Unter dem Deckmantel Naturschutz werden bei Henggart 3ha Land abhumusiert und abtransportiert. Ein Flachmoor soll entstehen. Bauern der Region demonstrierten dagegen. Sie wollen Ähnliches künftig verhindern.
In einer idyllisch gelegenen Waldlichtung unweit der Autobahnausfahrt Henggart ZH machten sich Ende letzter Woche Bagger ans Werk. Auf der frisch abgeernteten Wiese begannen sie, den Humus abzutragen. Es handelt sich um eine ebene Parzelle der Grösse von rund drei Hektaren, die in der Mitte eine leichte Senkung aufweist. Der humusreiche Moorboden ist fruchtbar. Und so weist das Feld alle nötigen Eigenschaften auf, um als geschützte Fruchtfolgefläche (FFF) zu gelten. FFF, die der Kanton Zürich bekanntlich bereits zu wenig hat.
Künstliches Flachmoor
Auf der Waldlichtung entsteht weder eine neue Strasse noch werden Gebäude gebaut. Nein, die Bagger arbeiten für die Umweltschutz-Fachstellen des Kantons Zürich. Sie humusieren den Boden bis zur Seekreide ab, verladen den Humus auf Raupendumper, die ihn an den Feldrand bringen. Am Feldrand wiederum laden andere Bagger den Humus auf Lastwagen, welche ihn nach Ellikon ZH bringen. In Ellikon wird damit landwirtschaftliches Kulturland aufgewertet. In einem zweiten Schritt wird auch ein Teil des Unterbodens abtransportiert. Anschliessend soll die Fläche quasi geflutet werden. So entsteht ein Flachmoor. An eine landwirtschaftliche Produktion ist dann nicht mehr zu denken.
Eigentlich hätten auf der Parzelle nur die Drainagerohre saniert werden sollen. Dazu habe der Eigentümer beim Kanton angeklopft. Der Kanton habe ihm daraufhin ein verlockendes Angebot gemacht, informierte der Zürcher Bauernverband (ZBV) an einer Pressekonferenz und Bauern-Demonstration vor Ort. Denn nebst Vertretern des ZBV waren auch rund 30 Landwirte mit ihren Traktoren anwesend. Sie legten die Baustelle lahm und wollten damit ein Zeichen setzen. Erzürnt waren sie vor allem über den Kanton Zürich. Dieser bot dem Bauern an, auf seiner Parzelle ein Flachmoor anzulegen und ihn mit jährlich 4000 Franken je Hektare zu entschädigen. Da der Bauer aus Henggart keinen Nachfolger hatte, er altershalber aber die Landwirtschaft hätte aufgeben müssen, nahm er das Angebot an.
Zu hohe Entschädigung
Die anwesenden Bauern störten sich vor allem daran, dass der Kanton einen «Pachtzins» bezahlt, mit dem sie nicht konkurrieren können. Zudem ist die Entschädigung deutlich höher als ein Pachtzins, den der Kanton maximal bewilligt.
ZBV-Präsident Hans Frei war sich an der Demo bewusst, dass es jetzt zu spät sei, um dieses Projekt zu verhindern. «Eine ähnliche Kulturlandzerstörung unter naturschützerischem Vorwand darf nie wieder vorkommen», sagte er. Frei wies zugleich darauf hin, dass weitere solche Projekte in Planung seien. So sei etwa der Ausbau des Flughafens Zürich nur möglich, wenn auf 100 Hektaren Naturschutzprojekte als Kompensationsmassnahmen umgesetzt würden. «Diese sind auf landwirtschaftlichem Kulturland geplant», so Frei.
Boden nicht herumkarren
Für den ZBV und die anwesenden Bauern ist es unverständlich, dass gute Böden abtransportiert werden, um andernorts Parzellen zu FFF-Qualität aufzuwerten. Oft handle es sich bei den aufzuwertenden Flächen bereits um gute Böden, wird argumentiert. Zudem verliere die Schweiz so trotz Kulturlandinitiativen und neuem Raumplanungsgesetz ungebremst wertvolles Kulturland. Dies entspreche nicht dem Volkswillen. Zudem würden mit solchen fragwürdigen Projekten viele Steuergelder vernichtet.