Kühe möchten Tandem-Melkstände

Eine Kuh muss nicht nur eine hohe Milchleistung haben. Sie muss ihre Milch auch geben. Das macht sie aber nur, wenn sie nicht gestresst ist. Also, wenn es ihr im Melkstand wohl und der Melker nett zu ihr ist.

Susanne Meier |

Eine Kuh muss nicht nur eine hohe Milchleistung haben. Sie muss ihre Milch auch geben. Das macht sie aber nur, wenn sie nicht gestresst ist. Also, wenn es ihr im Melkstand wohl und der Melker nett zu ihr ist.

Jeder Milchviehhalter kennt das Problem: Eine gestresste Kuh gibt die Milch weniger gut, das Melken dauert länger, das Euter wird nicht leer. Die Rangordnung zwischen den Tieren sowie die Mensch-Tier-Beziehung können Stress auslösen – aber auch die Art des Melkstandes hat einen Einfluss darauf, ob sich die Kuh wohlfühlt.

Kühe nah beieinander

«In Side-by-Side-Melkständen und in Fischgräten-Melkständen stehen die Kühe eng beieinander», begründete Susanne Waiblinger an der Melktechniktagung in Tänikon. Und die Forscherin der Universität Wien ergänzte: «Diese Nähe, verbunden mit der Fixierung, kann gerade bei rangtiefen Kühe zu einem Anstieg des Stresspegels führen.» Beim Tandem-Melkstand hingegen sei die Kuh geschützt vor Aggressionen, so Waiblinger.

Zudem habe sie einen besseren Überblick über das Melkgeschehen, weil von der Seite und nicht wie im Side-by-Side-Melkstand von hinten gemolken wird. Gemäss Waiblinger ist auch die Mensch-Tier-Kommunikation im Tandemmelkstand deshalb am wenigsten eingeschränkt. Doch wie hoch ist der Stresspegel der Kühe in der Praxis denn nun tatsächlich? Das haben Waiblinger und ihre Kollegen in einer Studie auf 80 österreichischen Betrieben mit 21 bis 60 Milchkühen und Fischgräten-, Side-by-Side- oder Tandem-Melkstand untersucht.

Bei Zellzahlen kein Unterschied

Als Kenngrösse massen sie den Spiegel des Stresshormons Kortisol im Blut, und sie verglichen die Zellzahlen in der Milch. «Beim Tandem- hatten die Kühe einen signifikant tieferen Kortisolspiegel im Blut als beim Side-by-Side- und Fischgräten-Melkstand», so Waiblingers Bilanz. «Die Streuung war aber bei den Betrieben mit Fischgräten-Melkständen sehr gross.»

Bei den Zellzahlen fanden die Forscher keine Unterschiede zwischen den Melkständen. Doch auch Zellzahlen werden vom Melkvorgang beeinflusst.

Positive Interaktionen

Eine positive Einstellung des Melkers, dessen Geduld mit den Tieren sowie vermehrte  positive Interaktionen – etwa eine Berührung oder ein Streicheln – führen laut der Studie nämlich zu  tieferen Zellzahlen. Am wenigsten dieser Gesten wurden im Side-by-Side-Melkstand gezählt. Dort war der Melker selber wegen des Gruppenaustriebs am meisten gestresst. «Ein negativer Umgang mit den Kühen schadet auch dem Portemonnaie», warnte Waiblinger, «er führt zu 6 bis 10 Prozent Milchverlust.»

Eine Verlängerte Belüftungsphase ist tendenziell besser

Dass gestresste Kühe keine Milch mehr geben, wissen auch die Schweizer Bauern. Franziska Blümel von Agroscope hat eine Umfrage auf Schweizer Betrieben durchgeführt. Gemäss den Antworten kämpfen 21 Prozent mit Melkproblemen. Die Tiere koten viel, geben keine Milch, betreten den Melkstand nicht gern und haben hohe Zellzahlen. Neben gestörten Mensch-Tier-Beziehungen und falsch geplanten Melkständen kann auch die Technik darauf einen Einfluss haben. Deshalb hat Blümel untersucht, ob verschiedene Pulskurventypen, also unterschiedliche Druck- und Belüftungsphasen im Zitzengummi, einen Einfluss auf den Milchfluss und die Hinterbeinaktivität haben. Gemeinhin gilt ja das Trippeln und Schlagen der Kühe im Melkstand als Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. «Bei der verlängerten Belüftungsphase haben wir den höchsten Milchfluss gemessen, und die verlängerte Belüftungsphase hat zu einem tendenziell höheren Gesamtgemelk geführt», so Blümel. «Die Ergebnisse waren aber nicht statistisch aussagekräftig, und auf das Trippeln hatten die Veränderungen keinen Einfluss.» sum

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