Fleisch von echten Südtiroler Schweinen

Florian und Manuela Wallnöfer engagieren sich auf ihrem Betrieb, um hundert Prozent Südtirol anzubieten. Die Bäuerin nahm an einem traditionellen Anlass eine wichtige Roll wahr.

Christian Zufferey |

Der Name «Hof am Schloss», den Familie Wallnöfer aus Lichtenberg im Vinschgau (Südtirol/Italien) gewählt hat, bezieht sich auf eine Burgruine direkt über ihrem Hof. Sie bewirtschaftet etwa 15 Hektaren, die wegen der extremen Zerstückelung in viele kleine Parzellen aufgegliedert sind.

Hier halten Florian und Manuela Wallnöfer mit ihren Söhnen Tobias und Lukas, die auf dem Betrieb mitarbeiten, etwa 50 bis 60 Ochsen und Kälber. Sie kaufen diese im Alter von drei Wochen von anderen Bauern im Dorf und mästen sie mit betriebseigenem Futter. Geschlachtet werden sie im Alter von ein bis zwei Jahren. Ausserdem besitzen Wallnöfers Hühner, deren Eier sie direkt vermarkten, und eine eigene Imkerei – wobei sie vor allem im Sommer «Almrosen-Honig» produzieren.

Ganzes Leben auf dem Betrieb

Besonders stolz ist Manuela Wallnöfer auf ihre jährlich etwa 100 Schweine, denn es seien zu hundert Prozent Südtiroler. «In Südtirol wird zwar viel Speck produziert und verkauft», erzählt sie, «aber das Fleisch wird grossteils importiert. Unsere Schweine dagegen kaufen wir von Südtiroler Bauern, die wir kennen und denen wir vertrauen.»

Danach verbringen die Tiere ihr ganzes Leben auf ihrem Betrieb – nur für die Schlachtung verlassen sie ihn kurz. Die Verarbeitung, überwiegend durch ihren Sohn Tobias, der Metzger ist, erfolgt wiederum auf dem eigenen Hof. Für Hühner und Schweine müssen sie zwar noch etwas Futter hinzukaufen, überwiegend fressen aber auch sie das auf dem eigenen Betrieb angebaute Getreide.

Spezielle Aprikosen

Hinzu kommen ein Hofladen, regelmässige Teilnahmen an Wochenmärkten oder grösseren Jahrmärkten, für die Wallnöfers einmal im Jahr sogar bis in die Landeshauptstadt Bozen fahren. Sie vermieten zudem vier Ferienwohnungen und ein Ferienhaus. Sie gehören zu den drei von über 1600 Bauernhöfen in Südtirol, die als «spezialisierter familienfreundlicher Betrieb» zertifiziert sind.

Ausserdem besitzen Wallnöfers Obstbäume mit lokalen Sorten. Insbesondere die PalaBirne, aber auch die Original Vinschger Marille, eine Aprikosensorte, die Manuela Wallnöfer als einzigartig im Geschmack beschreibt, aber anspruchsvoll im Anbau. «Wenn sie reif sind, warten sie nicht, bis der Bauer kommt, sondern fallen direkt auf den Boden.» Sie sind auch nicht lagerfähig, weshalb Wallnöfers sie sofort nach der Ernte als Tafelobst verkaufen, zu Sirup verarbeiten oder zu Fruchtaufstrich.

Ehrenamtliche Tätigkeiten inne

Wallnöfers sind auch alle stark mit öffentlichen Tätigkeiten und in Vereinen engagiert. Florian Wallnöfer ist etwa Fraktionsvorsteher, das heisst so etwas wie ein Bürgermeister für die Fraktion Lichtenberg, die ein Teil der politischen Gemeinde Prad am Stilfserjoch ist. Eine anspruchsvolle Tätigkeit. «Ich wünschte mir manchmal lieber etwas weniger Entschädigung, dafür auch weniger Verantwortung», sagt Florian Wallnöfer.

Sohn Lukas engagiert sich im Ortsausschuss des Südtiroler Bauernbunds. Manuela Wallnöfer war von 2009 bis 2012 die erste Südtiroler Braunviehkönigin. Heute ist sie als Ortsbäuerin aktiv – also Vorsitzende der örtlichen Bäuerinnenvereinigung, der etwa 70 Bäuerinnen und Landfrauen angehören. Sie sagt: «Wir Bäuerinnen sorgen dafür, dass im Dorf immer mal etwas los ist, organisieren zum Beispiel Erntedankfeste oder begleiten kirchliche Feiertage.» Am 20. September organisierten sie den Festbetrieb im Rahmen des Almabtriebs, der in ganz Südtirol eine grosse traditionelle Bedeutung hat (siehe Kasten).

Die Rinder der im Nationalpark Stilfserjoch gelegenen Lichtenberger Alm, die am Piz Chavalatsch direkt an die Schweiz grenzt, kamen erst bis zum Dorfrand von Lichtenberg hinter Wallnöfers Hof am Schloss. Hier wurden einige der über 100 Rinder mit Blumenkränzen geschmückt, um so durch das Dorf zu ziehen. Das Fest soll dazu dienen, dass Bauern und Älpler etwas Zeit miteinander verbringen können. «Man spricht in gemütlicher Runde über die Erfahrungen während des zu Ende gegangenen Alpsommers», erklärt Manuela Wallnöfer. Manchmal auch über weniger schöne Erlebnisse – doch meist überwiegt das Positive.

Schon gewusst?

Wenn zwischen Anfang September und Mitte Oktober die Tiere nach einem Alpsommer ins Tal zurückkehren, erfolgt dies fast überall, wo der Brauch gepflegt wird, nach einem ähnlichen Muster: Kühen werden teils schwere Glocken oder Treicheln umgehängt, die schon von weitem hörbar sind, und sie werden mit Blumenkränzen geschmückt. So ziehen sie mit dem Alppersonal öffentlichkeitswirksam mitten durch Dörfer oder Altstädte, bevor die Tiere ihren Besitzern zurückgegeben werden. Während der Brauch in französischen und italienischen Provinzen eher vereinzelt gepflegt wird, sind Alpabzüge im deutschsprachigen Alpenraum eine beliebte Tradition, wenngleich sie etwa in Oberbayern (D) eher im kleinen, familiären Rahmen vollzogen und meist nicht öffentlich bekannt gegeben werden. Grosse Alpabtriebsfeste, wie man sie vielerorts in Österreich und Südtirol unter dem Begriff Almabtrieb kennt oder im Allgäu (Bayern) unter dem Begriff Viehscheid, dienen auch der Imagepflege und dazu, die Anliegen der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit zu platzieren. Wenn der Sommer schwierig war, können Alpabfahrten mit geschmückten Tieren auch abgesagt werden. Absagen gab es dieses Jahr etwa im Grödenertal (Südtirol), weil Schafe nach einer Serie von Wolfsangriffen schon Anfang Juli von der Puezalm zurückgeholt werden mussten. czb

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