unbedeckte Ackerfläche noch höhere Temperaturen erreichen kann.

Hanspeter Lauper vom Lohnunternehmen Landag in Wiler bei Seedorf BE stellte Messungen vor, wo sich die Strasse auf rund 50 °C erwärmte, die unbedeckte Ackerfläche aber gar auf rund 59 °C. Wasser habe die höchste spezifische Wärmekapazität al ler Stoffe.

«Also arbeiten wir doch damit», sagte Lauper und verwies auf die Messergebnisse der Fläche mit Gründüngung, die sich bloss auf circa 37 °C erwärmte. Zum Vergleich: Der Waldboden erreichte eine Temperatur von rund 18 °C.

Gründüngungen säen

Die Gründüngung helfe, den Boden zu kühlen aufgrund der Assimilation: «Wir können die Natur nützen, indem wir einen Sonnenschirm über das Gras spannen.» Dagegen entferne jede Bodenbearbeitung Wasser vom Feld. Das könne bei Nässe auf den Feldern wie momentan aber auch ein Vorteil sein. Wird auf Bodenbearbeitung verzichtet und die Gründ­üngung gewalzt, könne dann bei Unkrautdruck ein Totalherbizid notwendig sein vor der Direktsaat.

«Wenn wir die Chemie gezielt einsetzen, ist das für die Prozesse wahrscheinlich nachhaltiger, als wenn der Boden immer zerstört wird», so Lauper über Bodenbearbeitungsmethoden. Die Direktsaat müsse aber richtig gemacht werden, ansonsten brauche sie mehr Chemie.

Zudem könnten mit den Gründüngungen die Würmer im Boden ernährt werden. «Man sagt, die Würmer brauchen pro Hektare etwa so viel Futter wie zwei Kühe.» Die Pflanzen hinterliessen zudem ihr Wurzelwerk. «Wie bei Beton, der eine Armierung braucht, benötigt auch der Boden Tragfähigkeit.» Lauper arbeitet nach der konservierenden Landwirtschaft. Diese sei ganzheitlicher als die biologische, da Chemie gezielt mit modernster Technik eingesetzt werde.

Auf der Strasse wenden

Die Anbaugeräte sind laut Lauper in Nordamerika deutlich moderner als in Westeuropa. Aus diesem Grund hätten sie eine Sämaschine aus Übersee gekauft, an die hiesigen kleineren Strukturen adaptiert und sezten nun diese ein. Dabei sei im Unternehmen jedes Fahrzeug mit dem Internet verbunden und könne über eine Cloud abgerufen werden.

Zu beachten: Das Ackerland sei nicht dafür gemacht, darauf zu fahren. «Die Strassen aber schon, deshalb wird ausschliesslich auf ihnen gewendet bei der Landag.» Moderne Technik wird auch zu Kartierungszwecken für die teilflächenspezifische Düngung genutzt. Bei den präsentierten Karten zeigten sich aber grosse Schwankungen des pH-Werts und des Humusgehalts innerhalb einer Parzelle.

Zudem deckten sich die Karten nicht. Die Frage sei jetzt, was die richtige Düngung für jeden Bereich ist. Und warum lohnt sich dieser grosse Aufwand? Ein Boden braucht nach den Ausführungen des Unternehmers 600 Jahre, bis er aufgebaut ist.

Der rechtliche Aspekt beim Bauen

Werde bei einem Bauprojekt Boden abgetragen, regle die Verordnung über Belastung des Bodens, wie damit umzugehen sei, sagte Marius Reinhardt, Anwalt bei Viadukt Recht GmbH, am Bodentag in Lippoldswilen TG.

Das basiere auf drei Grundsätzen: der Prävention, der Verringerung des Bodenabtrags auf ein Minimum und der Verwertung des Unter- und des Oberbodens. Das heisse, nach der Beanspruchung müsse der Boden wieder dieselben Funktionen erfüllen können. Das Porensystem müsse sich wieder bilden können, und die Mächtigkeit der Schichten und deren Abfolgen seien beizubehalten oder wiederherzustellen. Diese Anforderungen würden in der Regel in den Baubewilligungen umgesetzt.

Generell gelte im Umweltschutzrecht das Verursacherprinzip. So bezahlt, wer Öl auf der Strasse verliert. Aber auch als Bauherr gilt man laut Reinhardt als Verursacher. In gewissen Fällen sei es bei Verstössen aber möglich, Gelder wieder vom Bauunternehmer einzufordern. hun

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